Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VII. Fortsetzung
ben hernach auf dem trocknen Pappier mit dem Na-
gel des Daumens, oder Faltzbeines herum, so drü-
cket sich das Gemählde wohl ab, doch fallen die
Striche nicht allezeit so richtig. 2.) Zeichnen sie auch
die Hauptstriche mit Reißkohle, da sich die Figur
ziemlich abdruckt. 3) Der mit Tusche bezeichnete
Stock kan mit Oel bestrichen werden, man thut un-
ter eine Untze Leinöl 3. oder 4 Tropffen gut Scheide-
wasser, dieses macht das Holtz gelinde zum Schnei-
den, wenn man es aber wieder hart haben will, so
nimmt man pures Leinöl, kan man aber schwachen
Fürnis haben, so ist es besser.

Alle ietzt angeführte Manieren dienen nur demje-
nigen, der in der Zeichenkunst entweder etwas weni-
ges, oder gar nichts, gethan hat, damit er sich ohne
Zeichner selbst helffen kan. Der beste Lehrmeister
hierbey ist Nachsinnen und die fleißige Ubung. Die
Jnstrumenta, so hierzu vonnöthen sind, als: Schnei-
demesser, Hohl
- und andere Meisel, Stecheisen,
Schabeeisen, Hohlborer, Schleif
und Wetzsteine,
Circkel, Lineal, Winckelmaaß, Loch oder Laub-
Säge, Grabeeisen, Formenstock
, die kleinen Buch-
staben zu halten, und dergleichen, suche im Wörter-
buch unter ihren Tituln.

Formen Stock, wird derjenige genennt, worauf
eine Figur geschnitten werden soll. Es müssen selbi-
ge alle, es mag eine dreyeckichte, oder runde Figur
darauf kommen sollen, nach dem Winckelmaß recht
viereckicht geschnitten und gehobelt seyn, und was der
Hobel sitzen läßt, das muß mit einem Schabeeisen,
glatt gemachet werden, damit man selbige füglich
beym abdrucken, auch Mitten in eine Columne ein-

dru-

Cap. VII. Fortſetzung
ben hernach auf dem trocknen Pappier mit dem Na-
gel des Daumens, oder Faltzbeines herum, ſo druͤ-
cket ſich das Gemaͤhlde wohl ab, doch fallen die
Striche nicht allezeit ſo richtig. 2.) Zeichnen ſie auch
die Hauptſtriche mit Reißkohle, da ſich die Figur
ziemlich abdruckt. 3) Der mit Tuſche bezeichnete
Stock kan mit Oel beſtrichen werden, man thut un-
ter eine Untze Leinoͤl 3. oder 4 Tropffen gut Scheide-
waſſer, dieſes macht das Holtz gelinde zum Schnei-
den, wenn man es aber wieder hart haben will, ſo
nimmt man pures Leinoͤl, kan man aber ſchwachen
Fuͤrnis haben, ſo iſt es beſſer.

Alle ietzt angefuͤhrte Manieren dienen nur demje-
nigen, der in der Zeichenkunſt entweder etwas weni-
ges, oder gar nichts, gethan hat, damit er ſich ohne
Zeichner ſelbſt helffen kan. Der beſte Lehrmeiſter
hierbey iſt Nachſinnen und die fleißige Ubung. Die
Jnſtrumenta, ſo hierzu vonnoͤthen ſind, als: Schnei-
demeſſer, Hohl
- und andere Meiſel, Stecheiſen,
Schabeeiſen, Hohlborer, Schleif
und Wetzſteine,
Circkel, Lineal, Winckelmaaß, Loch oder Laub-
Saͤge, Grabeeiſen, Formenſtock
, die kleinen Buch-
ſtaben zu halten, und dergleichen, ſuche im Woͤrter-
buch unter ihren Tituln.

Formen Stock, wird derjenige genennt, worauf
eine Figur geſchnitten werden ſoll. Es muͤſſen ſelbi-
ge alle, es mag eine dreyeckichte, oder runde Figur
darauf kommen ſollen, nach dem Winckelmaß recht
viereckicht geſchnitten und gehobelt ſeyn, und was der
Hobel ſitzen laͤßt, das muß mit einem Schabeeiſen,
glatt gemachet werden, damit man ſelbige fuͤglich
beym abdrucken, auch Mitten in eine Columne ein-

