Reichs Ertz-Marschall und Churfürst, etc. etc. etc. Belennen und thun kund hiemit jedermänniglich. Nachdem Uns unsere lieben Getreuen die Buchdrucker zu Leipzig und Wit- tenberg in Unterthänigkeit zu erkennen gegeben etc.
Weil auch mit dieser löblichen freyen Kunst der Druckerey es also bewandt, daß darzu ein überaus großer Fleiß und Vor- sichtigkeit von nöthen, wenn jedem Ding sein Recht geschehen soll; Und gleichwohl bißher nicht geringer Mangel und Klage über Unfleiß bey etlichen sich ereignet, daß auch dannenhero die Hohe Christliche Obrigkeit zu mehrmalen verursachet, ernstliche Gebot und Befehl hierinnen zu geben; Als soll hiermit ein ieder, der den Beruff darzu hat, seines Amts und Pflicht erinnert seyn, demselben dermassen obzuliegen und nachzusetzen, wie er es ge- gen GOTT und seiner vorgesetzten Obrigkeit und Herrschafft, mit gutem Gewißen zu verantworten gedencket.
Der Herr der Druckerey, wenn er dieselbe mit nothwen- digen Schrifften, und allem, was darzu sonst gehörig, wohl ver- sehen und die Correctur nicht selbsten versehen kan, soll vor allen Dingen uf einen gelehrten und fleißigen Correctorem, auch fleis- sige Gesellen, so neben gottseligem christlichen und erbarn Le- ben dieser Kunst wohl erfahren und geübt, mit aller Sorgfältig- keit bedacht seyn, und sich üm dieselbige bemühen; Er soll auch bey ihnen fleißige Jnspection und Aufsicht haben, darmit ein ieder an seinem Orte dasjenige, was ihm gebühret, treulich verrichte. Dargegen sie schuldig seyn, dem Herrn gebührliche Ehre und Gehorsam in allen zu erzeigen, und nicht sich ihm wi- dersetzig machen, wenn sie ihrer schuldigen Pflicht erinnert, und üm Unrecht gestrafft werden, vielweniger mit thätlicher Gewalt (wiewohl ehemals freche und leichtfertige Gesellen sich unterstan- den) an ihm zu vergreiffen; Die dann ihr Gericht und Urtheil aus dem vierdten Gebot des Gesetzes Gottes erlernen und gewar- ten mögen.
Soll ein Fiscus, oder Lade, aufgerichtet und gehalten werden, damit es aber unverdächtig zugehe, so soll der Fiscus, oder Lade, bey einem Herrn in Verwahrung, um daselbst die Einlage geschehen zu können, die Schlüssel einer dem Herrn, und den andern einem Gesellen überantwortet, und von halben Jahren zu halben Jahren ümgewechselt, auch andere darzu ge- ordnet werden, da dann eine allgemeine Zusammenkunfft der Herren und Gesellen geschehen soll, und sich keiner, ohne erheb-
liche
Reichs Ertz-Marſchall und Churfuͤrſt, ꝛc. ꝛc. ꝛc. Belennen und thun kund hiemit jedermaͤnniglich. Nachdem Uns unſere lieben Getreuen die Buchdrucker zu Leipzig und Wit- tenberg in Unterthaͤnigkeit zu erkennen gegeben ꝛc.
Weil auch mit dieſer loͤblichen freyen Kunſt der Druckerey es alſo bewandt, daß darzu ein uͤberaus großer Fleiß und Vor- ſichtigkeit von noͤthen, wenn jedem Ding ſein Recht geſchehen ſoll; Und gleichwohl bißher nicht geringer Mangel und Klage uͤber Unfleiß bey etlichen ſich ereignet, daß auch dannenhero die Hohe Chriſtliche Obrigkeit zu mehrmalen verurſachet, ernſtliche Gebot und Befehl hierinnen zu geben; Als ſoll hiermit ein ieder, der den Beruff darzu hat, ſeines Amts und Pflicht erinnert ſeyn, demſelben dermaſſen obzuliegen und nachzuſetzen, wie er es ge- gen GOTT und ſeiner vorgeſetzten Obrigkeit und Herrſchafft, mit gutem Gewißen zu verantworten gedencket.
