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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Zeit nicht bekommen, sich gegen dieselbe mit der unausstehlichen
Importunitet ihrer Dame entschuldiget habe. Da denn alles was
von der contrairen Parthie am Hof gewesen, wie gewöhnlich, zu-
gefallen, der Dame disgraciret worden, und folglich die gantze
Faction derer Alliirten mit ihrem chef auch den Credit verlohren,
mithin dem Tallard Gelegenheit gegeben habe, den particular
Frieden mit Franckreich zu Wege zu bringen. item, als Hein-
rich der 2der
in Franckreich bey der Ottomanischen Pforte gegen
die ligue Hülfe gesucht, habe der bloße Thon des Worts ligre,
welcher dem Groß-Vezier in seinen Ohren choquant ge-
klungen, ihn determiniret, solche Hülfe zu versprechen:
Von Frembden war dismal Niemand gegenwärtig, als Monsieur
de Real
und Monsieur de Menin, Conseiller au Parlament, wel-
ches ein sehr gelehrter und geschickter Mann ist. Nachdem wir
uns gegen die Zeit, da der Cardinal Mittags-Ruhe zu halten
pfleget, von ihm beurlaubet, und er dem Printzen und Herrn von. Her-
tenberg
viel Glück auf den Weg gewünschet, uns aber seiner
Obligation versichert, daß wir noch länger hier in Paris
aushalten wolten, separirten wir uns von dem Printzen,
und machten wegen des schönen Wetters eine Promenade
aux Tuilleries, woselbst die fou[unleserliches Material]e derer Spatzieren gehenden
sehr groß war, wir aber doch von bekanten Niemanden als
Monsieur de la Tournelle mit seinem Sohne antrafen. Die Gräfin
Lützelburgin
, welche nicht weit von der Tuilleries entfernet
wohnet, trafen wir nicht zu Hause, sondern nebst ihrem
Sohne bey dem Marquis de Montbrun an, Madame Montbrun
aber konten wir großer Schwachheit wegen nicht sprechen, fan-
den ihren Herrn auch deswegen sehr affligiret. Graf Lützel-
burg
entschuldigte sich mit seiner künftigen Schwieger-Mutter
tödtlichen Kranckheit, daß er seine Heirath Illustrissimo noch nicht in
Person notificiret, versicherte im übrigen, daß er eine
sehr reiche Parthie thue. Unsre fernere Farth ging nach
dem Abbe de Ferrus mit dem wir uns in dem hinter
seinem Hause befindlichen kleinen Gärtgen gantz angenehm
unterhielten, endlich aber zum heutigen Beschluß der Madame
de la Faye
Visite gaben. Wir trafen sie bey einem Buche an,
welches sie aber so fort quittirte und das Seiden Spinn-Rad
hervor suchte. Das Entretien war von lauter Kleinigkeiten,
die die Mühe des Schreibens nicht belohnen. Nach unsrer Rück-
kunft ins Quartier besuchte uns noch bey spätem Abend der
Erb-Printz von Heßen-Darmstadt, in Begleitung des Herrn von Riedesel.

Den 24 Februar

Bey dem anhaltenden ungemein schönen Wetter thaten Illustrissimus
nebst dem von Gellson gegen Mittag einen Spatziergang in den

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Zeit nicht bekommen, sich gegen dieselbe mit der unausstehlichen
Importunitet ihrer Dame entschuldiget habe. Da denn alles was
von der contrairen Parthie am Hof gewesen, wie gewöhnlich, zu-
gefallen, der Dame disgraciret worden, und folglich die gantze
Faction derer Alliirten mit ihrem chef auch den Credit verlohren,
mithin dem Tallard Gelegenheit gegeben habe, den particular
Frieden mit Franckreich zu Wege zu bringen. item, als Hein-
rich der 2der
in Franckreich bey der Ottomanischen Pforte gegen
die ligue Hülfe gesucht, habe der bloße Thon des Worts ligre,
welcher dem Groß-Vezier in seinen Ohren choquant ge-
klungen, ihn determiniret, solche Hülfe zu versprechen:
Von Frembden war dismal Niemand gegenwärtig, als Monsieur
de Real
und Monsieur de Menin, Conseiller au Parlament, wel-
ches ein sehr gelehrter und geschickter Mann ist. Nachdem wir
uns gegen die Zeit, da der Cardinal Mittags-Ruhe zu halten
pfleget, von ihm beurlaubet, und er dem Printzen und Herrn von. Her-
tenberg
viel Glück auf den Weg gewünschet, uns aber seiner
Obligation versichert, daß wir noch länger hier in Paris
aushalten wolten, separirten wir uns von dem Printzen,
und machten wegen des schönen Wetters eine Promenade
aux Tuilleries, woselbst die fou[unleserliches Material]e derer Spatzieren gehenden
sehr groß war, wir aber doch von bekanten Niemanden als
Monsieur de la Tournelle mit seinem Sohne antrafen. Die Gräfin
Lützelburgin
, welche nicht weit von der Tuilleries entfernet
wohnet, trafen wir nicht zu Hause, sondern nebst ihrem
Sohne bey dem Marquis de Montbrun an, Madame Montbrun
aber konten wir großer Schwachheit wegen nicht sprechen, fan-
den ihren Herrn auch deswegen sehr affligiret. Graf Lützel-
burg
entschuldigte sich mit seiner künftigen Schwieger-Mutter
tödtlichen Kranckheit, daß er seine Heirath Illustrissimo noch nicht in
Person notificiret, versicherte im übrigen, daß er eine
sehr reiche Parthie thue. Unsre fernere Farth ging nach
dem Abbé de Ferrus mit dem wir uns in dem hinter
seinem Hause befindlichen kleinen Gärtgen gantz angenehm
unterhielten, endlich aber zum heutigen Beschluß der Madame
de la Faye
Visite gaben. Wir trafen sie bey einem Buche an,
welches sie aber so fort quittirte und das Seiden Spinn-Rad
hervor suchte. Das Entretien war von lauter Kleinigkeiten,
die die Mühe des Schreibens nicht belohnen. Nach unsrer Rück-
kunft ins Quartier besuchte uns noch bey spätem Abend der
Erb-Printz von Heßen-Darmstadt, in Begleitung des Herrn von Riedesel.

