hätten; So würden sie sich auch eine Druckerey anlegen, Vor- mittag in ihrer Studierstuben herrliche Schrifften verfertigen, und Nachmittag in ihrer Druckerey ihre eigene verfertigte Sa- chen auf das schönste haben Drucken dürffen.
Hieraus wird nunmehro deutlich erhellen, daß der Herr Paul Pater die erste Meynung einiger Leute, die er aber nicht nennet, schlechterdings hätte verwerffen sollen. Er hat sich auch endlich etwas beßer besonnen, indem er bekennet, daß man bey der Beantwortung dieser Frage auf die Beschaffen- heit des Orts, auf die Obrigkeit und hohen Schulen sehen müße. Wir sind beynahe seiner Meynung. Nur mit diesem Unterscheid, daß wir erstlich auf den Befehl, oder Verboth der lieben Obrigkeit, und hernach auf die Lage des Orts sehen müßen. Denn wenn ein Ort noch so bequem wäre, und un- ser Landesvater will nicht; So giebt die Lage an und vor sich noch keine Freyheit darzu. Unser Wille ist den Hohen in der Welt unterworffen. Diesen müßen wir Gehorsam lei- sten, folglich darf auch keine Druckerey an einem solchen Ort angeleget werden, wo wir, sondern wo selbige wollen. Denn diese wißen am besten was zur Zierde und Nutzen des Landes dienet, und wo eine Druckerey nöthig ist.
II. Frage. Ob den Waysenhäusern Buchdruckereyen und Bücher-Lotterien mit Recht zukommen?
Es scheinet zwar, meynt unser Paul Pater, daß derglei- chen Häuser einer Republick mehr schädlich, als nützlich, wären, weil sie insgemein von allen bürgerlichen Abgaben frey sind; Alleine, deßen ungeacht, muß man diese Frage dennoch mit JA beantworten, weil von den Früchten dieses Nutzens viele arme Kinder unterhalten würden, welchen man nach dem Ge- setz der Christlichen Liebe zu helffen verbunden ist.
Anmerckung.
Ehe wir weiter fortgehen, so wollen wir so gleich unsere
Gedan-
haͤtten; So wuͤrden ſie ſich auch eine Druckerey anlegen, Vor- mittag in ihrer Studierſtuben herrliche Schrifften verfertigen, und Nachmittag in ihrer Druckerey ihre eigene verfertigte Sa- chen auf das ſchoͤnſte haben Drucken duͤrffen.
Hieraus wird nunmehro deutlich erhellen, daß der Herr Paul Pater die erſte Meynung einiger Leute, die er aber nicht nennet, ſchlechterdings haͤtte verwerffen ſollen. Er hat ſich auch endlich etwas beßer beſonnen, indem er bekennet, daß man bey der Beantwortung dieſer Frage auf die Beſchaffen- heit des Orts, auf die Obrigkeit und hohen Schulen ſehen muͤße. Wir ſind beynahe ſeiner Meynung. Nur mit dieſem Unterſcheid, daß wir erſtlich auf den Befehl, oder Verboth der lieben Obrigkeit, und hernach auf die Lage des Orts ſehen muͤßen. Denn wenn ein Ort noch ſo bequem waͤre, und un- ſer Landesvater will nicht; So giebt die Lage an und vor ſich noch keine Freyheit darzu. Unſer Wille iſt den Hohen in der Welt unterworffen. Dieſen muͤßen wir Gehorſam lei- ſten, folglich darf auch keine Druckerey an einem ſolchen Ort angeleget werden, wo wir, ſondern wo ſelbige wollen. Denn dieſe wißen am beſten was zur Zierde und Nutzen des Landes dienet, und wo eine Druckerey noͤthig iſt.
II. Frage. Ob den Wayſenhaͤuſern Buchdruckereyen und Buͤcher-Lotterien mit Recht zukommen?
Es ſcheinet zwar, meynt unſer Paul Pater, daß derglei- chen Haͤuſer einer Republick mehr ſchaͤdlich, als nuͤtzlich, waͤren, weil ſie insgemein von allen buͤrgerlichen Abgaben frey ſind; Alleine, deßen ungeacht, muß man dieſe Frage dennoch mit JA beantworten, weil von den Fruͤchten dieſes Nutzens viele arme Kinder unterhalten wuͤrden, welchen man nach dem Ge- ſetz der Chriſtlichen Liebe zu helffen verbunden iſt.
Anmerckung.
Ehe wir weiter fortgehen, ſo wollen wir ſo gleich unſere
Gedan-
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[0379]
haͤtten; So wuͤrden ſie ſich auch eine Druckerey anlegen, Vor-
mittag in ihrer Studierſtuben herrliche Schrifften verfertigen,
und Nachmittag in ihrer Druckerey ihre eigene verfertigte Sa-
chen auf das ſchoͤnſte haben Drucken duͤrffen.
Hieraus wird nunmehro deutlich erhellen, daß der Herr
Paul Pater die erſte Meynung einiger Leute, die er aber nicht
nennet, ſchlechterdings haͤtte verwerffen ſollen. Er hat ſich
auch endlich etwas beßer beſonnen, indem er bekennet, daß
man bey der Beantwortung dieſer Frage auf die Beſchaffen-
heit des Orts, auf die Obrigkeit und hohen Schulen ſehen
muͤße. Wir ſind beynahe ſeiner Meynung. Nur mit dieſem
Unterſcheid, daß wir erſtlich auf den Befehl, oder Verboth der
lieben Obrigkeit, und hernach auf die Lage des Orts ſehen
muͤßen. Denn wenn ein Ort noch ſo bequem waͤre, und un-
ſer Landesvater will nicht; So giebt die Lage an und vor
ſich noch keine Freyheit darzu. Unſer Wille iſt den Hohen
in der Welt unterworffen. Dieſen muͤßen wir Gehorſam lei-
ſten, folglich darf auch keine Druckerey an einem ſolchen Ort
angeleget werden, wo wir, ſondern wo ſelbige wollen. Denn
dieſe wißen am beſten was zur Zierde und Nutzen des Landes
dienet, und wo eine Druckerey noͤthig iſt.
II. Frage.
Ob den Wayſenhaͤuſern Buchdruckereyen
und Buͤcher-Lotterien mit Recht
zukommen?
Es ſcheinet zwar, meynt unſer Paul Pater, daß derglei-
chen Haͤuſer einer Republick mehr ſchaͤdlich, als nuͤtzlich, waͤren,
weil ſie insgemein von allen buͤrgerlichen Abgaben frey ſind;
Alleine, deßen ungeacht, muß man dieſe Frage dennoch mit
JA beantworten, weil von den Fruͤchten dieſes Nutzens viele
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/379>, abgerufen am 17.06.2024.
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