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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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dieser Sache einestheils die in der Person des Ducs gekränckte autori-
taet des Königs, und andern Theils das sogenannte publicum in-
teressiret ist, als welches letztere sich vor Chagrein und langer Weile
nicht würde zu laßen wißen, wenn es diesen Haupt-Acteur
ohne welchen die beliebtesten piecen nicht gespielet werden können
lange entbehren solte, so war allerdings nicht zu verwundern,
daß über diese materie so sorgfältig und embsig Rath gepflogen
wurde, als ob es die gröste Staats- oder Kirchen-Sachen betroffen
hätte.

Den 16 Martii

Früh hatten wir von dem Schwedischen Baron Schwerin Visite, fuhren
sodann [unleserliches Material]aux de Tuilleries, und schickten von da unsern Wagen
nach dem Abbe Ferrus, mit dem wir nach seiner Ankunft
noch einen Spatzier-Gang thaten, und nachdem wir unter der
großen Menge anderer prommenirenden die Madame de la Faye
und Monsieur Gräffenbrock angetroffen, nahmen wir gedachten
Monsieur de Ferrus mit uns zur Tafel, und erfuhren bey unsrer
Rückkunft vermittelst der gewöhnlichen Charten, daß der Graf
Poniatofsky palatinus von Masovien, der geheimbde Rath Fritsch
Herr von Waßnaer und der Graf von Schönfeld indeßen zur
Visite vor unserm Quartier gewesen. Nachdem wir mit
unserm Ferrus uns bis gegen Abend von mancherley ma-
terien unterhalten, und ihn wieder nach Hause gebracht
auch einen Augenblick der Marquise de Montbrun zuge-
sprochen, bey welcher sich auch die Duchesse de la Tremouille
befand, besichtigten wir die Werckstadt des Monsieur Baillon
horlogeur de la Reine, der an Geschickligkeit die Engelländer
noch übertreffen soll. Wie denn sein Vorrath von denen kostbaren
Wand und Taschen-Uhren ungemein considerabel, er auch
ein sehr verständiger und affabler Mann ist. Der Marquis
de Gardouge war nicht zu Hause, und der prince de Turenne
mit deßen Besuch wir heute beschließen wolten, noch mit
seinen Maitres beschäftiget, dahero wir denn nach Hause kehrten
und von dem Marquis d'Asfeld eine Carte vor uns funden,
daß er vor sich und im Nahmen seines Vaters des Marechals
zum Gegen-Besuch bey uns gewesen.

Den 17 Martii

Nachdem wir en passant einen Spatziergang au jardin du Palais
Royal
gethan, und daselbst mit Madame de la Faye gesprochen
speiseten wir Mittags bey dem Marquis de Montbrun in
Gesellschaft seiner Gemahlin, des Marquis de Gardouge
und Monsieur d'Artenac, welcher letztere ein gentil homme Provence
und frommer Janseniste ist. Das Eßen war lauter maigre, doch aß

dieser Sache einestheils die in der Person des Ducs gekränckte autori-
taet des Königs, und andern Theils das sogenannte publicum in-
teressiret ist, als welches letztere sich vor Chagrein und langer Weile
nicht würde zu laßen wißen, wenn es diesen Haupt-Acteur
ohne welchen die beliebtesten piecen nicht gespielet werden können
lange entbehren solte, so war allerdings nicht zu verwundern,
daß über diese materie so sorgfältig und embsig Rath gepflogen
wurde, als ob es die gröste Staats- oder Kirchen-Sachen betroffen
hätte.

