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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
&q;Johann Fausts, endlich glücklich zu Stande ge-
&q;bracht. Anfänglich haben sie die Buchstaben auf höl-
&q;tzerne Tafeln ordentlich geschnitten, und ein allgemei-
&q;nes Wörterbuch, Vocabularium Catholicon genannt,
&q;gedrucket. Weil sie aber mit diesen Formen weiter
&q;nichts mehr drucken konnten, indem die Buchstaben
&q;unbeweglich und in höltzerne Tafeln eingeschnitten wa-
&q;ren; So haben sie es künstlicher angegriffen, und eine
&q;neue Art alle Buchstaben des lateinischen Alphabets zu
&q;giesen erfunden, welche sie matrices genennet, ver-
&q;möge welcher sie hernach die Buchstaben von Ertz, oder
&q;Zinn, gegossen, so viel sie deren nöthig hatten, nachdem
&q;sie selbige zuvor mit dem Messer zu recht schnitten: Und
&q;in der That, diese Kunst zu drucken hat im Anfang sehr
&q;viel Schwierigkeit gehabt, wie mir vor 30. Jahren
&q;Peter Schöffer, sonst Opilio von Gernsheim, ein
&q;Bürger zu Mayntz und des ersten Erfinders Eydam,
&q;selbst erzehlet hat. Denn da sie die Bibel druckten,
&q;hatten sie schon über 4000. Gulden daran gewendet,
&q;ehe sie noch die dritte Qvaterne (d. i. den 12ten Bogen
&q;in Fol.) abgedruckt hatten. Dieser Peter Schöffer
&q;aber, erstlich ein Diener, hernach des ersten Erfinders
&q;Johannis Fausts Eydam, ein kluger und geschickter
&q;Kopf, hat eine leichtere Art vom Schriftgiesen erfun-
&q;den, und die Kunst, wie sie gegenwärtig ist, zu Ende ge-
&q;bracht. Diese drey haben eine Zeitlang die Kunst
&q;heimlich gehalten, bis sie durch ihre Diener, ohne de-
&q;ren Hülfe sie selbige nicht verrichten konnten, bekannt
&q;gemacht, erstlich nach Straßburg und hernach zu allen
&q;andern Völckern gebracht worden ist." Nachdem
Trithemius hier einige Verse
(k) eingerücket, fährt

er
(k) Beym Trithemio sind erstlich die Hexametri und her-
nach

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
&q;Johann Fauſts, endlich gluͤcklich zu Stande ge-
&q;bracht. Anfaͤnglich haben ſie die Buchſtaben auf hoͤl-
&q;tzerne Tafeln ordentlich geſchnitten, und ein allgemei-
&q;nes Woͤrterbuch, Vocabularium Catholicon genannt,
&q;gedrucket. Weil ſie aber mit dieſen Formen weiter
&q;nichts mehr drucken konnten, indem die Buchſtaben
&q;unbeweglich und in hoͤltzerne Tafeln eingeſchnitten wa-
&q;ren; So haben ſie es kuͤnſtlicher angegriffen, und eine
&q;neue Art alle Buchſtaben des lateiniſchen Alphabets zu
&q;gieſen erfunden, welche ſie matrices genennet, ver-
&q;moͤge welcher ſie hernach die Buchſtaben von Ertz, oder
&q;Zinn, gegoſſen, ſo viel ſie deren noͤthig hatten, nachdem
&q;ſie ſelbige zuvor mit dem Meſſer zu recht ſchnitten: Und
&q;in der That, dieſe Kunſt zu drucken hat im Anfang ſehr
&q;viel Schwierigkeit gehabt, wie mir vor 30. Jahren
&q;Peter Schoͤffer, ſonſt Opilio von Gernsheim, ein
&q;Buͤrger zu Mayntz und des erſten Erfinders Eydam,
&q;ſelbſt erzehlet hat. Denn da ſie die Bibel druckten,
&q;hatten ſie ſchon uͤber 4000. Gulden daran gewendet,
&q;ehe ſie noch die dritte Qvaterne (d. i. den 12ten Bogen
&q;in Fol.) abgedruckt hatten. Dieſer Peter Schoͤffer
&q;aber, erſtlich ein Diener, hernach des erſten Erfinders
&q;Johannis Fauſts Eydam, ein kluger und geſchickter
&q;Kopf, hat eine leichtere Art vom Schriftgieſen erfun-
&q;den, und die Kunſt, wie ſie gegenwaͤrtig iſt, zu Ende ge-
&q;bracht. Dieſe drey haben eine Zeitlang die Kunſt
&q;heimlich gehalten, bis ſie durch ihre Diener, ohne de-
&q;ren Huͤlfe ſie ſelbige nicht verrichten konnten, bekannt
&q;gemacht, erſtlich nach Straßburg und hernach zu allen
&q;andern Voͤlckern gebracht worden iſt.‟ Nachdem
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[45/0081] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. &q;Johann Fauſts, endlich gluͤcklich zu Stande ge- &q;bracht. Anfaͤnglich haben ſie die Buchſtaben auf hoͤl- &q;tzerne Tafeln ordentlich geſchnitten, und ein allgemei- &q;nes Woͤrterbuch, Vocabularium Catholicon genannt, &q;gedrucket. Weil ſie aber mit dieſen Formen weiter &q;nichts mehr drucken konnten, indem die Buchſtaben &q;unbeweglich und in hoͤltzerne Tafeln eingeſchnitten wa- &q;ren; So haben ſie es kuͤnſtlicher angegriffen, und eine &q;neue Art alle Buchſtaben des lateiniſchen Alphabets zu &q;gieſen erfunden, welche ſie matrices genennet, ver- &q;moͤge welcher ſie hernach die Buchſtaben von Ertz, oder &q;Zinn, gegoſſen, ſo viel ſie deren noͤthig hatten, nachdem &q;ſie ſelbige zuvor mit dem Meſſer zu recht ſchnitten: Und &q;in der That, dieſe Kunſt zu drucken hat im Anfang ſehr &q;viel Schwierigkeit gehabt, wie mir vor 30. Jahren &q;Peter Schoͤffer, ſonſt Opilio von Gernsheim, ein &q;Buͤrger zu Mayntz und des erſten Erfinders Eydam, &q;ſelbſt erzehlet hat. Denn da ſie die Bibel druckten, &q;hatten ſie ſchon uͤber 4000. Gulden daran gewendet, &q;ehe ſie noch die dritte Qvaterne (d. i. den 12ten Bogen &q;in Fol.) abgedruckt hatten. Dieſer Peter Schoͤffer &q;aber, erſtlich ein Diener, hernach des erſten Erfinders &q;Johannis Fauſts Eydam, ein kluger und geſchickter &q;Kopf, hat eine leichtere Art vom Schriftgieſen erfun- &q;den, und die Kunſt, wie ſie gegenwaͤrtig iſt, zu Ende ge- &q;bracht. Dieſe drey haben eine Zeitlang die Kunſt &q;heimlich gehalten, bis ſie durch ihre Diener, ohne de- &q;ren Huͤlfe ſie ſelbige nicht verrichten konnten, bekannt &q;gemacht, erſtlich nach Straßburg und hernach zu allen &q;andern Voͤlckern gebracht worden iſt.‟ Nachdem Trithemius hier einige Verſe (k) eingeruͤcket, faͤhrt er (k) Beym Trithemio ſind erſtlich die Hexametri und her- nach

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/81>, abgerufen am 24.11.2024.