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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Lüneville den 5 und 6 October

Die Praesentation an den hier residirenden König Stanislaum gezog durch den
Obermarschall Comte de Mescheck und bey der Königin durch die Comtesse de
Linange
. Die Königin speiset iher Kränckligkeit wegen beständig alleine,
der König aber hielt dismal ofne Tafel, zu welcher nebst dem Marechal
de Broglio
, welcher von Strasburg hirher gekommen, dem Grafen von
Ollenstein
, einen natürlichen Sohn des Chur-Fürsten von Bayern, Prinzen
von Salm
, Kayserlicher General und Ritter des Pohlnischen Ordens, dem Duc d'offolinsky
nahen Anverwandten des Königs und Chevalier du St. Esprit und andern
mehrern, theils Herren theils Dames, auch Illustrissimus noster gezogen wurde.
Es ließ sich bey der Tafel auf einer Tribune die Hof-Capelle starck hören
und nach die Tafel wurde von 4 Virtuosen auf der Laute, dem Waldhorn,
Hautbois und Violonzello ein extraordinair schönes und douces Concert gemacht
Nous autres speiseten bey dem Obermarschall nebst verschiedenen Officiers
worunter sonderlich ein Bayrischer Obrister von der letzten Campagne in Ungarn
viele Specialia zu erzahlen wuste. Nach dem Eßen kam alles in dem
Apartement des Königs zusammen und sprach der König, nachdem er vorher
Taback geraucht, bald mit diesem bald mit ienem. Das hiesige Schloß
ist einigermaßen nach dem gout von Versailles gebauet und die Hofstand
ziemlich zahlreich, sonderlich macht die Guarde du Corp zu Pferde, welche
gelb mit Silber gekleidet ist, ein sehr gutes Ansehen. Die ehemalige
hiesige academie ist in eine Stiftung vor Cadets verwandelt, deren
die Helfte Lothringer und die Helfte Pohlen seyn müßen. Die Ein-
wohner zu Lüneville sind sowol mit der frantzösischen Herrschaft, als mit
dem König Stanislav übel zu frieden, weil sie mit dem Lotharingischen
Hofe ihre Nahrung verlohren, auch der Canzler von Lotharinigen und frantzösischer
Intendant Monsieur dela Galliziere, welcher hinter dem Stuhl des Königs
bey der Tafel aufwartete und von dem schlechterdings alle Geschäfte
dependiren, ein harter Mann seyn soll. Wie er denn auch beschuldigtet
wird, daß er zu seinem Vortheil alles Getreyde aus Lotharingen aus-
führen laßen und dadurch verursachet, daß bey der letzten schlechten Erndte
nunmehro fast kein Brodt vorhanden seyn soll. Von dem König Stanislaus
hörten wir folgendes Urtheil: il est Roi pensionaire qui fait ri
du bien ni du mal.

Rheims den 8 October

Diese große volckreiche Ertzbischöfliche Stadt ist mit lauter Kauff= und Bürgers-
Leuten besetzt und scheinet gantz lebhaft zu seyn, über dem Mangel der
Nahrung aber und dermalige Theurung hörte man gewaltige Klagen.
Das vornehmste so hier zu sehen, ist die bekante Heil ampulle welche
bey der Taufe des ersten christlichen frantzösischen Königs Clodovec, durch einen Engel

Lüneville den 5 und 6 October

Die Praesentation an den hier residirenden König Stanislaum gezog durch den
Obermarschall Comte de Mescheck und bey der Königin durch die Comtesse de
Linange
. Die Königin speiset iher Kränckligkeit wegen beständig alleine,
der König aber hielt dismal ofne Tafel, zu welcher nebst dem Marechal
de Broglio
, welcher von Strasburg hirher gekommen, dem Grafen von
Ollenstein
, einen natürlichen Sohn des Chur-Fürsten von Bayern, Prinzen
von Salm
, Kayserlicher General und Ritter des Pohlnischen Ordens, dem Duc d’offolinsky
nahen Anverwandten des Königs und Chevalier du St. Esprit und andern
mehrern, theils Herren theils Dames, auch Illustrissimus noster gezogen wurde.
Es ließ sich bey der Tafel auf einer Tribune die Hof-Capelle starck hören
und nach die Tafel wurde von 4 Virtuosen auf der Laute, dem Waldhorn,
Hautbois und Violonzello ein extraordinair schönes und douces Concert gemacht
Nous autres speiseten bey dem Obermarschall nebst verschiedenen Officiers
worunter sonderlich ein Bayrischer Obrister von der letzten Campagne in Ungarn
viele Specialia zu erzahlen wuste. Nach dem Eßen kam alles in dem
Apartement des Königs zusammen und sprach der König, nachdem er vorher
Taback geraucht, bald mit diesem bald mit ienem. Das hiesige Schloß
ist einigermaßen nach dem gout von Versailles gebauet und die Hofstand
ziemlich zahlreich, sonderlich macht die Guarde du Corp zu Pferde, welche
gelb mit Silber gekleidet ist, ein sehr gutes Ansehen. Die ehemalige
hiesige academie ist in eine Stiftung vor Cadets verwandelt, deren
die Helfte Lothringer und die Helfte Pohlen seyn müßen. Die Ein-
wohner zu Lüneville sind sowol mit der frantzösischen Herrschaft, als mit
dem König Stanislav übel zu frieden, weil sie mit dem Lotharingischen
Hofe ihre Nahrung verlohren, auch der Canzler von Lotharinigen und frantzösischer
Intendant Monsieur dela Galliziere, welcher hinter dem Stuhl des Königs
bey der Tafel aufwartete und von dem schlechterdings alle Geschäfte
dependiren, ein harter Mann seyn soll. Wie er denn auch beschuldigtet
wird, daß er zu seinem Vortheil alles Getreyde aus Lotharingen aus-
führen laßen und dadurch verursachet, daß bey der letzten schlechten Erndte
nunmehro fast kein Brodt vorhanden seyn soll. Von dem König Stanislaus
hörten wir folgendes Urtheil: il est Roi pensionaire qui fait ri
du bien ni du mal.