Den 16 Martii

Früh hatten wir von dem Schwedischen Baron Schwerin Visite, fuhren
sodann [unleserliches Material]aux de Tuilleries, und schickten von da unsern Wagen
nach dem Abbe Ferrus, mit dem wir nach seiner Ankunft
noch einen Spatzier-Gang thaten, und nachdem wir unter der
großen Menge anderer prommenirenden die Madame de la Faye
und Monsieur Gräffenbrock angetroffen, nahmen wir gedachten
Monsieur de Ferrus mit uns zur Tafel, und erfuhren bey unsrer
Rückkunft vermittelst der gewöhnlichen Charten, daß der Graf
Poniatofsky palatinus von Masovien, der geheimbde Rath Fritsch
Herr von Waßnaer und der Graf von Schönfeld indeßen zur
Visite vor unserm Quartier gewesen. Nachdem wir mit
unserm Ferrus uns bis gegen Abend von mancherley ma-
terien unterhalten, und ihn wieder nach Hause gebracht
auch einen Augenblick der Marquise de Montbrun zuge-
sprochen, bey welcher sich auch die Duchesse de la Tremouille
befand, besichtigten wir die Werckstadt des Monsieur Baillon
horlogeur de la Reine, der an Geschickligkeit die Engelländer
noch übertreffen soll. Wie denn sein Vorrath von denen kostbaren
Wand und Taschen-Uhren ungemein considerabel, er auch
ein sehr verständiger und affabler Mann ist. Der Marquis
de Gardouge war nicht zu Hause, und der prince de Turenne
mit deßen Besuch wir heute beschließen wolten, noch mit
seinen Maitres beschäftiget, dahero wir denn nach Hause kehrten
und von dem Marquis d’Asfeld eine Carte vor uns funden,
daß er vor sich und im Nahmen seines Vaters des Marechals
zum Gegen-Besuch bey uns gewesen.

Den 17 Martii

Nachdem wir en passant einen Spatziergang au jardin du Palais
Royal
gethan, und daselbst mit Madame de la Faye gesprochen
speiseten wir Mittags bey dem Marquis de Montbrun in
Gesellschaft seiner Gemahlin, des Marquis de Gardouge
und Monsieur d’Artenac, welcher letztere ein gentil homme Provence
und frommer Janseniste ist. Das Eßen war lauter maigre, doch aß

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[0209] dieser Sache einestheils die in der Person des Ducs gekränckte autori- taet des Königs, und andern Theils das sogenannte publicum in- teressiret ist, als welches letztere sich vor Chagrein und langer Weile nicht würde zu laßen wißen, wenn es diesen Haupt-Acteur ohne welchen die beliebtesten piecen nicht gespielet werden können lange entbehren solte, so war allerdings nicht zu verwundern, daß über diese materie so sorgfältig und embsig Rath gepflogen wurde, als ob es die gröste Staats- oder Kirchen-Sachen betroffen hätte. Den 16 Mart: Früh hatten wir von dem Schwedl: Baron Schwerin Visite, fuhren sodann aux Tuilleries, und schickten von da unsern Wagen nach dem Abbe Ferrus, mit dem wir nach seiner Ankunft noch einen Spatzier-Gang thaten, und nachdem wir unter der großen Menge anderer prommenirenden die Madame de la Faye und Mr. Gräffenbrock angetroffen, nahmen wir gedachten Mr: de Ferrus mit uns zur Tafel, und erfuhren bey unsrer Rückkunft vermittelst der gewöhnl:n Charten, daß der Graf Poniatofsky palatinus von Masovien, der geheimbde Rath Fritsch H. v. Waßnaer und der Graf von Schönfeld indeßen zur Visite vor unserm Quartier gewesen. Nachdem wir mit unserm Ferrus uns bis gegen Abend von mancherley ma- terien unterhalten, und ihn wieder nach Hause gebracht auch einen Augenblick der Marquise de Montbrun zuge- sprochen, bey welcher sich auch die Duchesse de la Tremouille befand, besichtigten wir die Werckstadt des Mr. Baillon horlogeur de la Reine, der an Geschickligkeit die Engelländer noch übertreffen soll. Wie denn sein Vorrath von denen kostbaren Wand und Taschen-Uhren ungemein considerabel, er auch ein sehr verständiger und affabler Mann ist. Der Marquis de Gardouge war nicht zu Hause, und der prince de Turenne mit deßen Besuch wir heute beschließen wolten, noch mit seinen Maitres beschäftiget, dahero wir denn nach Hause kehrten und von dem Marquis d’Asfeld eine Carte vor uns funden, daß er vor sich und im Nahmen seines Vaters des Marechals zum Gegen-Besuch bey uns gewesen. Den 17 Mart: Nachdem wir en passant einen Spatziergang au jardin du Palais Royal gethan, und daselbst mit Madame de la Faye gesprochen speiseten wir Mittags bey dem Marquis de Montbrun in Gesellschaft seiner Gemahlin, des Marquis de Gardouge und Mr. d’Artenac, welcher letztere ein gentil homme Provence und frommer Janseniste ist. Das Eßen war lauter maigre, doch aß

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/209>, abgerufen am 21.11.2024.