Die ihr euch über mir wölbt, schlanke Aeste, ihr streut mit euerm Schatten, ein heiliges Ent- züken auf mich; Ihr Winde, wenn ihr mich kühlt, dann ists als rauscht' eine Gottheit unsicht- bar neben mir hin! Ihr Ziegen und ihr Schafe schonet, o schonet! und reisst das junge Epheu nicht vom weissen Stamm, dass es empor schlei- che und grüne Kränze flechte, rings um den weis- sen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reissender Wind soll dir schaden, hoher Baum! Die Götter wollens, du solt der Redlichkeit Denkmal seyn! Hoch steht sein Wipfel empor, es siehet ihn fern- her der Hirt, und weist ihn ermahnend dem Sohn; es sieht ihn die zärtliche Mutter, und sagt Pale- mons Geschichte, dem horchenden Kind auf der Schooss. O pflanzt solche Denkmal' ihr Hirten! dass wir einst voll heilgen Entzükens, in dunkeln Hainen einhergehn.
So sang Idas, er hatte schon lange geschwie-
Idas ſang izt.
Die ihr euch über mir wölbt, ſchlanke Aeſte, ihr ſtreut mit euerm Schatten, ein heiliges Ent- züken auf mich; Ihr Winde, wenn ihr mich kühlt, dann iſts als rauſcht’ eine Gottheit unſicht- bar neben mir hin! Ihr Ziegen und ihr Schafe ſchonet, o ſchonet! und reiſst das junge Epheu nicht vom weiſſen Stamm, daſs es empor ſchlei- che und grüne Kränze flechte, rings um den weiſ- ſen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reiſſender Wind ſoll dir ſchaden, hoher Baum! Die Götter wollens, du ſolt der Redlichkeit Denkmal ſeyn! Hoch ſteht ſein Wipfel empor, es ſiehet ihn fern- her der Hirt, und weiſt ihn ermahnend dem Sohn; es ſieht ihn die zärtliche Mutter, und ſagt Pale- mons Geſchichte, dem horchenden Kind auf der Schooſs. O pflanzt ſolche Denkmal’ ihr Hirten! daſs wir einſt voll heilgen Entzükens, in dunkeln Hainen einhergehn.
So ſang Idas, er hatte ſchon lange geſchwie-
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Idas ſang izt.
Die ihr euch über mir wölbt, ſchlanke Aeſte,
ihr ſtreut mit euerm Schatten, ein heiliges Ent-
züken auf mich; Ihr Winde, wenn ihr mich
kühlt, dann iſts als rauſcht’ eine Gottheit unſicht-
bar neben mir hin! Ihr Ziegen und ihr Schafe
ſchonet, o ſchonet! und reiſst das junge Epheu
nicht vom weiſſen Stamm, daſs es empor ſchlei-
che und grüne Kränze flechte, rings um den weiſ-
ſen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reiſſender
Wind ſoll dir ſchaden, hoher Baum! Die Götter
wollens, du ſolt der Redlichkeit Denkmal ſeyn!
Hoch ſteht ſein Wipfel empor, es ſiehet ihn fern-
her der Hirt, und weiſt ihn ermahnend dem Sohn;
es ſieht ihn die zärtliche Mutter, und ſagt Pale-
mons Geſchichte, dem horchenden Kind auf der
Schooſs. O pflanzt ſolche Denkmal’ ihr Hirten!
daſs wir einſt voll heilgen Entzükens, in dunkeln
Hainen einhergehn.
So ſang Idas, er hatte ſchon lange geſchwie-
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/27>, abgerufen am 25.07.2024.
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