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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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von einigen Buchdruckern.
Sic erit AMBROSIVS, sic immortalis obibit,
Post mortem variis dissita regna locis.

Nach dessen Tod setzte die Wittwe die Buchdrucke-
rey durch ihren Schwiegersohn Johann Rhamba
fort, welcher sie hernach 1595 als sein Eigenthum
übernahm. Dieser Johann Rhamba muß also
von seinem Vater gleiches Nahmens wohl unterschie-
den werden. Er war zu Leipzig 1563 gebohren,
und wurde von seinem Vater zu denen Sprachen und
Wissenschaften fleißig angehalten, aus der Absicht,
daß er sich dem Studiren widmen solte. Alleine er
hatte einen sonderbahren Trieb die Buchdruckerey
zu erlernen, dahero er bey seinem Herrn Vater in die
Lehre trat. Nach ausgestandener Lehre aber besuchte
er die vornehmsten Buchdruckereyen im Reiche, in
der Schweitz und Holland. Endlich kam er nach
Görlitz, allwo er von Herrn Fritschen als ein
Sohn seines ehmahligen Herrns liebreich aufge-
nommen wurde. Seine Liebe gegen ihn gieng so
weit, daß er ihm seine einige Tochter Martham im
Jahr 1591. zur Ehefrau gab. Anfänglich stunde
er seinem Herrn Schwiegervater bey herannahenden
Alter und Schwachheit treulich bey; Dergleichen er
auch nach dessen Tod seiner Schwiegermutter that,
bis er endlich 1595 nach derselben Tod die Drucke-
rey eigenthümlich übernommen hat. Sobald er
demnach selbige erhalten hatte, so verdoppelte er gleich-
sam seine Sorgfalt, diese bisher berühmte Druckerey
in ihrem alten Ruhm nicht nur zu erhalten, sondern
auch selbigen zu vermehren. Er ließ zu dem Ende auf
seine Kosten eine eigene Schriftgieserey anlegen, da-
mit er niemahls weder an der Menge noch an der

Zier-
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von einigen Buchdruckern.
Sic erit AMBROSIVS, ſic immortalis obibit,
Poſt mortem variis diſſita regna locis.

Nach deſſen Tod ſetzte die Wittwe die Buchdrucke-
rey durch ihren Schwiegerſohn Johann Rhamba
fort, welcher ſie hernach 1595 als ſein Eigenthum
uͤbernahm. Dieſer Johann Rhamba muß alſo
von ſeinem Vater gleiches Nahmens wohl unterſchie-
den werden. Er war zu Leipzig 1563 gebohren,
und wurde von ſeinem Vater zu denen Sprachen und
Wiſſenſchaften fleißig angehalten, aus der Abſicht,
daß er ſich dem Studiren widmen ſolte. Alleine er
hatte einen ſonderbahren Trieb die Buchdruckerey
zu erlernen, dahero er bey ſeinem Herrn Vater in die
Lehre trat. Nach ausgeſtandener Lehre aber beſuchte
er die vornehmſten Buchdruckereyen im Reiche, in
der Schweitz und Holland. Endlich kam er nach
Goͤrlitz, allwo er von Herrn Fritſchen als ein
Sohn ſeines ehmahligen Herrns liebreich aufge-
nommen wurde. Seine Liebe gegen ihn gieng ſo
weit, daß er ihm ſeine einige Tochter Martham im
Jahr 1591. zur Ehefrau gab. Anfaͤnglich ſtunde
er ſeinem Herrn Schwiegervater bey herannahenden
Alter und Schwachheit treulich bey; Dergleichen er
auch nach deſſen Tod ſeiner Schwiegermutter that,
bis er endlich 1595 nach derſelben Tod die Drucke-
rey eigenthuͤmlich uͤbernommen hat. Sobald er
demnach ſelbige erhalten hatte, ſo verdoppelte er gleich-
ſam ſeine Sorgfalt, dieſe bisher beruͤhmte Druckerey
in ihrem alten Ruhm nicht nur zu erhalten, ſondern
auch ſelbigen zu vermehren. Er ließ zu dem Ende auf
ſeine Koſten eine eigene Schriftgieſerey anlegen, da-
mit er niemahls weder an der Menge noch an der

Zier-
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[281/0339] von einigen Buchdruckern. Sic erit AMBROSIVS, ſic immortalis obibit, Poſt mortem variis diſſita regna locis. Nach deſſen Tod ſetzte die Wittwe die Buchdrucke- rey durch ihren Schwiegerſohn Johann Rhamba fort, welcher ſie hernach 1595 als ſein Eigenthum uͤbernahm. Dieſer Johann Rhamba muß alſo von ſeinem Vater gleiches Nahmens wohl unterſchie- den werden. Er war zu Leipzig 1563 gebohren, und wurde von ſeinem Vater zu denen Sprachen und Wiſſenſchaften fleißig angehalten, aus der Abſicht, daß er ſich dem Studiren widmen ſolte. Alleine er hatte einen ſonderbahren Trieb die Buchdruckerey zu erlernen, dahero er bey ſeinem Herrn Vater in die Lehre trat. Nach ausgeſtandener Lehre aber beſuchte er die vornehmſten Buchdruckereyen im Reiche, in der Schweitz und Holland. Endlich kam er nach Goͤrlitz, allwo er von Herrn Fritſchen als ein Sohn ſeines ehmahligen Herrns liebreich aufge- nommen wurde. Seine Liebe gegen ihn gieng ſo weit, daß er ihm ſeine einige Tochter Martham im Jahr 1591. zur Ehefrau gab. Anfaͤnglich ſtunde er ſeinem Herrn Schwiegervater bey herannahenden Alter und Schwachheit treulich bey; Dergleichen er auch nach deſſen Tod ſeiner Schwiegermutter that, bis er endlich 1595 nach derſelben Tod die Drucke- rey eigenthuͤmlich uͤbernommen hat. Sobald er demnach ſelbige erhalten hatte, ſo verdoppelte er gleich- ſam ſeine Sorgfalt, dieſe bisher beruͤhmte Druckerey in ihrem alten Ruhm nicht nur zu erhalten, ſondern auch ſelbigen zu vermehren. Er ließ zu dem Ende auf ſeine Koſten eine eigene Schriftgieſerey anlegen, da- mit er niemahls weder an der Menge noch an der Zier- S 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/339>, abgerufen am 15.06.2024.