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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

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einsame Nacht zu ernsten Gesängen uns lokt, höre
Mirtil, ich schenke dir eine schöne Lampe, die
mein künstlicher Vater aus Erde gebildet hat,
eine Schlange mit Flügeln und Füssen, die
den Mund weit aufsperrt, aus dem das kleine
Licht brennt, den Schweif ringelt sie empor be-
quem zur Handhabe; diss schenk ich dir, wenn
du mir die Geschichte des Daphnis und der Chloe
singest.

Mirtil. Ich will dir die Geschichte des Daph-
nis und der Chloe singen, izt da die Nacht zu
ernsten Gesängen lokt. Hier sind dürre Reiser,
sieh du indess, dass das wärmende Feuer nicht
erlöscht.

Klaget mir nach, ihr Felsenklüfte, traurig töne
mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer!

Sanft glänzte der Mond, als Chloe am einsa-
men Ufer stund, sehnlich wartend, denn ein
Nachen sollte den Daphnis über den Fluss bringen.
Lange säumt mein Geliebter, so sprach sie; die

einſame Nacht zu ernſten Geſängen uns lokt, höre
Mirtil, ich ſchenke dir eine ſchöne Lampe, die
mein künſtlicher Vater aus Erde gebildet hat,
eine Schlange mit Flügeln und Füſſen, die
den Mund weit aufſperrt, aus dem das kleine
Licht brennt, den Schweif ringelt ſie empor be-
quem zur Handhabe; diſs ſchenk ich dir, wenn
du mir die Geſchichte des Daphnis und der Chloe
ſingeſt.

Mirtil. Ich will dir die Geſchichte des Daph-
nis und der Chloe ſingen, izt da die Nacht zu
ernſten Geſängen lokt. Hier ſind dürre Reiſer,
ſieh du indeſs, daſs das wärmende Feuer nicht
erlöſcht.

Klaget mir nach, ihr Felſenklüfte, traurig töne
mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer!

Sanft glänzte der Mond, als Chloe am einſa-
men Ufer ſtund, ſehnlich wartend, denn ein
Nachen ſollte den Daphnis über den Fluſs bringen.
Lange ſäumt mein Geliebter, ſo ſprach ſie; die

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[68/0073] einſame Nacht zu ernſten Geſängen uns lokt, höre Mirtil, ich ſchenke dir eine ſchöne Lampe, die mein künſtlicher Vater aus Erde gebildet hat, eine Schlange mit Flügeln und Füſſen, die den Mund weit aufſperrt, aus dem das kleine Licht brennt, den Schweif ringelt ſie empor be- quem zur Handhabe; diſs ſchenk ich dir, wenn du mir die Geſchichte des Daphnis und der Chloe ſingeſt. Mirtil. Ich will dir die Geſchichte des Daph- nis und der Chloe ſingen, izt da die Nacht zu ernſten Geſängen lokt. Hier ſind dürre Reiſer, ſieh du indeſs, daſs das wärmende Feuer nicht erlöſcht. Klaget mir nach, ihr Felſenklüfte, traurig töne mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer! Sanft glänzte der Mond, als Chloe am einſa- men Ufer ſtund, ſehnlich wartend, denn ein Nachen ſollte den Daphnis über den Fluſs bringen. Lange ſäumt mein Geliebter, ſo ſprach ſie; die

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Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/73>, abgerufen am 21.11.2024.