dru-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0553" n="446"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Fort&#x017F;etzung</hi></fw><lb/>
ben hernach auf dem trocknen Pappier mit dem Na-<lb/>
gel des Daumens, oder Faltzbeines herum, &#x017F;o dru&#x0364;-<lb/>
cket &#x017F;ich das Gema&#x0364;hlde wohl ab, doch fallen die<lb/>
Striche nicht allezeit &#x017F;o richtig. 2.) Zeichnen &#x017F;ie auch<lb/>
die Haupt&#x017F;triche mit Reißkohle, da &#x017F;ich die Figur<lb/>
ziemlich abdruckt. 3) Der mit Tu&#x017F;che bezeichnete<lb/>
Stock kan mit Oel be&#x017F;trichen werden, man thut un-<lb/>
ter eine Untze Leino&#x0364;l 3. oder 4 Tropffen gut Scheide-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er, die&#x017F;es macht das Holtz gelinde zum Schnei-<lb/>
den, wenn man es aber wieder hart haben will, &#x017F;o<lb/>
nimmt man pures Leino&#x0364;l, kan man aber &#x017F;chwachen<lb/>
Fu&#x0364;rnis haben, &#x017F;o i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
              <p>Alle ietzt angefu&#x0364;hrte Manieren dienen nur demje-<lb/>
nigen, der in der Zeichenkun&#x017F;t entweder etwas weni-<lb/>
ges, oder gar nichts, gethan hat, damit er &#x017F;ich ohne<lb/>
Zeichner &#x017F;elb&#x017F;t helffen kan. Der be&#x017F;te Lehrmei&#x017F;ter<lb/>
hierbey i&#x017F;t Nach&#x017F;innen und die fleißige Ubung. Die<lb/>
Jn&#x017F;trumenta, &#x017F;o hierzu vonno&#x0364;then &#x017F;ind, als: <hi rendition="#fr">Schnei-<lb/>
deme&#x017F;&#x017F;er, Hohl</hi>- und andere <hi rendition="#fr">Mei&#x017F;el, Stechei&#x017F;en,<lb/>
Schabeei&#x017F;en, Hohlborer, Schleif</hi> und <hi rendition="#fr">Wetz&#x017F;teine,<lb/>
Circkel, Lineal, Winckelmaaß, Loch oder Laub-<lb/>
Sa&#x0364;ge, Grabeei&#x017F;en, Formen&#x017F;tock</hi>, die kleinen Buch-<lb/>
&#x017F;taben zu halten, und dergleichen, &#x017F;uche im Wo&#x0364;rter-<lb/>
buch unter ihren Tituln.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Formen Stock</hi>, wird derjenige genennt, worauf<lb/>
eine Figur ge&#x017F;chnitten werden &#x017F;oll. Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;elbi-<lb/>
ge alle, es mag eine dreyeckichte, oder runde Figur<lb/>
darauf kommen &#x017F;ollen, nach dem Winckelmaß recht<lb/>
viereckicht ge&#x017F;chnitten und gehobelt &#x017F;eyn, und was der<lb/>
Hobel &#x017F;itzen la&#x0364;ßt, das muß mit einem Schabeei&#x017F;en,<lb/>
glatt gemachet werden, damit man &#x017F;elbige fu&#x0364;glich<lb/>
beym abdrucken, auch Mitten in eine Columne ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dru-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0553] Cap. VII. Fortſetzung ben hernach auf dem trocknen Pappier mit dem Na- gel des Daumens, oder Faltzbeines herum, ſo druͤ- cket ſich das Gemaͤhlde wohl ab, doch fallen die Striche nicht allezeit ſo richtig. 2.) Zeichnen ſie auch die Hauptſtriche mit Reißkohle, da ſich die Figur ziemlich abdruckt. 3) Der mit Tuſche bezeichnete Stock kan mit Oel beſtrichen werden, man thut un- ter eine Untze Leinoͤl 3. oder 4 Tropffen gut Scheide- waſſer, dieſes macht das Holtz gelinde zum Schnei- den, wenn man es aber wieder hart haben will, ſo nimmt man pures Leinoͤl, kan man aber ſchwachen Fuͤrnis haben, ſo iſt es beſſer. Alle ietzt angefuͤhrte Manieren dienen nur demje- nigen, der in der Zeichenkunſt entweder etwas weni- ges, oder gar nichts, gethan hat, damit er ſich ohne Zeichner ſelbſt helffen kan. Der beſte Lehrmeiſter hierbey iſt Nachſinnen und die fleißige Ubung. Die Jnſtrumenta, ſo hierzu vonnoͤthen ſind, als: Schnei- demeſſer, Hohl- und andere Meiſel, Stecheiſen, Schabeeiſen, Hohlborer, Schleif und Wetzſteine, Circkel, Lineal, Winckelmaaß, Loch oder Laub- Saͤge, Grabeeiſen, Formenſtock, die kleinen Buch- ſtaben zu halten, und dergleichen, ſuche im Woͤrter- buch unter ihren Tituln. Formen Stock, wird derjenige genennt, worauf eine Figur geſchnitten werden ſoll. Es muͤſſen ſelbi- ge alle, es mag eine dreyeckichte, oder runde Figur darauf kommen ſollen, nach dem Winckelmaß recht viereckicht geſchnitten und gehobelt ſeyn, und was der Hobel ſitzen laͤßt, das muß mit einem Schabeeiſen, glatt gemachet werden, damit man ſelbige fuͤglich beym abdrucken, auch Mitten in eine Columne ein- dru-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/553
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/553>, abgerufen am 16.06.2024.