Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend die Berge röthet, aber gerne will ich
euern Gesang hören, es ist lieblich beym Abend-
roth einen schönen Gesang zu hören.

Daphnis. Komm Chloe, hier lass uns neben
ihm ins Gras uns sezen, wir wollen ein Lied sin-
gen, meine Flöte soll deinen Gesang begleiten,
Chloe, und du Alexis, du bist ein guter Flöten-
Spieler, begleite du den meinen.

Ich will ihn begleiten, sprach Alexis, und izt
sezten sie sich ins Gras am Bach, und Daphnis
hub an.

Daphnis. Du stilles Thal und ihr belaubte Hü-
gel, kein Hirt ist so glüklich wie ich, denn Chloe
liebet mich! lieblich ist sie wie der frühe Mor-
gen, wenn die Sonne sanft vom Berg heraufsteigt;
dann, dann freut sich jede Blume, und die Vögel
singen ihr entgegen, und hüpfen froh auf schlan-
ken Aesten, dass der Thau vom Laube fällt.

Chloe. Froh ist die kleine Schwalbe, wenn
sie vom Winter-Schlaf im Sumpf erwachet, und

Abend die Berge röthet, aber gerne will ich
euern Geſang hören, es iſt lieblich beym Abend-
roth einen ſchönen Geſang zu hören.

Daphnis. Komm Chloe, hier laſs uns neben
ihm ins Gras uns ſezen, wir wollen ein Lied ſin-
gen, meine Flöte ſoll deinen Geſang begleiten,
Chloe, und du Alexis, du biſt ein guter Flöten-
Spieler, begleite du den meinen.

Ich will ihn begleiten, ſprach Alexis, und izt
ſezten ſie ſich ins Gras am Bach, und Daphnis
hub an.

Daphnis. Du ſtilles Thal und ihr belaubte Hü-
gel, kein Hirt iſt ſo glüklich wie ich, denn Chloe
liebet mich! lieblich iſt ſie wie der frühe Mor-
gen, wenn die Sonne ſanft vom Berg heraufſteigt;
dann, dann freut ſich jede Blume, und die Vögel
ſingen ihr entgegen, und hüpfen froh auf ſchlan-
ken Aeſten, daſs der Thau vom Laube fällt.

Chloe. Froh iſt die kleine Schwalbe, wenn
ſie vom Winter-Schlaf im Sumpf erwachet, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="54"/>
Abend die Berge röthet, aber gerne will ich<lb/>
euern Ge&#x017F;ang hören, es i&#x017F;t lieblich beym Abend-<lb/>
roth einen &#x017F;chönen Ge&#x017F;ang zu hören.</p><lb/>
        <p>Daphnis. Komm Chloe, hier la&#x017F;s uns neben<lb/>
ihm ins Gras uns &#x017F;ezen, wir wollen ein Lied &#x017F;in-<lb/>
gen, meine Flöte &#x017F;oll deinen Ge&#x017F;ang begleiten,<lb/>
Chloe, und du Alexis, du bi&#x017F;t ein guter Flöten-<lb/>
Spieler, begleite du den meinen.</p><lb/>
        <p>Ich will ihn begleiten, &#x017F;prach Alexis, und izt<lb/>
&#x017F;ezten &#x017F;ie &#x017F;ich ins Gras am Bach, und Daphnis<lb/>
hub an.</p><lb/>
        <p>Daphnis. Du &#x017F;tilles Thal und ihr belaubte Hü-<lb/>
gel, kein Hirt i&#x017F;t &#x017F;o glüklich wie ich, denn Chloe<lb/>
liebet mich! lieblich i&#x017F;t &#x017F;ie wie der frühe Mor-<lb/>
gen, wenn die Sonne &#x017F;anft vom Berg herauf&#x017F;teigt;<lb/>
dann, dann freut &#x017F;ich jede Blume, und die Vögel<lb/>
&#x017F;ingen ihr entgegen, und hüpfen froh auf &#x017F;chlan-<lb/>
ken Ae&#x017F;ten, da&#x017F;s der Thau vom Laube fällt.</p><lb/>
        <p>Chloe. Froh i&#x017F;t die kleine Schwalbe, wenn<lb/>
&#x017F;ie vom Winter-Schlaf im Sumpf erwachet, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0059] Abend die Berge röthet, aber gerne will ich euern Geſang hören, es iſt lieblich beym Abend- roth einen ſchönen Geſang zu hören. Daphnis. Komm Chloe, hier laſs uns neben ihm ins Gras uns ſezen, wir wollen ein Lied ſin- gen, meine Flöte ſoll deinen Geſang begleiten, Chloe, und du Alexis, du biſt ein guter Flöten- Spieler, begleite du den meinen. Ich will ihn begleiten, ſprach Alexis, und izt ſezten ſie ſich ins Gras am Bach, und Daphnis hub an. Daphnis. Du ſtilles Thal und ihr belaubte Hü- gel, kein Hirt iſt ſo glüklich wie ich, denn Chloe liebet mich! lieblich iſt ſie wie der frühe Mor- gen, wenn die Sonne ſanft vom Berg heraufſteigt; dann, dann freut ſich jede Blume, und die Vögel ſingen ihr entgegen, und hüpfen froh auf ſchlan- ken Aeſten, daſs der Thau vom Laube fällt. Chloe. Froh iſt die kleine Schwalbe, wenn ſie vom Winter-Schlaf im Sumpf erwachet, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/59
Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/59>, abgerufen am 22.11.2024.