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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
gehöret, und solches ins Werck zu richten angefangen,
ob nun Küster, oder ein anderer, dieser Diener gewe-
sen, getrauet er sich nicht zu sagen. Wem soll man nun
Glauben Junio oder Walchen? Beyde haben sich
solches erzehlen lassen. Wenn ich 4) die Leichtglau-
bigkeit Hadrians Junii überlege, da er sich viele Din-
ge aufheften lassen, welche wider alle Wahrscheinlich-
keit streiten; So kan ich ihm ohnmöglich beyfallen.
Wie wanckend redet er nicht von demjenigen, welcher
Küstern seine Kunst abgestohlen haben soll? Er weiß
nicht, ob es Johann Faust, oder ein anderer Hannß,
gewesen ist. Jst es wohl wahrscheinlich, daß sein lie-
ber Herr Buchbinder nicht gewußt haben sollte, daß
dieser Dieb Johann Faust, oder ein anderer, gewesen
sey, indem er bey ihm etliche Monate lang geschlafen
haben wollte? Hierbey gerathe ich 5) aufs neue in
Zweifel. Junius will behaupten, Küster habe die
bleyerne und zinnerne Littern erfunden, und hierauf
schreibt er, dieser unbekannte Hannß, und noch ein an-
derer Dieb hätten Küstern alle Littern und zur Dru-
ckerey gehörige Werckzeuge davon getragen. Wäre
es wahr, daß Küsters Druckerey aus bleyernen Lit-
tern bestanden, so kan ich ohnmöglich begreifen, wenn
es mir auch zehen alte Buchbinder, und vier und zwan-
tzig andere alte Männer erzehlten, und noch 50. alte
Weiber überreden wollten, wie zwey Personen alle
Littern einer Druckerey nebst dem dazu gehörigen
Werckzeugen bey sich ungehindert davon tragen könn-
ten. Es müste denn erwiesen seyn, daß diese zwey
Menschen Enackskinder gewesen wären, welche etliche
Centner, als etwas leichtes, und eine Buchdrucker
Presse, als etwas kleines, in Schubsack gestecket hät-
ten. Jch ziehe also beydes in Zweifel, daß Küster

bleyerne
B 5

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
gehoͤret, und ſolches ins Werck zu richten angefangen,
ob nun Kuͤſter, oder ein anderer, dieſer Diener gewe-
ſen, getrauet er ſich nicht zu ſagen. Wem ſoll man nun
Glauben Junio oder Walchen? Beyde haben ſich
ſolches erzehlen laſſen. Wenn ich 4) die Leichtglau-
bigkeit Hadrians Junii uͤberlege, da er ſich viele Din-
ge aufheften laſſen, welche wider alle Wahrſcheinlich-
keit ſtreiten; So kan ich ihm ohnmoͤglich beyfallen.
Wie wanckend redet er nicht von demjenigen, welcher
Kuͤſtern ſeine Kunſt abgeſtohlen haben ſoll? Er weiß
nicht, ob es Johann Fauſt, oder ein anderer Hannß,
geweſen iſt. Jſt es wohl wahrſcheinlich, daß ſein lie-
ber Herr Buchbinder nicht gewußt haben ſollte, daß
dieſer Dieb Johann Fauſt, oder ein anderer, geweſen
ſey, indem er bey ihm etliche Monate lang geſchlafen
haben wollte? Hierbey gerathe ich 5) aufs neue in
Zweifel. Junius will behaupten, Kuͤſter habe die
bleyerne und zinnerne Littern erfunden, und hierauf
ſchreibt er, dieſer unbekannte Hannß, und noch ein an-
derer Dieb haͤtten Kuͤſtern alle Littern und zur Dru-
ckerey gehoͤrige Werckzeuge davon getragen. Waͤre
es wahr, daß Kuͤſters Druckerey aus bleyernen Lit-
tern beſtanden, ſo kan ich ohnmoͤglich begreifen, wenn
es mir auch zehen alte Buchbinder, und vier und zwan-
tzig andere alte Maͤnner erzehlten, und noch 50. alte
Weiber uͤberreden wollten, wie zwey Perſonen alle
Littern einer Druckerey nebſt dem dazu gehoͤrigen
Werckzeugen bey ſich ungehindert davon tragen koͤnn-
ten. Es muͤſte denn erwieſen ſeyn, daß dieſe zwey
Menſchen Enackskinder geweſen waͤren, welche etliche
Centner, als etwas leichtes, und eine Buchdrucker
Preſſe, als etwas kleines, in Schubſack geſtecket haͤt-
ten. Jch ziehe alſo beydes in Zweifel, daß Kuͤſter

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[25/0061] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. gehoͤret, und ſolches ins Werck zu richten angefangen, ob nun Kuͤſter, oder ein anderer, dieſer Diener gewe- ſen, getrauet er ſich nicht zu ſagen. Wem ſoll man nun Glauben Junio oder Walchen? Beyde haben ſich ſolches erzehlen laſſen. Wenn ich 4) die Leichtglau- bigkeit Hadrians Junii uͤberlege, da er ſich viele Din- ge aufheften laſſen, welche wider alle Wahrſcheinlich- keit ſtreiten; So kan ich ihm ohnmoͤglich beyfallen. Wie wanckend redet er nicht von demjenigen, welcher Kuͤſtern ſeine Kunſt abgeſtohlen haben ſoll? Er weiß nicht, ob es Johann Fauſt, oder ein anderer Hannß, geweſen iſt. Jſt es wohl wahrſcheinlich, daß ſein lie- ber Herr Buchbinder nicht gewußt haben ſollte, daß dieſer Dieb Johann Fauſt, oder ein anderer, geweſen ſey, indem er bey ihm etliche Monate lang geſchlafen haben wollte? Hierbey gerathe ich 5) aufs neue in Zweifel. Junius will behaupten, Kuͤſter habe die bleyerne und zinnerne Littern erfunden, und hierauf ſchreibt er, dieſer unbekannte Hannß, und noch ein an- derer Dieb haͤtten Kuͤſtern alle Littern und zur Dru- ckerey gehoͤrige Werckzeuge davon getragen. Waͤre es wahr, daß Kuͤſters Druckerey aus bleyernen Lit- tern beſtanden, ſo kan ich ohnmoͤglich begreifen, wenn es mir auch zehen alte Buchbinder, und vier und zwan- tzig andere alte Maͤnner erzehlten, und noch 50. alte Weiber uͤberreden wollten, wie zwey Perſonen alle Littern einer Druckerey nebſt dem dazu gehoͤrigen Werckzeugen bey ſich ungehindert davon tragen koͤnn- ten. Es muͤſte denn erwieſen ſeyn, daß dieſe zwey Menſchen Enackskinder geweſen waͤren, welche etliche Centner, als etwas leichtes, und eine Buchdrucker Preſſe, als etwas kleines, in Schubſack geſtecket haͤt- ten. Jch ziehe alſo beydes in Zweifel, daß Kuͤſter bleyerne B 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/61>, abgerufen am 24.11.2024.