Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].127 der auctor vor ausgemacht hält, daß die alten Chineser nie-mals mit denen Juden connexion gehabt, oder von Mosis Schriften etwas gewust; so vermuthet er, daß diese pro- phetischen Zeugniße von Noah aus unmittelbarer Offen- bahrung aufgeschrieben, und von einem seiner Söhne, oder weitern Descendenten nach China gebracht worden, hat auch dem Pabst vorgeschlagen, die Chinesischen Missionarien dahin zu instruiren, daß sie solche nation auf vorgedachte weise zum wahren Verstande ihrer eignen ältesten Bücher an- weisen, und dadurch ihre Bekehrung erleichtern möchten. Die Societaet ist damit übel zu Frieden, und der Pabst ge- nöthiget gewesen, den auctorem aus China weg, und unter seine special-protection nach Rom zu nehmen, woselbst er nunmehro, oberwehntermaßen, gestorben. Weil übrigens dieses Manuscript und die gantze Sache ein Ge- heimniß seyn soll, wodurch derjenige Gelehrte, welcher uns dieses communiciret, bey seinen Oberen in Ungele- genheit kommen könte, so wird die menagirung dieser Nachricht auf alle Weise recommandiret, damit sie nicht durch gelehrte oder andre Zeitungen publique werde. Den 20 April: Die Gegen-Visite bey dem Conseiller au Parlement Monsieur Conditur hoc tumulo, qui proelia rara peregit: Ci git Sous ce marbre funebre 127 der auctor vor ausgemacht hält, daß die alten Chineser nie-mals mit denen Juden connexion gehabt, oder von Mosis Schriften etwas gewust; so vermuthet er, daß diese pro- phetischen Zeugniße von Noah aus unmittelbarer Offen- bahrung aufgeschrieben, und von einem seiner Söhne, oder weitern Descendenten nach China gebracht worden, hat auch dem Pabst vorgeschlagen, die Chinesischen Missionarien dahin zu instruiren, daß sie solche nation auf vorgedachte weise zum wahren Verstande ihrer eignen ältesten Bücher an- weisen, und dadurch ihre Bekehrung erleichtern möchten. Die Societaet ist damit übel zu Frieden, und der Pabst ge- nöthiget gewesen, den auctorem aus China weg, und unter seine special-protection nach Rom zu nehmen, woselbst er nunmehro, oberwehntermaßen, gestorben. Weil übrigens dieses Manuscript und die gantze Sache ein Ge- heimniß seyn soll, wodurch derjenige Gelehrte, welcher uns dieses communiciret, bey seinen Oberen in Ungele- genheit kommen könte, so wird die menagirung dieser Nachricht auf alle Weise recommandiret, damit sie nicht durch gelehrte oder andre Zeitungen publique werde. 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der auctor vor ausgemacht hält, daß die alten Chineser nie-
mals mit denen Juden connexion gehabt, oder von Mosis
Schriften etwas gewust; so vermuthet er, daß diese pro-
phetischen Zeugniße von Noah aus unmittelbarer Offen-
bahrung aufgeschrieben, und von einem seiner Söhne, oder
weitern Descendenten nach China gebracht worden, hat auch
dem Pabst vorgeschlagen, die Chinesischen Missionarien dahin
zu instruiren, daß sie solche nation auf vorgedachte weise
zum wahren Verstande ihrer eignen ältesten Bücher an-
weisen, und dadurch ihre Bekehrung erleichtern möchten.
Die Societaet ist damit übel zu Frieden, und der Pabst ge-
nöthiget gewesen, den auctorem aus China weg, und
unter seine special-protection nach Rom zu nehmen,
woselbst er nunmehro, oberwehntermaßen, gestorben.
Weil übrigens dieses MSt. und die gantze Sache ein Ge-
heimniß seyn soll, wodurch derjenige Gelehrte, welcher
uns dieses communiciret, bey seinen Oberen in Ungele-
genheit kommen könte, so wird die menagirung dieser
Nachricht auf alle Weise recommandiret, damit sie nicht
durch gelehrte oder andre Zeitungen publique werde.
Den 20 April:
Die Gegen-Visite bey dem Conseiller au Parlement Mr:
de Menin, und der Besuch der Mad. de Montbrun waren
vergeblich, weil beyde ausgefahren. Wir besuchten also
den an Husten und Heiserkeit laborirenden Abbé Ferrus,
und unterhielten uns bis gegen Abend von mancherley
materien, wobey auch folgende hier roulirende 2 Grab-
schriften auf den letzt verstorbenen prince de Carignan,
Victor Amadé vorkamen:
Conditur hoc tumulo, qui proelia rara peregit:
Non re, Sed tantum nomine Victor erat.
Ci git Sous ce marbre funebre
VICTOR, Savoyard tres-celebre,
Grand protecteur de l’opera,
Qui de produits ut re mi fa
Amplifioit son revenus.
Helas! qu’est-il donc devenu
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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