[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Kurtzer Entwurf bleyerne Littern erfunden, und daß ihm der unbekannteHannß solche entwendet habe. Es fehlt überhaupt der Beweiß von den bleyernen Littern. Es ist noch nicht genug bewiesen, Küsters Bild hat einen derglei- chen in Metall geschnittenen Buchstaben in der Hand, welchen man ihm viele Jahre nach seinem Tod also hin- ein gestecket, derowegen hat er sie auch erfunden. Wa- rum weiß Junius kein Buch (k) nahmhaft zu machen, welches von Küster mit dergleichen Littern gedruckt worden? Jedoch er will ein Buch gesehen haben, wel- ches Küster, wie er es nennet, gedruckt haben soll Jch weiß wohl, daß man dieses Speculum salutis vor Kü- sters Arbeit ausgiebt; Alleine man streitet noch da- rum, ja es ist nur eine blose und noch nie erwiesens Muthmassung. Andere Leute haben dieses Speculum auch gesehen, welches zu Harlem aufbehalten wird, und dabey gehöret, Küster hätte es verfertiget: Alleine sie haben weder Küsters Namen, noch sonsten etwas darauf gefunden, woraus man beweisen könnte, daß es Küster verfertiget habe. Zacharias Conrad von Vffenbach (l) hat es ehemals zu verschiedenen Zeiten genau (k) Das Wort Buch erinnert mich noch eine offenbahre Unwahrheit anzumercken, welche sich in Junii Erzeh- lung befindet. Er sagt uns nemlich, daß 1440. zu Mayntz ALEXANDRI GALLI Doctrinale, oder Grammatica mit eben dergleichen Littern, wie Küster gehabt hätte, gedruckt worden wäre. Hievon weiß auser IVNIO kein Mensch etwas. Er muste es aber also erzehlen, damit er doch einen Schein haben mögte, Johann Faust hätte mit Küsters Littern, welche er ihm gestohlen, zu Mayntz gedrucket. (l) Der berühmte Johann Georg Schelhorn hat uns in
seinen Amoenitatibus Litt. T. IX, p. 969. Vffenbachs Brief Kurtzer Entwurf bleyerne Littern erfunden, und daß ihm der unbekannteHannß ſolche entwendet habe. Es fehlt uͤberhaupt der Beweiß von den bleyernen Littern. Es iſt noch nicht genug bewieſen, Kuͤſters Bild hat einen derglei- chen in Metall geſchnittenen Buchſtaben in der Hand, welchen man ihm viele Jahre nach ſeinem Tod alſo hin- ein geſtecket, derowegen hat er ſie auch erfunden. Wa- rum weiß Junius kein Buch (k) nahmhaft zu machen, welches von Kuͤſter mit dergleichen Littern gedruckt worden? Jedoch er will ein Buch geſehen haben, wel- ches Kuͤſter, wie er es nennet, gedruckt haben ſoll Jch weiß wohl, daß man dieſes Speculum ſalutis vor Kuͤ- ſters Arbeit ausgiebt; Alleine man ſtreitet noch da- rum, ja es iſt nur eine bloſe und noch nie erwieſens Muthmaſſung. Andere Leute haben dieſes Speculum auch geſehen, welches zu Harlem aufbehalten wird, und dabey gehoͤret, Kuͤſter haͤtte es verfertiget: Alleine ſie haben weder Kuͤſters Namen, noch ſonſten etwas darauf gefunden, woraus man beweiſen koͤnnte, daß es Kuͤſter verfertiget habe. Zacharias Conrad von Vffenbach (l) hat es ehemals zu verſchiedenen Zeiten genau (k) Das Wort Buch erinnert mich noch eine offenbahre Unwahrheit anzumercken, welche ſich in Junii Erzeh- lung befindet. Er ſagt uns nemlich, daß 1440. zu Mayntz ALEXANDRI GALLI Doctrinale, oder Grammatica mit eben dergleichen Littern, wie Kuͤſter gehabt haͤtte, gedruckt worden waͤre. Hievon weiß auſer IVNIO kein Menſch etwas. Er muſte es aber alſo erzehlen, damit er doch einen Schein haben moͤgte, Johann Fauſt haͤtte mit Kuͤſters Littern, welche er ihm geſtohlen, zu Mayntz gedrucket. (l) Der beruͤhmte Johann Georg Schelhorn hat uns in