Der Herr der Druckerey, wenn er dieſelbe mit nothwen- digen Schrifften, und allem, was darzu ſonſt gehoͤrig, wohl ver- ſehen und die Correctur nicht ſelbſten verſehen kan, ſoll vor allen Dingen uf einen gelehrten und fleißigen Correctorem, auch fleiſ- ſige Geſellen, ſo neben gottſeligem chriſtlichen und erbarn Le- ben dieſer Kunſt wohl erfahren und geuͤbt, mit aller Sorgfaͤltig- keit bedacht ſeyn, und ſich uͤm dieſelbige bemuͤhen; Er ſoll auch bey ihnen fleißige Jnſpection und Aufſicht haben, darmit ein ieder an ſeinem Orte dasjenige, was ihm gebuͤhret, treulich verrichte. Dargegen ſie ſchuldig ſeyn, dem Herrn gebuͤhrliche Ehre und Gehorſam in allen zu erzeigen, und nicht ſich ihm wi- derſetzig machen, wenn ſie ihrer ſchuldigen Pflicht erinnert, und uͤm Unrecht geſtrafft werden, vielweniger mit thaͤtlicher Gewalt (wiewohl ehemals freche und leichtfertige Geſellen ſich unterſtan- den) an ihm zu vergreiffen; Die dann ihr Gericht und Urtheil aus dem vierdten Gebot des Geſetzes Gottes erlernen und gewar- ten moͤgen.
Soll ein Fiſcus, oder Lade, aufgerichtet und gehalten werden, damit es aber unverdaͤchtig zugehe, ſo ſoll der Fiſcus, oder Lade, bey einem Herrn in Verwahrung, um daſelbſt die Einlage geſchehen zu koͤnnen, die Schluͤſſel einer dem Herrn, und den andern einem Geſellen uͤberantwortet, und von halben Jahren zu halben Jahren uͤmgewechſelt, auch andere darzu ge- ordnet werden, da dann eine allgemeine Zuſammenkunfft der Herren und Geſellen geſchehen ſoll, und ſich keiner, ohne erheb-
liche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0336"/><hirendition="#fr">Reichs Ertz-Marſchall und Churfuͤrſt,</hi>ꝛc. ꝛc. ꝛc.<lb/>
Belennen und thun kund hiemit jedermaͤnniglich. Nachdem<lb/>
Uns unſere lieben Getreuen die Buchdrucker zu Leipzig und Wit-<lb/>
tenberg in Unterthaͤnigkeit zu erkennen gegeben ꝛc.</p><lb/><p>Weil auch mit dieſer loͤblichen freyen Kunſt der Druckerey<lb/>
es alſo bewandt, daß darzu ein uͤberaus großer Fleiß und Vor-<lb/>ſichtigkeit von noͤthen, wenn jedem Ding ſein Recht geſchehen<lb/>ſoll; Und gleichwohl bißher nicht geringer Mangel und Klage<lb/>
uͤber Unfleiß bey etlichen ſich ereignet, daß auch dannenhero die<lb/>
Hohe Chriſtliche Obrigkeit zu mehrmalen verurſachet, ernſtliche<lb/>
Gebot und Befehl hierinnen zu geben; Als ſoll hiermit ein ieder,<lb/>
der den Beruff darzu hat, ſeines Amts und Pflicht erinnert ſeyn,<lb/>
demſelben dermaſſen obzuliegen und nachzuſetzen, wie er es ge-<lb/>
gen GOTT und ſeiner vorgeſetzten Obrigkeit und Herrſchafft,<lb/>
mit gutem Gewißen zu verantworten gedencket.</p><lb/><p>Der Herr der Druckerey, wenn er dieſelbe mit nothwen-<lb/>
digen Schrifften, und allem, was darzu ſonſt gehoͤrig, wohl ver-<lb/>ſehen und die Correctur nicht ſelbſten verſehen kan, ſoll vor allen<lb/>
Dingen uf einen gelehrten und fleißigen Correctorem, auch fleiſ-<lb/>ſige Geſellen, ſo neben gottſeligem chriſtlichen und erbarn Le-<lb/>
ben dieſer Kunſt wohl erfahren und geuͤbt, mit aller Sorgfaͤltig-<lb/>
keit bedacht ſeyn, und ſich uͤm dieſelbige bemuͤhen; Er ſoll auch<lb/>
bey ihnen fleißige Jnſpection und Aufſicht haben, darmit ein<lb/>
ieder an ſeinem Orte dasjenige, was ihm gebuͤhret, treulich<lb/>
verrichte. Dargegen ſie ſchuldig ſeyn, dem Herrn gebuͤhrliche<lb/>
Ehre und Gehorſam in allen zu erzeigen, und nicht ſich ihm wi-<lb/>
derſetzig machen, wenn ſie ihrer ſchuldigen Pflicht erinnert, und<lb/>
uͤm Unrecht geſtrafft werden, vielweniger mit thaͤtlicher Gewalt<lb/>
