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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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mercklich unterschieden, das Schluß-Gebet aber wider recht toucher
und gefiel uns unter andern der Ausdruck: o mon Dieu, vous
etes le meilleur maitre; est il juste, que vous n'ayez que
des demi-Serviteurs. Die Comtesse de Senelet vergoß unter
der Predigt viel Thränen. So bald der Gesang wieder anging
schickte uns der Marquis de Gardouge mit seinem Sohne
voraus nach seinem Hause, vermutlich vor der Besprützung
mit dem Weih-Büschel uns zu garantiren. Nachdem er
uns mit denen Dames gefolget, und wir Abschied genommen
Madame de Montbrun auch, zu der wir uns von hier aus
begaben, nicht sprechbar gefunden, wurde der Abend mit
Anhörung des Concert Spirituel beschloßen.

Den 10 April

Mittags hatten wir den Monsieur de Ramsay zu Gaste, und
unterhielten uns mit ihm auf eine sehr nutzbare Weise
von denen wichtigsten materien zu diesem und jenem
Leben gehörig, desgleichen von dem, was er in seiner künftigen
Solitude noch zu schreiben vor hat. Von welchem allen
vieler Ursachen wegen, hier keine particularia gemeldet
werden können. Vor die 3 grösten Feinde des wahren
Christenthums erklärete er die 3 ismes, le deisme, le
pharisaisme et le Socinianisme, den ersten und letzten,
weil er von keiner übernatürlichen Gnade etwas
wissen wolle, und den pharisaisme, weil er nur
auf die Schale, und nicht auf die realitaet des Hertzens
gehe. Von dem bey der Frantzösischen Kinder-Zucht her-
schenden Verderben, und wie man auch so gar die reale poli-
tesse, Zum Exempel eines andern Neigung zu studiren, sich der
nach in guter Absicht zu richten, über denen besondern
Gebrauchen einer andern Nation sich nicht aufzuhalten perge
gäntzlich negligire, wurde auch vieles gesprochen. Er er-
zehlete bey dieser Gelegenheit, daß Monsieur Fenelon in dieser
wahren politesse, welche aus der Liebe und Demuth her-
fließe, ein rechter Meister gewesen sey. Wie denn
bey dem im letzten Niederländischen Kriege von denen
Officiers beyderseitiger armeen sehr häuffig gewesener
Zuspruch, einesmals 2 teutsche Officiers bey ihm gespeiset,
welche nach ihrer Landes-Art ihre Gläser gantz voll geschencket, hoch
aufgestanden und seine Gesundheit zugleich getruncken. Als
nun Monsieur Fenelon wahrgenommen, daß andre mit speisende

mercklich unterschieden, das Schluß-Gebet aber wider recht toucher
und gefiel uns unter andern der Ausdruck: o mon Dieu, vous
etes le meilleur mâitre; est il juste, que vous n’ayez que
des demi-Serviteurs. Die Comtesse de Senelet vergoß unter
der Predigt viel Thränen. So bald der Gesang wieder anging
schickte uns der Marquis de Gardouge mit seinem Sohne
voraus nach seinem Hause, vermutlich vor der Besprützung 
mit dem Weih-Büschel uns zu garantiren. Nachdem er
uns mit denen Dames gefolget, und wir Abschied genommen
Madame de Montbrun auch, zu der wir uns von hier aus
begaben, nicht sprechbar gefunden, wurde der Abend mit
Anhörung des Concert Spirituel beschloßen.

