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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Damit auch muthwilliges Zechen bey der Arbeit und sonst
zur Unzeit in Druckerey nachbleibe, so sollen die Gesellen ihre
Jntroitus und Nahmen auch andere Vortheile zusammen spa-
ren, dieselben kurtz vor der Messe oder uf andere bequeme Zeit,
auch nicht ohne des Herrn Vorwissen und Bewilligung, ver-
trincken, weil gemeiniglich hierdurch den folgenden Tag die
Arbeit versäumet wird.

Weil sich offt zuträgt, daß man aus Noth einen Gesellen
von einer Presse, oder Kasten, und aus einem Werck nehmen,
und in das andere stellen muß, so soll sich dessen keiner zu weigern
befugt seyn, noch auch einen besondern Vortheil oder Genieß
daran zu haben sich anmaßen.

Nachdem auch manchmal durch allzuviel unnützes Geschwätz
in Druckereyen unter der Arbeit, da einer den andern vexiret,
zu Verdruß redet, lügen heißt, fluchet und GOTT lästert, o-
der andere zur Banck hauet, nicht alleine in Setzen und Dru-
cken große Verhinderung geschicht, daß mau uf die Arbeit nicht
acht giebt, darinne gesäumet wird, und nicht mit gebührlichen
Fleiß das Seine verrichten kan, sondern auch offtmals hierdurch
heimlicher Groll, Feindschafft und Schlägerey angerichtet
wird; als soll dasselbe hiermit, und bey einer nahmhafften
Strafe, die auf Erkänntniß der Herren und Gesellen, oder
auch nach Gelegenheit der Verordenten zum Fisco soll gestellt
weden, verbothen seyn.

Da sich auch einer gegen den andern mit Scheltworten,
oder Schlägen in des Herrn Hauß oder Druckerey vergreifft,
soll der Anfänger mit 2 fl. und der andere, so er Ursache darzu
geben, 1 fl. zur Strafe verfallen seyn; Da, es aber außerhalb
der Druckerey geschähe, soll folches beym Fisco, oder Lade,
nach Erkänntniß gestrafet werden; Doch hiermit der Obrig-
keit nichts an ihrem Rechte benommen

Damit es auch im Straffen desto gleicher und billiger zu-
gehe, und keinen üm Gunst oder Ungunst willen zuviel geschehe,
so soll ohne Bey seyn und Einwilligung des Herrn in jeder Dru-
ckerey hinfort keinem einige Strafe auferleget werden.

Dieweilen auch bißanhero die Gesellen einen Gebrauch ge-
habt, daß sie oftmals heimliche Conventicula und Zusammen-
künffte vor sich alleine angestellet, und gehalten, daraus her-
nach allerley Argwohn, Ungelegenheit und Beschwerung zwi-
schen Herren und Gesellen entstanden, so sollen hinfüro dieselben

gantz

Damit auch muthwilliges Zechen bey der Arbeit und ſonſt
zur Unzeit in Druckerey nachbleibe, ſo ſollen die Geſellen ihre
Jntroitus und Nahmen auch andere Vortheile zuſammen ſpa-
ren, dieſelben kurtz vor der Meſſe oder uf andere bequeme Zeit,
auch nicht ohne des Herrn Vorwiſſen und Bewilligung, ver-
trincken, weil gemeiniglich hierdurch den folgenden Tag die
Arbeit verſaͤumet wird.

Weil ſich offt zutraͤgt, daß man aus Noth einen Geſellen
von einer Preſſe, oder Kaſten, und aus einem Werck nehmen,
und in das andere ſtellen muß, ſo ſoll ſich deſſen keiner zu weigern
befugt ſeyn, noch auch einen beſondern Vortheil oder Genieß
daran zu haben ſich anmaßen.

Nachdem auch manchmal durch allzuviel unnuͤtzes Geſchwaͤtz
in Druckereyen unter der Arbeit, da einer den andern vexiret,
zu Verdruß redet, luͤgen heißt, fluchet und GOTT laͤſtert, o-
der andere zur Banck hauet, nicht alleine in Setzen und Dru-
cken große Verhinderung geſchicht, daß mau uf die Arbeit nicht
acht giebt, darinne geſaͤumet wird, und nicht mit gebuͤhrlichen
Fleiß das Seine verrichten kan, ſondern auch offtmals hierdurch
heimlicher Groll, Feindſchafft und Schlaͤgerey angerichtet
wird; als ſoll daſſelbe hiermit, und bey einer nahmhafften
Strafe, die auf Erkaͤnntniß der Herren und Geſellen, oder
auch nach Gelegenheit der Verordenten zum Fiſco ſoll geſtellt
weden, verbothen ſeyn.

Da ſich auch einer gegen den andern mit Scheltworten,
oder Schlaͤgen in des Herrn Hauß oder Druckerey vergreifft,
ſoll der Anfaͤnger mit 2 fl. und der andere, ſo er Urſache darzu
geben, 1 fl. zur Strafe verfallen ſeyn; Da, es aber außerhalb
der Druckerey geſchaͤhe, ſoll folches beym Fiſco, oder Lade,
nach Erkaͤnntniß geſtrafet werden; Doch hiermit der Obrig-
keit nichts an ihrem Rechte benommen

Damit es auch im Straffen deſto gleicher und billiger zu-
gehe, und keinen uͤm Gunſt oder Ungunſt willen zuviel geſchehe,
ſo ſoll ohne Bey ſeyn und Einwilligung des Herrn in jeder Dru-
ckerey hinfort keinem einige Strafe auferleget werden.

Dieweilen auch bißanhero die Geſellen einen Gebrauch ge-
habt, daß ſie oftmals heimliche Conventicula und Zuſammen-
kuͤnffte vor ſich alleine angeſtellet, und gehalten, daraus her-
nach allerley Argwohn, Ungelegenheit und Beſchwerung zwi-
ſchen Herren und Geſellen entſtanden, ſo ſollen hinfuͤro dieſelben

gantz
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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/338>, abgerufen am 25.11.2024.