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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Cap. 4. Von der Schreibart
brauch gerichtet, und in meinem ersten Theil p. 81.
von der Rechtschreibung etwas gemeldet. Es wäre
zu wünschen, daß man eine auf vernünftige Sätze ein-
gerichtete und in gantz Teutschland eingeführte Ein-
leitung hätte; So könnte sich alsdenn ein jeder dar-
nach richten. Die Buchdrucker würden selbige mit
leichter Mühe lernen und sich angewöhnen können. Da
aber ein jeder Verfasser bey nahe eine andere Recht-
schreibung annimmt; So ist dieses vor die Setzer eine
grosse Marter. Denn was einem recht war, das
streicht der andere weg, und also geht die Zeit ver-
lohren. Unterdessen ist dieses Ubel noch nicht zu he-
ben, ob man gleich hier und da schöne Beyträge hat.
Gantze Gesellschaften haben gemeinschaftlich ihren Fleiß
angewendet, und dennoch muß man noch immer kla-
gen, es fehlet eine wohleingerichtete Rechtschreibung.
Man muß also zufrieden seyn, was man hat. Aus-
ser denjenigen Untersuchungen, welche man in den
Beyträgen der teutschen Gesellschaft in Leipzig hat,
muß man sich folgende Bücher bekannt machen. 1.)
Johann Bödickers Grundsätze der teutschen Spra-
che, Berlin, 1723. 8. 2.) Justin Töllners deutli-
chen Unterricht von der Orthographie der Teutschen,
Halle, 1718. 8vo. 3.) Hieronymi Freyers Unter-
weisung zur teutschen Orthographie, Halle 1722. 8.
4.) Thomae Hofmanns Anweisung zur Orthogra-
phie, Leipzig 1725. 8. und Caspar Gottlieb Pohls,
neu verbesserte teutsche Orthographie, Leipzig, 1735. 8.

Jch mag allhier keines von allen diesen angeführ-
ten Büchern beurtheilen, weil es der gehörige Ort
nicht ist. An ältere will ich nicht einmal gedencken,
doch so viel will ich noch thun, daß ich Anfängern der
Buchdruckerkunst, eine kurtze Vergleichung einiger

Wör-

Cap. 4. Von der Schreibart
brauch gerichtet, und in meinem erſten Theil p. 81.
von der Rechtſchreibung etwas gemeldet. Es waͤre
zu wuͤnſchen, daß man eine auf vernuͤnftige Saͤtze ein-
gerichtete und in gantz Teutſchland eingefuͤhrte Ein-
leitung haͤtte; So koͤnnte ſich alsdenn ein jeder dar-
nach richten. Die Buchdrucker wuͤrden ſelbige mit
leichter Muͤhe lernen und ſich angewoͤhnen koͤnnen. Da
aber ein jeder Verfaſſer bey nahe eine andere Recht-
ſchreibung annimmt; So iſt dieſes vor die Setzer eine
groſſe Marter. Denn was einem recht war, das
ſtreicht der andere weg, und alſo geht die Zeit ver-
lohren. Unterdeſſen iſt dieſes Ubel noch nicht zu he-
ben, ob man gleich hier und da ſchoͤne Beytraͤge hat.
Gantze Geſellſchaften haben gemeinſchaftlich ihren Fleiß
angewendet, und dennoch muß man noch immer kla-
gen, es fehlet eine wohleingerichtete Rechtſchreibung.
Man muß alſo zufrieden ſeyn, was man hat. Auſ-
ſer denjenigen Unterſuchungen, welche man in den
Beytraͤgen der teutſchen Geſellſchaft in Leipzig hat,
muß man ſich folgende Buͤcher bekannt machen. 1.)
Johann Boͤdickers Grundſaͤtze der teutſchen Spra-
che, Berlin, 1723. 8. 2.) Juſtin Toͤllners deutli-
chen Unterricht von der Orthographie der Teutſchen,
Halle, 1718. 8vo. 3.) Hieronymi Freyers Unter-
weiſung zur teutſchen Orthographie, Halle 1722. 8.
4.) Thomae Hofmanns Anweiſung zur Orthogra-
phie, Leipzig 1725. 8. und Caſpar Gottlieb Pohls,
neu verbeſſerte teutſche Orthographie, Leipzig, 1735. 8.

Jch mag allhier keines von allen dieſen angefuͤhr-
ten Buͤchern beurtheilen, weil es der gehoͤrige Ort
nicht iſt. An aͤltere will ich nicht einmal gedencken,
doch ſo viel will ich noch thun, daß ich Anfaͤngern der
Buchdruckerkunſt, eine kurtze Vergleichung einiger

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[182/0268] Cap. 4. Von der Schreibart brauch gerichtet, und in meinem erſten Theil p. 81. von der Rechtſchreibung etwas gemeldet. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man eine auf vernuͤnftige Saͤtze ein- gerichtete und in gantz Teutſchland eingefuͤhrte Ein- leitung haͤtte; So koͤnnte ſich alsdenn ein jeder dar- nach richten. Die Buchdrucker wuͤrden ſelbige mit leichter Muͤhe lernen und ſich angewoͤhnen koͤnnen. Da aber ein jeder Verfaſſer bey nahe eine andere Recht- ſchreibung annimmt; So iſt dieſes vor die Setzer eine groſſe Marter. Denn was einem recht war, das ſtreicht der andere weg, und alſo geht die Zeit ver- lohren. Unterdeſſen iſt dieſes Ubel noch nicht zu he- ben, ob man gleich hier und da ſchoͤne Beytraͤge hat. Gantze Geſellſchaften haben gemeinſchaftlich ihren Fleiß angewendet, und dennoch muß man noch immer kla- gen, es fehlet eine wohleingerichtete Rechtſchreibung. Man muß alſo zufrieden ſeyn, was man hat. Auſ- ſer denjenigen Unterſuchungen, welche man in den Beytraͤgen der teutſchen Geſellſchaft in Leipzig hat, muß man ſich folgende Buͤcher bekannt machen. 1.) Johann Boͤdickers Grundſaͤtze der teutſchen Spra- che, Berlin, 1723. 8. 2.) Juſtin Toͤllners deutli- chen Unterricht von der Orthographie der Teutſchen, Halle, 1718. 8vo. 3.) Hieronymi Freyers Unter- weiſung zur teutſchen Orthographie, Halle 1722. 8. 4.) Thomae Hofmanns Anweiſung zur Orthogra- phie, Leipzig 1725. 8. und Caſpar Gottlieb Pohls, neu verbeſſerte teutſche Orthographie, Leipzig, 1735. 8. Jch mag allhier keines von allen dieſen angefuͤhr- ten Buͤchern beurtheilen, weil es der gehoͤrige Ort nicht iſt. An aͤltere will ich nicht einmal gedencken, doch ſo viel will ich noch thun, daß ich Anfaͤngern der Buchdruckerkunſt, eine kurtze Vergleichung einiger Woͤr-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/268>, abgerufen am 10.06.2024.