Den 10 April

Mittags hatten wir den Monsieur de Ramsay zu Gaste, und
unterhielten uns mit ihm auf eine sehr nutzbare Weise
von denen wichtigsten materien zu diesem und jenem
Leben gehörig, desgleichen von dem, was er in seiner künftigen
Solitude noch zu schreiben vor hat. Von welchem allen
vieler Ursachen wegen, hier keine particularia gemeldet
werden können. Vor die 3 grösten Feinde des wahren
Christenthums erklärete er die 3 ismes, le deisme, le
pharisaisme et le Socinianisme, den ersten und letzten,
weil er von keiner übernatürlichen Gnade etwas
wissen wolle, und den pharisaisme, weil er nur
auf die Schale, und nicht auf die realitaet des Hertzens
gehe. Von dem bey der Frantzösischen Kinder-Zucht her-
schenden Verderben, und wie man auch so gar die reale poli-
tesse, Zum Exempel eines andern Neigung zu studiren, sich der
nach in guter Absicht zu richten, über denen besondern
Gebrauchen einer andern Nation sich nicht aufzuhalten perge
gäntzlich negligire, wurde auch vieles gesprochen. Er er-
zehlete bey dieser Gelegenheit, daß Monsieur Fenelon in dieser
wahren politesse, welche aus der Liebe und Demuth her-
fließe, ein rechter Meister gewesen sey. Wie denn
bey dem im letzten Niederländischen Kriege von denen
Officiers beyderseitiger armeen sehr häuffig gewesener
Zuspruch, einesmals 2 teutsche Officiers bey ihm gespeiset,
welche nach ihrer Landes-Art ihre Gläser gantz voll geschencket, hoch
aufgestanden und seine Gesundheit zugleich getruncken. Als
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[0249] mercklich unterschieden, das Schluß-Gebet aber wider recht toucher und gefiel uns unter andern der Ausdruck: o mon Dieu, vous etes le meilleur mâitre; est il juste, que vous n’ayez que des demi-Serviteurs. Die Comtesse de Senelet vergoß unter der Predigt viel Thränen. So bald der Gesang wieder anging schickte uns der Marquis de Gardouge mit seinem Sohne voraus nach seinem Hause, vermutlich vor der Besprützung  mit dem Weih-Büschel uns zu garantiren. Nachdem er uns mit denen Dames gefolget, und wir Abschied genommen Madame de Montbrun auch, zu der wir uns von hier aus begaben, nicht sprechbar gefunden, wurde der Abend mit Anhörung des Concert Spirituel beschloßen. Den 10 April Mittags hatten wir den Mr. de Ramsay zu Gaste, und unterhielten uns mit ihm auf eine sehr nutzbare Weise von denen wichtigsten materien zu diesem und jenem Leben gehörig, desgl: von dem, was er in seiner künftigen Solitude noch zu schreiben vor hat. Von welchem allen vieler Ursachen wegen, hier keine particularia gemeldet werden können. Vor die 3 grösten Feinde des wahren Christenthums erklärete er die 3 ismes, le deisme, le pharisaisme et le Socinianisme, den ersten u. letzten, weil er von keiner übernatürlichen Gnade etwas wissen wolle, und den pharisaisme, weil er nur auf die Schale, und nicht auf die realitaet des Hertzens gehe. Von dem bey der Frantzösischen Kinder-Zucht her- schenden Verderben, und wie man auch so gar die reale poli- tesse, Z.E. eines andern Neigung zu studiren, sich der nach in guter Absicht zu richten, über denen besondern Gebrauchen einer andern Nation sich nicht aufzuhalten p. gäntzlich negligire, wurde auch vieles gesprochen. Er er- zehlete bey dieser Gelegenheit, daß Mr. Fenelon in dieser wahren politesse, welche aus der Liebe und Demuth her- fließe, ein rechter Meister gewesen sey. Wie denn bey dem im letzten Niederländischen Kriege von denen Officiers beyderseitiger armeen sehr häuffig gewesener Zuspruch, einesmals 2 teutsche Officiers bey ihm gespeiset, welche nach ihrer Landes-Art ihre Gläser gantz voll geschencket, hoch aufgestanden und seine Gesundheit zugleich getruncken. Als nun Mr. Fenelon wahrgenommen, daß andre mit speisende

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/249>, abgerufen am 21.11.2024.