Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

mir am Rüken und warfest Blumen über mein
Haupt hin, dass mein Bild in hüpfenden Kreisen
verschwand; Erschroken sah ich zurük, und sah
dich, und seufzte, und da drüktest du mich an
deine Brust. Ach! riefst du, die Götter sind Zeu-
gen, ich liebe dich! ach! sprach ich, ich liebe
dich, mehr als die Bienen die Blüthen, mehr als
die Blumen den Morgenthau.

Daphnis. O Chloe, wenn du mit thränendem
Auge, wenn du mit umschlingendem Arme mir
sagst, Daphnis! ich liebe dich! Ach dann seh
ich durch den Schatten der Baume hinauf, in den
glänzenden Himmel; ihr Götter! seufz ich dann,
ach wie kann ich mein Glük euch danken, dass ihr
Chloen mir schenkt? und dann sink ich an ihre
Brust hin und weine, und dann küsst sie die Thrä-
nen mir vom Aug.

Chloe. Und dann küss ich die Thränen dir
vom Aug, aber häufigere Thränen fliessen dann
mir vom Aug und mischen sich zu deinen Thränen.

mir am Rüken und warfeſt Blumen über mein
Haupt hin, daſs mein Bild in hüpfenden Kreiſen
verſchwand; Erſchroken ſah ich zurük, und ſah
dich, und ſeufzte, und da drükteſt du mich an
deine Bruſt. Ach! riefſt du, die Götter ſind Zeu-
gen, ich liebe dich! ach! ſprach ich, ich liebe
dich, mehr als die Bienen die Blüthen, mehr als
die Blumen den Morgenthau.

Daphnis. O Chloe, wenn du mit thränendem
Auge, wenn du mit umſchlingendem Arme mir
ſagſt, Daphnis! ich liebe dich! Ach dann ſeh
ich durch den Schatten der Baume hinauf, in den
glänzenden Himmel; ihr Götter! ſeufz ich dann,
ach wie kann ich mein Glük euch danken, daſs ihr
Chloen mir ſchenkt? und dann ſink ich an ihre
Bruſt hin und weine, und dann küſst ſie die Thrä-
nen mir vom Aug.

Chloe. Und dann küſs ich die Thränen dir
vom Aug, aber häufigere Thränen flieſſen dann
mir vom Aug und miſchen ſich zu deinen Thränen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0061" n="56"/>
mir am Rüken und warfe&#x017F;t Blumen über mein<lb/>
Haupt hin, da&#x017F;s mein Bild in hüpfenden Krei&#x017F;en<lb/>
ver&#x017F;chwand; Er&#x017F;chroken &#x017F;ah ich zurük, und &#x017F;ah<lb/>
dich, und &#x017F;eufzte, und da drükte&#x017F;t du mich an<lb/>
deine Bru&#x017F;t. Ach! rief&#x017F;t du, die Götter &#x017F;ind Zeu-<lb/>
gen, ich liebe dich! ach! &#x017F;prach ich, ich liebe<lb/>
dich, mehr als die Bienen die Blüthen, mehr als<lb/>
die Blumen den Morgenthau.</p><lb/>
        <p>Daphnis. O Chloe, wenn du mit thränendem<lb/>
Auge, wenn du mit um&#x017F;chlingendem Arme mir<lb/>
&#x017F;ag&#x017F;t, Daphnis! ich liebe dich! Ach dann &#x017F;eh<lb/>
ich durch den Schatten der Baume hinauf, in den<lb/>
glänzenden Himmel; ihr Götter! &#x017F;eufz ich dann,<lb/>
ach wie kann ich mein Glük euch danken, da&#x017F;s ihr<lb/>
Chloen mir &#x017F;chenkt? und dann &#x017F;ink ich an ihre<lb/>
Bru&#x017F;t hin und weine, und dann kü&#x017F;st &#x017F;ie die Thrä-<lb/>
nen mir vom Aug.</p><lb/>
        <p>Chloe. Und dann kü&#x017F;s ich die Thränen dir<lb/>
vom Aug, aber häufigere Thränen flie&#x017F;&#x017F;en dann<lb/>
mir vom Aug und mi&#x017F;chen &#x017F;ich zu deinen Thränen.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0061] mir am Rüken und warfeſt Blumen über mein Haupt hin, daſs mein Bild in hüpfenden Kreiſen verſchwand; Erſchroken ſah ich zurük, und ſah dich, und ſeufzte, und da drükteſt du mich an deine Bruſt. Ach! riefſt du, die Götter ſind Zeu- gen, ich liebe dich! ach! ſprach ich, ich liebe dich, mehr als die Bienen die Blüthen, mehr als die Blumen den Morgenthau. Daphnis. O Chloe, wenn du mit thränendem Auge, wenn du mit umſchlingendem Arme mir ſagſt, Daphnis! ich liebe dich! Ach dann ſeh ich durch den Schatten der Baume hinauf, in den glänzenden Himmel; ihr Götter! ſeufz ich dann, ach wie kann ich mein Glük euch danken, daſs ihr Chloen mir ſchenkt? und dann ſink ich an ihre Bruſt hin und weine, und dann küſst ſie die Thrä- nen mir vom Aug. Chloe. Und dann küſs ich die Thränen dir vom Aug, aber häufigere Thränen flieſſen dann mir vom Aug und miſchen ſich zu deinen Thränen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/61
Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/61>, abgerufen am 12.05.2024.