Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].theils die gestrige Compagnie, theils den Marquis de Beaufremont Qui fant attendre ce Saint des Saints, qu'ils viendra en theils die gestrige Compagnie, theils den Marquis de Beaufremont Qui fant attendre ce Saint des Saints, qu’ils viendra en <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0267"/> theils die gestrige Compagnie, theils den <persName xml:id="TidB13627" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10274">Marquis de Beaufremon<unclear reason="covered">t</unclear></persName><lb/> angetroffen, und uns bald mit diesem, bald mit jenem unterhalte<unclear reason="covered">n.</unclear><lb/> Da uns sonst heute ein über alle maßen curioses <choice><abbr>MSt.</abbr><expan>Manuscript</expan></choice> zu Handen<lb/> gekommen, darüber ein dieses Jahr in <placeName xml:id="TidB13628" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10241">Rom</placeName> verstorbener <persName xml:id="TidB13634" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12762">Jesuit</persName> 20<lb/> Jahr gearbeitet; so wird daraus folgendes hier communiciret. Es<lb/> finden sich in <placeName xml:id="TidB13629" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10410">China</placeName> unter denen Gelehrten 3 Bücher, <name type="artificialWork" xml:id="TidB13630" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12758">Y-King</name>, <name type="artificialWork" xml:id="TidB13631" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12759">Chi-<lb/> King</name> und <name type="artificialWork" xml:id="TidB13632" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12760">Chu-King</name> genannt, welche, nach dem einhelligen Geständniß<lb/> der nation, die allerältesten unter ihnen und die eintzige Quelle<lb/> aller wahren Weisheit sind. Es ist auch deswegen keiner von<lb/> ihren berühmtesten philosophen gewesen, der nicht über diese<lb/> von ihnen göttlich gehaltenen Bücher Erklärungen gemacht<lb/> hätte, die aber so different und mit so vielem Fabel-Werck<lb/> untermischt sind, daß sie zu nichts nutzen, <persName xml:id="TidB13633" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12761" ref="http://d-nb.info/gnd/http://d-nb.info/gnd/118565036">Confucius</persName> auch selbs<unclear reason="covered">t</unclear><lb/> offenhertzig gestanden, daß man den wahren Verstand dieser<lb/> Bücher verlohren habe. Der Text dieser Bücher ist sehr laconisc<unclear reason="covered">h,</unclear><lb/> und die dazu gehörigen hieroglyphischen Figuren sind dunckel.<lb/> Indeßen versichert der auctor des <name type="artificialWork" xml:id="TidB13635" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12763"><choice><abbr>MSts,</abbr><expan>Manuscripts</expan></choice></name> daß, da durchgängig in<lb/> diesen Büchern d’un certain <hi rendition="#u">Saint des Saints</hi> die Rede sey,<lb/> er von dieser allerheiligsten Person in dem Text dererselben<lb/> folgende praedicata an unterschiedenen Orten gefunden,<lb/> und solche, ohne eine S<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">y</add></subst>lbe zu ändern, <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">treu</add></subst><del rendition="#s">t</del>lich ins frantzösisc<unclear reason="covered">he</unclear><lb/> übersetzet habe:</p><lb/> <p> Qui fant attendre ce Saint des Saints, qu’ils viendra en<lb/> 3000 ans que sa mere sera vierge. Qu’il naitra pauvre, inconnu<lb/> et rejetté de tout le monde. Qu’ alors tout l’univers jouira d’une<lb/> profonde paix. Qu’il guerira tous les maux. qu’il chassera<lb/> le tyran du trône, et qu’il rapellera tous les peuples à une<lb/> nouvelle vie. Qu’il aura beaucoup à souffrir de la part des<lb/> mechans. Qu’il emploira trois ans à detruire le Royaum<unclear reason="covered">e</unclear><lb/> du Demon. Qu’il donnera enfin volontairement sa vie, et<lb/> qu’il la reprendra bientôt aprés. Qu’il sera le mediateur<lb/> entre le ciel et la terre. C’est pourquoi son Royaume<lb/> s‘appelle le Royaume du Mediateur; qu’on y souffre aucun<lb/> scelerat, mais qu’on en chasse tous les mechans, et qu’on<lb/> les exile bien loin dains le sejour des Demons. Qu’enfin<lb/> son regne n’aura jamais de fin. Qu’il est tout ensemble<lb/> et Roi pacifique et gloireux conquerant, grand et petit,<lb/> puissant et foible, dans l’humilité et dans la gloire, seigne<unclear reason="covered">ur</unclear><lb/> et Sujet, Ciel et terre, welcher letzte Ausdruck, wie der<lb/> auctor saget, nach der Symbolichen Sprache so viel heißen<lb/> soll, als Dieu et Homme. Weil nun diese praedicata<lb/> alle sich auf <persName xml:id="TidB13636" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10143">Christum</persName> vollkommen schicken, gleichwol aber </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
theils die gestrige Compagnie, theils den Marquis de Beaufremont
angetroffen, und uns bald mit diesem, bald mit jenem unterhalten.