Rheims den 8 October

Diese große volckreiche Ertzbischöfliche Stadt ist mit lauter Kauff= und Bürgers-
Leuten besetzt und scheinet gantz lebhaft zu seyn, über dem Mangel der
Nahrung aber und dermalige Theurung hörte man gewaltige Klagen.
Das vornehmste so hier zu sehen, ist die bekante Heil ampulle welche
bey der Taufe des ersten christlichen frantzösischen Königs Clodovec, durch einen Engel

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[0017] Lüneville d. 5 u. 6 Octobr. Die Praesentation an den hier residirenden König Stanislaum gezog durch den Obermarschall Comte de Mescheck u. bey der Königin durch die Comtesse de Linange. Die Königin speiset iher Kränckligkeit wegen beständig alleine, der König aber hielt dismal ofne Tafel, zu welcher nebst dem Marechal de Broglio, welcher von Strasburg hirher gekommen, dem Grafen von Ollenstein, einen natürlichen Sohn des Chur-Fürsten von Bayern, Prinzen von Salm, kays. General u. Ritter des Pohl. Ordens, dem Duc d’offolinsky nahen Anverwandten des Königs u. Chevalier du St. Esprit u. andern mehrern, theils Herren theils Dames, auch Illmus noster gezogen wurde. Es ließ sich bey der Tafel auf einer Tribune die Hof-Capelle starck hören u. nach die Tafel wurde von 4 Virtuosen auf der Laute, dem Waldhorn, Hautbois u. Violonzello ein extraordinair schönes u. douces Concert gemacht Nous autres speiseten bey dem Obermarschall nebst verschiedenen Officiers worunter sondrl: ein Bayrischer Obrister von der letzten Campagne in Ungarn viele Specialia zu erzahlen wuste. Nach dem Eßen kam alles in dem Apartement des Königs zusammen u. sprach der König, nachdem er vorher Taback geraucht, bald mit diesem bald mit ienem. Das hiesige Schloß ist einigermaßen nach dem gout von Versailles gebauet u. die Hofstand ziemlich zahlreich, sonderl: macht die Guarde du Corp zu Pferde, welche gelb mit Silber gekleidet ist, ein sehr gutes Ansehen. Die ehemalige hiesige academie ist in eine Stiftung vor Cadets verwandelt, deren die Helfte Lothringer u. die Helfte Pohlen seyn müßen. Die Ein- wohner zu Lüneville sind sowol mit der franzöl: Herrschaft, als mit dem König Stanislav übel zu frieden, weil sie mit dem Lotharingl: Hofe ihre Nahrung verlohren, auch der Canzler von Lotharinigen u. franzöl: Intendant Ms dela Galliziere, welcher hinter dem Stuhl des Königs bey der Tafel aufwartete u. von dem schlechterdings alle Geschäfte dependiren, ein harter Mann seyn soll. Wie er denn auch beschuldigtet wird, daß er zu seinem Vortheil alles Getreyde aus Lotharingen aus- führen laßen u. dadurch verursachet, daß bey der letzten schlechten Erndte nunmehro fast kein Brodt vorhanden seyn soll. Von dem König Stanislaus hörten wir folgendes Urtheil: il est Roi pensionaire qui fait ri du bien ni du mal. Rheims d: 8 Octobtr: Diese große volckreiche Ertzbischöfliche Stadt ist mit lauter Kauff= u. Bürgers- Leuten besetzt u. scheinet gantz lebhaft zu seyn, über dem Mangel der Nahrung aber u. dermalige Theurung hörte man gewaltige Klagen. Das vornehmste so hier zu sehen, ist die bekante Heil ampulle welche bey der Taufe des ersten christl. franzöl. Königs Clodovec, durch einen Engel

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/17>, abgerufen am 14.08.2024.