(wiewohl ehemals freche und leichtfertige Geſellen ſich unterſtan-<lb/>
den) an ihm zu vergreiffen; Die dann ihr Gericht und Urtheil<lb/>
aus dem vierdten Gebot des Geſetzes Gottes erlernen und gewar-<lb/>
ten moͤgen.</p><lb/><p>Soll ein Fiſcus, oder Lade, aufgerichtet und gehalten<lb/>
werden, damit es aber unverdaͤchtig zugehe, ſo ſoll der Fiſcus,<lb/>
oder Lade, bey einem Herrn in Verwahrung, um daſelbſt die<lb/>
Einlage geſchehen zu koͤnnen, die Schluͤſſel einer dem Herrn,<lb/>
und den andern einem Geſellen uͤberantwortet, und von halben<lb/>
Jahren zu halben Jahren uͤmgewechſelt, auch andere darzu ge-<lb/>
ordnet werden, da dann eine allgemeine Zuſammenkunfft der<lb/>
Herren und Geſellen geſchehen ſoll, und ſich keiner, ohne erheb-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">liche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[0336]
Reichs Ertz-Marſchall und Churfuͤrſt, ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Belennen und thun kund hiemit jedermaͤnniglich. Nachdem
Uns unſere lieben Getreuen die Buchdrucker zu Leipzig und Wit-
tenberg in Unterthaͤnigkeit zu erkennen gegeben ꝛc.
Weil auch mit dieſer loͤblichen freyen Kunſt der Druckerey
es alſo bewandt, daß darzu ein uͤberaus großer Fleiß und Vor-
ſichtigkeit von noͤthen, wenn jedem Ding ſein Recht geſchehen
ſoll; Und gleichwohl bißher nicht geringer Mangel und Klage
uͤber Unfleiß bey etlichen ſich ereignet, daß auch dannenhero die
Hohe Chriſtliche Obrigkeit zu mehrmalen verurſachet, ernſtliche
Gebot und Befehl hierinnen zu geben; Als ſoll hiermit ein ieder,
der den Beruff darzu hat, ſeines Amts und Pflicht erinnert ſeyn,
demſelben dermaſſen obzuliegen und nachzuſetzen, wie er es ge-
gen GOTT und ſeiner vorgeſetzten Obrigkeit und Herrſchafft,
mit gutem Gewißen zu verantworten gedencket.
Der Herr der Druckerey, wenn er dieſelbe mit nothwen-
digen Schrifften, und allem, was darzu ſonſt gehoͤrig, wohl ver-
ſehen und die Correctur nicht ſelbſten verſehen kan, ſoll vor allen
Dingen uf einen gelehrten und fleißigen Correctorem, auch fleiſ-
ſige Geſellen, ſo neben gottſeligem chriſtlichen und erbarn Le-
ben dieſer Kunſt wohl erfahren und geuͤbt, mit aller Sorgfaͤltig-
keit bedacht ſeyn, und ſich uͤm dieſelbige bemuͤhen; Er ſoll auch
bey ihnen fleißige Jnſpection und Aufſicht haben, darmit ein
ieder an ſeinem Orte dasjenige, was ihm gebuͤhret, treulich
verrichte. Dargegen ſie ſchuldig ſeyn, dem Herrn gebuͤhrliche
Ehre und Gehorſam in allen zu erzeigen, und nicht ſich ihm wi-
derſetzig machen, wenn ſie ihrer ſchuldigen Pflicht erinnert, und
uͤm Unrecht geſtrafft werden, vielweniger mit thaͤtlicher Gewalt
(wiewohl ehemals freche und leichtfertige Geſellen ſich unterſtan-
den) an ihm zu vergreiffen; Die dann ihr Gericht und Urtheil
aus dem vierdten Gebot des Geſetzes Gottes erlernen und gewar-
ten moͤgen.
Soll ein Fiſcus, oder Lade, aufgerichtet und gehalten
werden, damit es aber unverdaͤchtig zugehe, ſo ſoll der Fiſcus,
oder Lade, bey einem Herrn in Verwahrung, um daſelbſt die
Einlage geſchehen zu koͤnnen, die Schluͤſſel einer dem Herrn,
und den andern einem Geſellen uͤberantwortet, und von halben
Jahren zu halben Jahren uͤmgewechſelt, auch andere darzu ge-
ordnet werden, da dann eine allgemeine Zuſammenkunfft der
Herren und Geſellen geſchehen ſoll, und ſich keiner, ohne erheb-
liche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/336>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.