Da uns sonst heute ein über alle maßen curioses MSt. zu Handen
gekommen, darüber ein dieses Jahr in Rom verstorbener Jesuit 20
Jahr gearbeitet; so wird daraus folgendes hier communiciret. Es
finden sich in China unter denen Gelehrten 3 Bücher, Y-King, Chi-
King und Chu-King genannt, welche, nach dem einhelligen Geständniß
der nation, die allerältesten unter ihnen und die eintzige Quelle
aller wahren Weisheit sind. Es ist auch deswegen keiner von
ihren berühmtesten philosophen gewesen, der nicht über diese
von ihnen göttlich gehaltenen Bücher Erklärungen gemacht
hätte, die aber so different und mit so vielem Fabel-Werck
untermischt sind, daß sie zu nichts nutzen, Confucius auch selbst
offenhertzig gestanden, daß man den wahren Verstand dieser
Bücher verlohren habe. Der Text dieser Bücher ist sehr laconisch,
und die dazu gehörigen hieroglyphischen Figuren sind dunckel.
Indeßen versichert der auctor des MSts, daß, da durchgängig in
diesen Büchern d’un certain Saint des Saints die Rede sey,
er von dieser allerheiligsten Person in dem Text dererselben
folgende praedicata an unterschiedenen Orten gefunden,
und solche, ohne eine Sylbe zu ändern, treulich ins frantzösische
übersetzet habe:
Qui fant attendre ce Saint des Saints, qu’ils viendra en
3000 ans que sa mere sera vierge. Qu’il naitra pauvre, inconnu
et rejetté de tout le monde. Qu’ alors tout l’univers jouira d’une
profonde paix. Qu’il guerira tous les maux. qu’il chassera
le tyran du trône, et qu’il rapellera tous les peuples à une
nouvelle vie. Qu’il aura beaucoup à souffrir de la part des
mechans. Qu’il emploira trois ans à detruire le Royaume
du Demon. Qu’il donnera enfin volontairement sa vie, et
qu’il la reprendra bientôt aprés. Qu’il sera le mediateur
entre le ciel et la terre. C’est pourquoi son Royaume
s‘appelle le Royaume du Mediateur; qu’on y souffre aucun
scelerat, mais qu’on en chasse tous les mechans, et qu’on
les exile bien loin dains le sejour des Demons. Qu’enfin
son regne n’aura jamais de fin. Qu’il est tout ensemble
et Roi pacifique et gloireux conquerant, grand et petit,
puissant et foible, dans l’humilité et dans la gloire, seigneur
et Sujet, Ciel et terre, welcher letzte Ausdruck, wie der
auctor saget, nach der Symbolichen Sprache so viel heißen
soll, als Dieu et Homme. Weil nun diese praedicata
alle sich auf Christum vollkommen schicken, gleichwol aber
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Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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