weiß, als daß Weidners Wittwe daselbst die Dru- ckerey fortgesetzet hat. Und also hatte Weymar wie- der keine Druckerey.
Als aber der Hertzog Johann Ernst die Regie- rung antrat, und zugleich die Vormundschaft über seine Herren Brüder übernahm, so wurde zu Cöthen eine gemeinschaftliche Buchdruckerey angeleget, wor- innen des bekannten Wolfgang Ratichius Bücher gedruckt wurden. Weilen aber des Ratichii Sa- chen in Cöthen nicht gar zu wohl von statten giengen, so wurde die Druckerey getheilet, und ein Theil da- von wurde hieher nach Weymar gebracht, welches also die andere fürstliche Druckerey ist, die noch bis diese Stunde daselbst dauert. Es wurde selbige so gleich 1624. in dem Thanglischen Hauß angerichtet, und hernach auf das rothe Schloß gebracht. Das Hauptabsehen gieng dahin, die Kirchen und Schulbü- cher entweder umsonst, oder um einen geringen Preiß den armen Leuten in die Hände zu liefern. Es wurde also ein Factor darüber 1) Johann Weischner, ein Weymarischer Bürger und Buchbinder 1623 be- stellt, welcher diesem Amt bis 1632. vorgestanden hat. Jm Jahr 1631. ist der andere Theil von Cö- then auch gar hieher gebracht, und also wieder ver- einiget worden. Der 2) Factor war Johann Vi- ctor Mohr; der 3) Martin Divinus, bis 1644. Der 4) Caspar Freyschmid,ciuis acad. und Buch- drucker zu Jena, welcher sie von dort aus bis 1658. besorgte. Es wollte aber nicht recht damit fort, da- hero von der gnädigsten Herrschaft beschlossen wurde, diese Druckerey käuflich an Caspar Freyschmiden zu überlassen, jedoch mit der Bedingung, daß sie alle- zeit bey hiesiger Residentz verbleiben sollte. Jm Jahr
1658.
Cap. V. Fortgeſetzte Nachricht.
weiß, als daß Weidners Wittwe daſelbſt die Dru- ckerey fortgeſetzet hat. Und alſo hatte Weymar wie- der keine Druckerey.
Als aber der Hertzog Johann Ernſt die Regie- rung antrat, und zugleich die Vormundſchaft uͤber ſeine Herren Bruͤder uͤbernahm, ſo wurde zu Coͤthen eine gemeinſchaftliche Buchdruckerey angeleget, wor- innen des bekannten Wolfgang Ratichius Buͤcher gedruckt wurden. Weilen aber des Ratichii Sa- chen in Coͤthen nicht gar zu wohl von ſtatten giengen, ſo wurde die Druckerey getheilet, und ein Theil da- von wurde hieher nach Weymar gebracht, welches alſo die andere fuͤrſtliche Druckerey iſt, die noch bis dieſe Stunde daſelbſt dauert. Es wurde ſelbige ſo gleich 1624. in dem Thangliſchen Hauß angerichtet, und hernach auf das rothe Schloß gebracht. Das Hauptabſehen gieng dahin, die Kirchen und Schulbuͤ- cher entweder umſonſt, oder um einen geringen Preiß den armen Leuten in die Haͤnde zu liefern. Es wurde alſo ein Factor daruͤber 1) Johann Weiſchner, ein Weymariſcher Buͤrger und Buchbinder 1623 be- ſtellt, welcher dieſem Amt bis 1632. vorgeſtanden hat. Jm Jahr 1631. iſt der andere Theil von Coͤ- then auch gar hieher gebracht, und alſo wieder ver- einiget worden. Der 2) Factor war Johann Vi- ctor Mohr; der 3) Martin Divinus, bis 1644. Der 4) Caſpar Freyſchmid,ciuis acad. und Buch- drucker zu Jena, welcher ſie von dort aus bis 1658. beſorgte. Es wollte aber nicht recht damit fort, da- hero von der gnaͤdigſten Herrſchaft beſchloſſen wurde, dieſe Druckerey kaͤuflich an Caſpar Freyſchmiden zu uͤberlaſſen, jedoch mit der Bedingung, daß ſie alle- zeit bey hieſiger Reſidentz verbleiben ſollte. Jm Jahr
1658.
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Cap. V. Fortgeſetzte Nachricht.
weiß, als daß Weidners Wittwe daſelbſt die Dru-
ckerey fortgeſetzet hat. Und alſo hatte Weymar wie-
der keine Druckerey.
Als aber der Hertzog Johann Ernſt die Regie-
rung antrat, und zugleich die Vormundſchaft uͤber
ſeine Herren Bruͤder uͤbernahm, ſo wurde zu Coͤthen
eine gemeinſchaftliche Buchdruckerey angeleget, wor-
innen des bekannten Wolfgang Ratichius Buͤcher
gedruckt wurden. Weilen aber des Ratichii Sa-
chen in Coͤthen nicht gar zu wohl von ſtatten giengen,
ſo wurde die Druckerey getheilet, und ein Theil da-
von wurde hieher nach Weymar gebracht, welches
alſo die andere fuͤrſtliche Druckerey iſt, die noch bis
dieſe Stunde daſelbſt dauert. Es wurde ſelbige ſo
gleich 1624. in dem Thangliſchen Hauß angerichtet,
und hernach auf das rothe Schloß gebracht. Das
Hauptabſehen gieng dahin, die Kirchen und Schulbuͤ-
cher entweder umſonſt, oder um einen geringen Preiß
den armen Leuten in die Haͤnde zu liefern. Es wurde
alſo ein Factor daruͤber 1) Johann Weiſchner,
ein Weymariſcher Buͤrger und Buchbinder 1623 be-
ſtellt, welcher dieſem Amt bis 1632. vorgeſtanden
hat. Jm Jahr 1631. iſt der andere Theil von Coͤ-
then auch gar hieher gebracht, und alſo wieder ver-
einiget worden. Der 2) Factor war Johann Vi-
ctor Mohr; der 3) Martin Divinus, bis 1644.
Der 4) Caſpar Freyſchmid, ciuis acad. und Buch-
drucker zu Jena, welcher ſie von dort aus bis 1658.
beſorgte. Es wollte aber nicht recht damit fort, da-
hero von der gnaͤdigſten Herrſchaft beſchloſſen wurde,
dieſe Druckerey kaͤuflich an Caſpar Freyſchmiden zu
uͤberlaſſen, jedoch mit der Bedingung, daß ſie alle-
zeit bey hieſiger Reſidentz verbleiben ſollte. Jm Jahr
1658.
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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