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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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der Buchstaben.
wird er so gleich bey sich fragen: Wo ist aber das C.
geblieben, so im Anfang stehet? Und er hat Recht,
wenn er also dencket. Auch dieses will ich ihm sagen.
Meine gantze Leiste ist ein Anfang von einem Diplo-
mate.
Jnsgemein trift man am Anfang eines Diplo-
matis
dieses C. an Einige meynen es bedeutet selbiges so
viel als Christum, oder Chrismon, weil die alten ihre
Sachen gerne in Namen Christi angefangen hätten. Al-
leine diese Auslegung will mir deswegen nicht gefallen,
weil gleich die Worte drauf folgen: im Namen der
Heiligen Dreyfaltigkeit. Hierunter ist ja Christus schon
mit begriffen. Jch halte es vielmehr mit denjenigen,
welche dieses C. durch Caput erklären, wodurch man
nemlich zu verstehen geben wollen, daß sich hier das
Diploma, oder ein anderer Brief anfange.

Nachdem ich also in dem ersten und diesem Theil
meiner Buchdruckerkunst bey nahe die meisten Alpha-
bete vor Augen geleget habe, so dürfte wohl man-
cher dencken, eintzelne Buchstaben zu sehen, und zu
lesen ist eine schlechte Kunst. Wie aber, wenn gantze
Wörter und Zeilen beysammen sehen, da wird es viel
schwerer seyn? Auch diesem Zweifel habe ich zu he-
ben mich bemühet. Jch habe zu dem Ende das Va-
ter Unser
bey nahe in hundert Sprachen zusammen
drucken lassen, und allezeit hinzugefüget, wie es ge-
lesen werden muß Kenne ich also die Buchstaben,
und nehme die darunter gesetzte Lesart darzu, so kan
ein jeder aufgeweckter Kopf diese Sprachen alle mit
einander ohne Lehrmeister lesen lernen.

Cap. III.
Von den Abkürtzungen der Wörter.

Man stosse sich nicht an das Wort Abkürtzung

wei
L 3

der Buchſtaben.
wird er ſo gleich bey ſich fragen: Wo iſt aber das C.
geblieben, ſo im Anfang ſtehet? Und er hat Recht,
wenn er alſo dencket. Auch dieſes will ich ihm ſagen.
Meine gantze Leiſte iſt ein Anfang von einem Diplo-
mate.
Jnsgemein trift man am Anfang eines Diplo-
matis
dieſes C. an Einige meynen es bedeutet ſelbiges ſo
viel als Chriſtum, oder Chriſmon, weil die alten ihre
Sachen gerne in Namen Chriſti angefangen haͤtten. Al-
leine dieſe Auslegung will mir deswegen nicht gefallen,
weil gleich die Worte drauf folgen: im Namen der
Heiligen Dreyfaltigkeit. Hierunter iſt ja Chriſtus ſchon
mit begriffen. Jch halte es vielmehr mit denjenigen,
welche dieſes C. durch Caput erklaͤren, wodurch man
nemlich zu verſtehen geben wollen, daß ſich hier das
Diploma, oder ein anderer Brief anfange.

Nachdem ich alſo in dem erſten und dieſem Theil
meiner Buchdruckerkunſt bey nahe die meiſten Alpha-
bete vor Augen geleget habe, ſo duͤrfte wohl man-
cher dencken, eintzelne Buchſtaben zu ſehen, und zu
leſen iſt eine ſchlechte Kunſt. Wie aber, wenn gantze
Woͤrter und Zeilen beyſammen ſehen, da wird es viel
ſchwerer ſeyn? Auch dieſem Zweifel habe ich zu he-
ben mich bemuͤhet. Jch habe zu dem Ende das Va-
ter Unſer
bey nahe in hundert Sprachen zuſammen
drucken laſſen, und allezeit hinzugefuͤget, wie es ge-
leſen werden muß Kenne ich alſo die Buchſtaben,
und nehme die darunter geſetzte Lesart darzu, ſo kan
ein jeder aufgeweckter Kopf dieſe Sprachen alle mit
einander ohne Lehrmeiſter leſen lernen.

Cap. III.
Von den Abkuͤrtzungen der Woͤrter.

Man ſtoſſe ſich nicht an das Wort Abkuͤrtzung

wei
L 3
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[165/0249] der Buchſtaben. wird er ſo gleich bey ſich fragen: Wo iſt aber das C. geblieben, ſo im Anfang ſtehet? Und er hat Recht, wenn er alſo dencket. Auch dieſes will ich ihm ſagen. Meine gantze Leiſte iſt ein Anfang von einem Diplo- mate. Jnsgemein trift man am Anfang eines Diplo- matis dieſes C. an Einige meynen es bedeutet ſelbiges ſo viel als Chriſtum, oder Chriſmon, weil die alten ihre Sachen gerne in Namen Chriſti angefangen haͤtten. Al- leine dieſe Auslegung will mir deswegen nicht gefallen, weil gleich die Worte drauf folgen: im Namen der Heiligen Dreyfaltigkeit. Hierunter iſt ja Chriſtus ſchon mit begriffen. Jch halte es vielmehr mit denjenigen, welche dieſes C. durch Caput erklaͤren, wodurch man nemlich zu verſtehen geben wollen, daß ſich hier das Diploma, oder ein anderer Brief anfange. Nachdem ich alſo in dem erſten und dieſem Theil meiner Buchdruckerkunſt bey nahe die meiſten Alpha- bete vor Augen geleget habe, ſo duͤrfte wohl man- cher dencken, eintzelne Buchſtaben zu ſehen, und zu leſen iſt eine ſchlechte Kunſt. Wie aber, wenn gantze Woͤrter und Zeilen beyſammen ſehen, da wird es viel ſchwerer ſeyn? Auch dieſem Zweifel habe ich zu he- ben mich bemuͤhet. Jch habe zu dem Ende das Va- ter Unſer bey nahe in hundert Sprachen zuſammen drucken laſſen, und allezeit hinzugefuͤget, wie es ge- leſen werden muß Kenne ich alſo die Buchſtaben, und nehme die darunter geſetzte Lesart darzu, ſo kan ein jeder aufgeweckter Kopf dieſe Sprachen alle mit einander ohne Lehrmeiſter leſen lernen. Cap. III. Von den Abkuͤrtzungen der Woͤrter. Man ſtoſſe ſich nicht an das Wort Abkuͤrtzung wei L 3

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/249>, abgerufen am 23.11.2024.