Den 24 Februar

Bey dem anhaltenden ungemein schönen Wetter thaten Illustrissimus
nebst dem von Gellson gegen Mittag einen Spatziergang in den

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[0180] 83 Zeit nicht bekommen, sich gegen dieselbe mit der unausstehlichen Importunitet ihrer Dame entschuldiget habe. Da denn alles was von der contrairen Parthie am Hof gewesen, wie gewöhnlich, zu- gefallen, der Dame disgraciret worden, u. folgl: die gantze Faction derer Alliirten mit ihrem chef auch den Credit verlohren, mithin dem Tallard Gelegenheit gegeben habe, den particular Frieden mit Franckreich zu Wege zu bringen. item, als Hein- rich der 2der in Franckreich bey der Ottomanischen Pforte gegen die ligue Hülfe gesucht, habe der bloße Thon des Worts ligre, welcher dem Groß-Vezier in seinen Ohren choquant ge- klungen, ihn determiniret, solche Hülfe zu versprechen: Von Frembden war dismal Niemand gegenwärtig, als Mr. de Real und Mr. de Menin, Conseiller au Parlament, wel- ches ein sehr gelehrter u. geschickter Mann ist. Nachdem wir uns gegen die Zeit, da der Cardinal Mittags-Ruhe zu halten pfleget, von ihm beurlaubet, und er dem Printzen u. H. v. Her- tenberg viel Glück auf den Weg gewünschet, uns aber seiner Obligation versichert, daß wir noch länger hier in Paris aushalten wolten, separirten wir uns von dem Printzen, und machten wegen des schönen Wetters eine Promenade aux Tuilleries, woselbst die fou_ e derer Spatzieren gehenden sehr groß war, wir aber doch von bekanten Niemanden als Mr. de la Tournelle mit seinem Sohne antrafen. Die Gräfin Lützelburgin, welche nicht weit von der Tuilleries entfernet wohnet, trafen wir nicht zu Hause, sondern nebst ihrem Sohne bey dem Marquis de Montbrun an, Mad. Montbrun aber konten wir großer Schwachheit wegen nicht sprechen, fan- den ihren Herrn auch deswegen sehr affligiret. Graf Lützel- burg entschuldigte sich mit seiner künftigen Schwieger-Mutter tödtlichen Kranckheit, daß er seine Heirath Illmo noch nicht in Person notificiret, versicherte im übrigen, daß er eine sehr reiche Parthie thue. Unsre fernere Farth ging nach dem Abbé de Ferrus mit dem wir uns in dem hinter seinem Hause befindl: kleinen Gärtgen gantz angenehm unterhielten, endl: aber zum heutigen Beschluß der Madame de la Faye Visite gaben. Wir trafen sie bey einem Buche an, welches sie aber so fort quittirte u. das Seiden Spinn-Rad hervor suchte. Das Entretien war von lauter Kleinigkeiten, die die Mühe des Schreibens nicht belohnen. Nach unsrer Rück- kunft ins Quartier besuchte uns noch bey spätem Abend der Erb-Printz von Heßen-Darmstadt, in Begleitung des H. v. Riedesel. Den 24 Febr: Bey dem anhaltenden ungemein schönen Wetter thaten Illmus nebst dem von Gellson gegen Mittag einen Spatziergang in den

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/180>, abgerufen am 14.08.2024.