Die Erfahrung beweiset ja, daß einem rechtschaffenen Gelehrten seine Arbeit auch rechtschaffen bezahlet wird.
IV. Frage. Ob Schriftgieser zugleich die Erlaubnis haben sollen die Buchdruckerey zu treiben?
Der Herr Verfaßer meldet, daß sich vor einigen Jahren in Preußen dieser Streit ereignet habe, und zwar bey Gelegen- heit eines Schriftgiesers in der nahliegenden Stadt Thorn, wel- chen die Wittenbergischen Buchdrucker nach Art ihrer Vorfah- ren in ihre Gesellschafft aufgenommen haben; Diese Sache wäre in Teutschland vielen Schwierigkeiten unterworffen gewesen; Sie wäre aber endlich mit allgemeiner Einwilligung der Nürn- berger Buchdruckergesellschaft also entschieden worden: "Ob- " wohl diese Gemeinschaft der Buchdrucker und Schriftgieser " fast hundert Jahr üblich gewesen wäre; So sollten dennoch, zu " Vermeidung der Unordnung, und vieles andern Unheils, so " oft daraus entstanden, hinfüro die Schriftgieser unter die " Buchdrucker nicht mehr gerechnet werden, sie müsten denn " diese Kunst rechtmäsig gelernet haben, und die Gesellen, so " sich einer oder der andern Kunst unterzögen, wären gewöhn- " lich zu straffen/ und davon zu jagen." Jnzwischen, fähret der Herr Pater fort: wenn es des Vaterlandes Nutzen/ die Ge- wohnheit und Nothwendigkeit eines Orts unumgänglich erfo- dern sollte, und wenn sie sich mit einander liebreich verglichen hätten; So hielte er davor, daß die Buchdrucker so gar scharff nicht verfahren sollten. Jmmaßen ja auch die Buchdrucker so wohlin Dantzig, als sonsten hin und wieder, frey und öffent- lich, iedoch wider Recht, den Buchhandel trieben, ob sie gleich sel- bigen niemals ordentlich gelernet hätten.
Anmerckung.
Hier kommt es nicht darauf an, was diesem oder jenem gut deucht, sondern die Villigkeit nnd der Beyfall gantzer Gesell- schaften muß die Frage entscheiden, weil sich diese auf die Frey- heiten und Ordnungen, so sie von Hohen Häuptern erhalten ha-
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Die Erfahrung beweiſet ja, daß einem rechtſchaffenen Gelehrten ſeine Arbeit auch rechtſchaffen bezahlet wird.
IV. Frage. Ob Schriftgieſer zugleich die Erlaubnis haben ſollen die Buchdruckerey zu treiben?
Der Herr Verfaßer meldet, daß ſich vor einigen Jahren in Preußen dieſer Streit ereignet habe, und zwar bey Gelegen- heit eines Schriftgieſers in der nahliegenden Stadt Thorn, wel- chen die Wittenbergiſchen Buchdrucker nach Art ihrer Vorfah- ren in ihre Geſellſchafft aufgenommen haben; Dieſe Sache waͤre in Teutſchland vielen Schwierigkeiten unterworffen geweſen; Sie waͤre aber endlich mit allgemeiner Einwilligung der Nuͤrn- berger Buchdruckergeſellſchaft alſo entſchieden worden: ‟Ob- „ wohl dieſe Gemeinſchaft der Buchdrucker und Schriftgieſer „ faſt hundert Jahr uͤblich geweſen waͤre; So ſollten dennoch, zu „ Vermeidung der Unordnung, und vieles andern Unheils, ſo „ oft daraus entſtanden, hinfuͤro die Schriftgieſer unter die „ Buchdrucker nicht mehr gerechnet werden, ſie muͤſten denn „ dieſe Kunſt rechtmaͤſig gelernet haben, und die Geſellen, ſo „ ſich einer oder der andern Kunſt unterzoͤgen, waͤren gewoͤhn- „ lich zu ſtraffen/ und davon zu jagen.„ Jnzwiſchen, faͤhret der Herr Pater fort: wenn es des Vaterlandes Nutzen/ die Ge- wohnheit und Nothwendigkeit eines Orts unumgaͤnglich erfo- dern ſollte, und wenn ſie ſich mit einander liebreich verglichen haͤtten; So hielte er davor, daß die Buchdrucker ſo gar ſcharff nicht verfahren ſollten. Jmmaßen ja auch die Buchdrucker ſo wohlin Dantzig, als ſonſten hin und wieder, frey und oͤffent- lich, iedoch wider Recht, den Buchhandel trieben, ob ſie gleich ſel- bigen niemals ordentlich gelernet haͤtten.
Anmerckung.
Hier kommt es nicht darauf an, was dieſem oder jenem gut deucht, ſondern die Villigkeit nnd der Beyfall gantzer Geſell- ſchaften muß die Frage entſcheiden, weil ſich dieſe auf die Frey- heiten und Ordnungen, ſo ſie von Hohen Haͤuptern erhalten ha-
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Die Erfahrung beweiſet ja, daß einem rechtſchaffenen Gelehrten
ſeine Arbeit auch rechtſchaffen bezahlet wird.
IV. Frage.
Ob Schriftgieſer zugleich die Erlaubnis
haben ſollen die Buchdruckerey
zu treiben?
Der Herr Verfaßer meldet, daß ſich vor einigen Jahren
in Preußen dieſer Streit ereignet habe, und zwar bey Gelegen-
heit eines Schriftgieſers in der nahliegenden Stadt Thorn, wel-
chen die Wittenbergiſchen Buchdrucker nach Art ihrer Vorfah-
ren in ihre Geſellſchafft aufgenommen haben; Dieſe Sache waͤre
in Teutſchland vielen Schwierigkeiten unterworffen geweſen;
Sie waͤre aber endlich mit allgemeiner Einwilligung der Nuͤrn-
berger Buchdruckergeſellſchaft alſo entſchieden worden: ‟Ob-
„ wohl dieſe Gemeinſchaft der Buchdrucker und Schriftgieſer
„ faſt hundert Jahr uͤblich geweſen waͤre; So ſollten dennoch, zu
„ Vermeidung der Unordnung, und vieles andern Unheils, ſo
„ oft daraus entſtanden, hinfuͤro die Schriftgieſer unter die
„ Buchdrucker nicht mehr gerechnet werden, ſie muͤſten denn
„ dieſe Kunſt rechtmaͤſig gelernet haben, und die Geſellen, ſo
„ ſich einer oder der andern Kunſt unterzoͤgen, waͤren gewoͤhn-
„ lich zu ſtraffen/ und davon zu jagen.„ Jnzwiſchen, faͤhret
der Herr Pater fort: wenn es des Vaterlandes Nutzen/ die Ge-
wohnheit und Nothwendigkeit eines Orts unumgaͤnglich erfo-
dern ſollte, und wenn ſie ſich mit einander liebreich verglichen
haͤtten; So hielte er davor, daß die Buchdrucker ſo gar ſcharff
nicht verfahren ſollten. Jmmaßen ja auch die Buchdrucker ſo
wohlin Dantzig, als ſonſten hin und wieder, frey und oͤffent-
lich, iedoch wider Recht, den Buchhandel trieben, ob ſie gleich ſel-
bigen niemals ordentlich gelernet haͤtten.
Anmerckung.
Hier kommt es nicht darauf an, was dieſem oder jenem gut
deucht, ſondern die Villigkeit nnd der Beyfall gantzer Geſell-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/383>, abgerufen am 26.06.2024.
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