ſeinen Amœnitatibus Litt. T. IX, p. 969. Vffenbachs Brief <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Entwurf</hi></fw><lb/> bleyerne Littern erfunden, und daß ihm der unbekannte<lb/><hi rendition="#fr">Hannß</hi> ſolche entwendet habe. Es fehlt uͤberhaupt<lb/> der Beweiß von den bleyernen Littern. Es iſt noch<lb/> nicht genug bewieſen, Kuͤſters Bild hat einen derglei-<lb/> chen in Metall geſchnittenen Buchſtaben in der Hand,<lb/> welchen man ihm viele Jahre nach ſeinem Tod alſo hin-<lb/> ein geſtecket, derowegen hat er ſie auch erfunden. Wa-<lb/> rum weiß <hi rendition="#fr">Junius</hi> kein Buch <note place="foot" n="(k)">Das Wort Buch erinnert mich noch eine offenbahre<lb/> Unwahrheit anzumercken, welche ſich in <hi rendition="#aq">Junii</hi> Erzeh-<lb/> lung befindet. Er ſagt uns nemlich, daß 1440. zu<lb/> Mayntz <hi rendition="#aq">ALEXANDRI GALLI Doctrinale,</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Grammatica</hi> mit eben dergleichen Littern, wie Kuͤſter<lb/> gehabt haͤtte, gedruckt worden waͤre. Hievon weiß<lb/> auſer <hi rendition="#aq">IVNIO</hi> kein Menſch etwas. Er muſte es aber<lb/> alſo erzehlen, damit er doch einen Schein haben moͤgte,<lb/><hi rendition="#fr">Johann Fauſt</hi> haͤtte mit Kuͤſters Littern, welche er ihm<lb/> geſtohlen, zu Mayntz gedrucket.</note> nahmhaft zu machen,<lb/> welches von <hi rendition="#fr">Kuͤſter</hi> mit dergleichen Littern gedruckt<lb/> worden? Jedoch er will ein Buch geſehen haben, wel-<lb/> ches <hi rendition="#fr">Kuͤſter,</hi> wie er es nennet, gedruckt haben ſoll Jch<lb/> weiß wohl, daß man dieſes <hi rendition="#aq">Speculum ſalutis</hi> vor <hi rendition="#fr">Kuͤ-<lb/> ſters</hi> Arbeit ausgiebt; Alleine man ſtreitet noch da-<lb/> rum, ja es iſt nur eine bloſe und noch nie erwieſens<lb/> Muthmaſſung. Andere Leute haben dieſes <hi rendition="#aq">Speculum</hi><lb/> auch geſehen, welches zu Harlem aufbehalten wird,<lb/> und dabey gehoͤret, <hi rendition="#fr">Kuͤſter</hi> haͤtte es verfertiget: Alleine<lb/> ſie haben weder <hi rendition="#fr">Kuͤſters</hi> Namen, noch ſonſten etwas<lb/> darauf gefunden, woraus man beweiſen koͤnnte, daß es<lb/><hi rendition="#fr">Kuͤſter</hi> verfertiget habe. <hi rendition="#fr">Zacharias Conrad von<lb/> Vffenbach</hi> <note xml:id="part7" next="#part8" place="foot" n="(l)">Der beruͤhmte <hi rendition="#fr">Johann Georg Schelhorn</hi> hat uns in<lb/> ſeinen <hi rendition="#aq">Amœnitatibus Litt. T. IX, p.</hi> 969. <hi rendition="#fr">Vffenbachs</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Brief</fw></note> hat es ehemals zu verſchiedenen Zeiten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">genau</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0062]
Kurtzer Entwurf
bleyerne Littern erfunden, und daß ihm der unbekannte
Hannß ſolche entwendet habe. Es fehlt uͤberhaupt
der Beweiß von den bleyernen Littern. Es iſt noch
nicht genug bewieſen, Kuͤſters Bild hat einen derglei-
chen in Metall geſchnittenen Buchſtaben in der Hand,
welchen man ihm viele Jahre nach ſeinem Tod alſo hin-
ein geſtecket, derowegen hat er ſie auch erfunden. Wa-
rum weiß Junius kein Buch (k) nahmhaft zu machen,
welches von Kuͤſter mit dergleichen Littern gedruckt
worden? Jedoch er will ein Buch geſehen haben, wel-
ches Kuͤſter, wie er es nennet, gedruckt haben ſoll Jch
weiß wohl, daß man dieſes Speculum ſalutis vor Kuͤ-
ſters Arbeit ausgiebt; Alleine man ſtreitet noch da-
rum, ja es iſt nur eine bloſe und noch nie erwieſens
Muthmaſſung. Andere Leute haben dieſes Speculum
auch geſehen, welches zu Harlem aufbehalten wird,
und dabey gehoͤret, Kuͤſter haͤtte es verfertiget: Alleine
ſie haben weder Kuͤſters Namen, noch ſonſten etwas
darauf gefunden, woraus man beweiſen koͤnnte, daß es
Kuͤſter verfertiget habe. Zacharias Conrad von
Vffenbach (l) hat es ehemals zu verſchiedenen Zeiten
genau
(k) Das Wort Buch erinnert mich noch eine offenbahre
Unwahrheit anzumercken, welche ſich in Junii Erzeh-
lung befindet. Er ſagt uns nemlich, daß 1440. zu
Mayntz ALEXANDRI GALLI Doctrinale, oder
Grammatica mit eben dergleichen Littern, wie Kuͤſter
gehabt haͤtte, gedruckt worden waͤre. Hievon weiß
auſer IVNIO kein Menſch etwas. Er muſte es aber
alſo erzehlen, damit er doch einen Schein haben moͤgte,
Johann Fauſt haͤtte mit Kuͤſters Littern, welche er ihm
geſtohlen, zu Mayntz gedrucket.
(l) Der beruͤhmte Johann Georg Schelhorn hat uns in
ſeinen Amœnitatibus Litt. T. IX, p. 969. Vffenbachs
Brief
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |