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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

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untreulich (a) umgehen. Denn weil sie allein
ihren Geitz suchen, fragen sie wenig darnach, wie
recht, oder falsch sie es hin nachdrücken. Und ist
mir offt wiederfahren, daß ich der Nachdrucker
Druck gelesen, und also verfälscht gefunden, daß ich
meine eigene Arbeit an vielen Orten, nicht geken-
net,
aufs neue habe müssen bessern. Sie machens
hin rips, raps! Es gilt Geld! So doch, wo sie
anders rechte Drucker wären, wohl solten wissen
und erfahren haben, daß kein Fleiß gnungsam seyn
kan in solcher Arbeit, als die Druckerey ist. Deß
wird mir Zeugniß geben, wer iemals versucht hat,
was Fleisses hiezu gehört.

(a) Diejenigen, die sich einbilden, es sey dem seligen Luthero
hiebey etwas menschliches wiederfahren, die wollen
doch ja wohl bedencken, daß die unbefugten Nachdru-
cker eine grosse Untren bey ihrem Drucke bewiesen; so
daß er fast seine Arbeit nicht gekennet. Es muß also
ihr Geitz ehrlichen und verständigen Correctoribus
ihre Arbeit nicht bezahlet haben, oder nicht bezahlen
wollen; daß hernach unverständige Sudler die Sache
verdorben und verunstaltet haben. Um dieser Ursache
willen hat ein gelehrter Mann bey dem Zeltnero in
praef. ad Centuriam correctorum p. 30. sequ.
den Vor-
schlag gethan, wenn man diese und dergleichen unan-
ständige Dinge vermeiden wolte, müste sich die Obrig-
keit der Buchdruckereyen annehmen, Censores, Corre-
ctores
und gute Materialien anschaffen etc. Allein es
gehört das unter die pia desideria typographica, davon
man eine eigene Abhandlung der Welt vor Augen legen
könte.
§. V.
"Derohalben, ob iemand diese unsere neue ge-
"besserte Bibel
für sich selbst, oder auf eine Li-
"brarey
J 5

untreulich (a) umgehen. Denn weil ſie allein
ihren Geitz ſuchen, fragen ſie wenig darnach, wie
recht, oder falſch ſie es hin nachdruͤcken. Und iſt
mir offt wiederfahren, daß ich der Nachdrucker
Druck geleſen, und alſo verfaͤlſcht gefunden, daß ich
meine eigene Arbeit an vielen Orten, nicht geken-
net,
aufs neue habe muͤſſen beſſern. Sie machens
hin rips, raps! Es gilt Geld! So doch, wo ſie
anders rechte Drucker waͤren, wohl ſolten wiſſen
und erfahren haben, daß kein Fleiß gnungſam ſeyn
kan in ſolcher Arbeit, als die Druckerey iſt. Deß
wird mir Zeugniß geben, wer iemals verſucht hat,
was Fleiſſes hiezu gehoͤrt.

(a) Diejenigen, die ſich einbilden, es ſey dem ſeligen Luthero
hiebey etwas menſchliches wiederfahren, die wollen
doch ja wohl bedencken, daß die unbefugten Nachdru-
cker eine groſſe Untren bey ihrem Drucke bewieſen; ſo
daß er faſt ſeine Arbeit nicht gekennet. Es muß alſo
ihr Geitz ehrlichen und verſtaͤndigen Correctoribus
ihre Arbeit nicht bezahlet haben, oder nicht bezahlen
wollen; daß hernach unverſtaͤndige Sudler die Sache
verdorben und verunſtaltet haben. Um dieſer Urſache
willen hat ein gelehrter Mann bey dem Zeltnero in
præf. ad Centuriam correctorum p. 30. ſequ.
den Vor-
ſchlag gethan, wenn man dieſe und dergleichen unan-
ſtaͤndige Dinge vermeiden wolte, muͤſte ſich die Obrig-
keit der Buchdruckereyen annehmen, Cenſores, Corre-
ctores
und gute Materialien anſchaffen ꝛc. Allein es
gehoͤrt das unter die pia deſideria typographica, davon
man eine eigene Abhandlung der Welt vor Augen legen
koͤnte.
§. V.
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„beſſerte Bibel
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[137/0436] untreulich ⁽a⁾ umgehen. Denn weil ſie allein ihren Geitz ſuchen, fragen ſie wenig darnach, wie recht, oder falſch ſie es hin nachdruͤcken. Und iſt mir offt wiederfahren, daß ich der Nachdrucker Druck geleſen, und alſo verfaͤlſcht gefunden, daß ich meine eigene Arbeit an vielen Orten, nicht geken- net, aufs neue habe muͤſſen beſſern. Sie machens hin rips, raps! Es gilt Geld! So doch, wo ſie anders rechte Drucker waͤren, wohl ſolten wiſſen und erfahren haben, daß kein Fleiß gnungſam ſeyn kan in ſolcher Arbeit, als die Druckerey iſt. Deß wird mir Zeugniß geben, wer iemals verſucht hat, was Fleiſſes hiezu gehoͤrt. ⁽a⁾ Diejenigen, die ſich einbilden, es ſey dem ſeligen Luthero hiebey etwas menſchliches wiederfahren, die wollen doch ja wohl bedencken, daß die unbefugten Nachdru- cker eine groſſe Untren bey ihrem Drucke bewieſen; ſo daß er faſt ſeine Arbeit nicht gekennet. Es muß alſo ihr Geitz ehrlichen und verſtaͤndigen Correctoribus ihre Arbeit nicht bezahlet haben, oder nicht bezahlen wollen; daß hernach unverſtaͤndige Sudler die Sache verdorben und verunſtaltet haben. Um dieſer Urſache willen hat ein gelehrter Mann bey dem Zeltnero in præf. ad Centuriam correctorum p. 30. ſequ. den Vor- ſchlag gethan, wenn man dieſe und dergleichen unan- ſtaͤndige Dinge vermeiden wolte, muͤſte ſich die Obrig- keit der Buchdruckereyen annehmen, Cenſores, Corre- ctores und gute Materialien anſchaffen ꝛc. Allein es gehoͤrt das unter die pia deſideria typographica, davon man eine eigene Abhandlung der Welt vor Augen legen koͤnte. §. V. „Derohalben, ob iemand dieſe unſere neue ge- „beſſerte Bibel fuͤr ſich ſelbſt, oder auf eine Li- „brarey J 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/436>, abgerufen am 17.05.2024.