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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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alle Carthäuser-Clöster in der gantzen Christenheit, grösten-
theils sehr schön gemahlt, aufgehangen sind.

3.) Die Kirche, welche nicht groß auch gantz simple, aber sehr
[unleserliches Material]propre ist. Der gantze Fuß-Boden ist von hartem Holtz einge-
legt und gebohnet, und der Altar a la Romaine von
Marmor. In der Sacristey sahen wir unter andern Reli-
quien einen Arm-Knochen des Heiligen Brunonis; denn er
lieget nicht hier, sondern in Calabrien, in der 2ten von
ihm gestiffteten Carthause begraben. Wie denn auch das
hiesige Closter erst nach seinem Tode gebauet worden,
und sein aller erster Sitz weiter hinauf eine halbe
Meile von hier entlegen ist, woselbst er mit seinen
Compagnons eine Wohnung gehabt, welche denen
Nachkommen zu enge gewesen, und deswegen hierher
transplantiret worden. Wobey noch obiter zu erinnern
ist, daß das solcher Brunonischen ersten Wohnung am
nächsten gelegene Dorf Chartreuse heiße, und man
daher Brunonem mit seinem Gesellen, deren einsame
Wohnung keinen Nahmen gehabt, les Freres de la Chartreuse
genennet, aus welcher particular Benennung nachgehends
die allgemeine dem Örden und deßen Clöstern beygeleget
worden.

4.) Die Küche, in welcher 3 fratres und etliche domestiquen
arbeiten. Es werden aus derselben täglich über 100 Personen
gespeiset, worunter 30 Mönche und 40 Fratres sind.

5.) Das Refectorium. Die Kannen zum Wein und Waßer
sind von Zinn, die TrinckGeschirre selbst aber von sauberem
Bux-Baum-Holtz.

6.) Den Wein-Keller, der aus 2 Gängen bestehet, und mit
extra großen Fäßern voll gepfropft ist, in welche,
weil sie unbeweglich sind, der Wein vermittelst lederner
Schläuche oben durchs Gewölbe hineingefüllet wird.

7.) Die Butter= und Käse-Gewölber. Die zerlaßene Butter
stehet in gantz vollgegoßenen steinernen Trögen wohl
zugemachtdeckt, und ist die quantitaet der in iedem Troge
enthaltener Centner auswendig in den Stein gegraben.

alle Carthäuser-Clöster in der gantzen Christenheit, grösten-
theils sehr schön gemahlt, aufgehangen sind.

3.) Die Kirche, welche nicht groß auch gantz simple, aber sehr
[unleserliches Material]propre ist. Der gantze Fuß-Boden ist von hartem Holtz einge-
legt und gebohnet, und der Altar á la Romaine von
Marmor. In der Sacristey sahen wir unter andern Reli-
quien einen Arm-Knochen des Heiligen Brunonis; denn er
lieget nicht hier, sondern in Calabrien, in der 2ten von
ihm gestiffteten Carthause begraben. Wie denn auch das
hiesige Closter erst nach seinem Tode gebauet worden,
und sein aller erster Sitz weiter hinauf eine halbe
Meile von hier entlegen ist, woselbst er mit seinen
Compagnons eine Wohnung gehabt, welche denen
Nachkommen zu enge gewesen, und deswegen hierher
transplantiret worden. Wobey noch obiter zu erinnern
ist, daß das solcher Brunonischen ersten Wohnung am
nächsten gelegene Dorf Chartreuse heiße, und man
daher Brunonem mit seinem Gesellen, deren einsame
Wohnung keinen Nahmen gehabt, les Freres de la Chartreuse
genennet, aus welcher particular Benennung nachgehends
die allgemeine dem Ørden und deßen Clöstern beygeleget
worden.

4.) Die Küche, in welcher 3 fratres und etliche domestiquen
arbeiten. Es werden aus derselben täglich über 100 Personen
gespeiset, worunter 30 Mönche und 40 Fratres sind.

5.) Das Refectorium. Die Kannen zum Wein und Waßer
sind von Zinn, die TrinckGeschirre selbst aber von sauberem
Bux-Baum-Holtz.

6.) Den Wein-Keller, der aus 2 Gängen bestehet, und mit
extra großen Fäßern voll gepfropft ist, in welche,
weil sie unbeweglich sind, der Wein vermittelst lederner
Schläuche oben durchs Gewölbe hineingefüllet wird.

7.) Die Butter= und Käse-Gewölber. Die zerlaßene Butter
stehet in gantz vollgegoßenen steinernen Trögen wohl
zugemachtdeckt, und ist die quantitaet der in iedem Troge
enthaltener Centner auswendig in den Stein gegraben.

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[0445] alle Carthäuser-Clöster in der gantzen Christenheit, grösten- theils sehr schön gemahlt, aufgehangen sind. 3.) Die Kirche, welche nicht groß auch gantz simple, aber sehr propre ist. Der gantze Fuß-Boden ist von hartem Holtz einge- legt und gebohnet, und der Altar á la Romaine von Marmor. In der Sacristey sahen wir unter andern Reli- quien einen Arm-Knochen des H. Brunonis; denn er lieget nicht hier, sondern in Calabrien, in der 2ten von ihm gestiffteten Carthause begraben. Wie denn auch das hiesige Closter erst nach seinem Tode gebauet worden, und sein aller erster Sitz weiter hinauf eine halbe Meile von hier entlegen ist, woselbst er mit seinen Compagnons eine Wohnung gehabt, welche denen Nachkommen zu enge gewesen, und deswegen hierher transplantiret worden. Wobey noch obiter zu erinnern ist, daß das solcher Brunoischen ersten Wohnung am nächsten gelegene Dorf Chartreuse heiße, und man daher Brunonem mit seinem Gesellen, deren einsame Wohnung keinen Nahmen gehabt, les Freres de la Chartreuse genennet, aus welcher particular Benennung nachgehends die allgemeine dem Ørden und deßen Clöstern beygeleget worden. 4.) Die Küche, in welcher 3 fratres und etliche domestiquen arbeiten. Es werden aus derselben täglich über 100 Personen gespeiset, worunter 30 Mönche und 40 Fratres sind. 5.) Das Refectorium. Die Kannen zum Wein und Waßer sind von Zinn, die TrinckGeschirre selbst aber von sauberem Bux-Baum-Holtz. 6.) Den Wein-Keller, der aus 2 Gängen bestehet, und mit extra großen Fäßern voll gepfropft ist, in welche, weil sie unbeweglich sind, der Wein vermittelst lederner Schläuche oben durchs Gewölbe hineingefüllet wird. 7.) Die Butter= und Käse-Gewölber. Die zerlaßene Butter stehet in gantz vollgegoßenen steinernen Trögen wohl zugedeckt, und ist die quantitaet der in iedem Troge enthaltener Centner auswendig in den Stein gegraben.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/445>, abgerufen am 27.11.2024.