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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
&q;Männern gehöret habe, welche diese Erzehlung im-
&q;mer einer auf den andern also fortgepflantzet haben.
&q;Ja, ich erinnere mich auch, wie mir mein Lehrmeister
&q;Nicolaus Galius, ein mit gutem Gedächtniß begabter
&q;Mann, erzehlet hat, daß er in seiner Jugend diese Sa-
&q;che eben also von einem alten Buchbinder, mit Na-
&q;men Cornelius, gehöret habe, welcher es niemals
&q;ohne Thränen erzehlen können, weil er sich über den
&q;begangenen Diebstahl so sehr geärgert, und die
&q;Nächte allemal verfluchet habe, die er ehedessen etli-
&q;che Monat lang
mit dem angegebenen Dieb in ei-
&q;nem Bette zugebracht hatte. Und diese Nachricht
&q;kommt mit derjenigen bey nahe überein, welche mir
&q;der Bürgermeister Qvirinus Talesius erzehlet,
&q;welcher solche ebenfalls von diesem alten Buchbinder
&q;gehöret hat." Und dieses wäre ein aufrichtiger Aus-
zug aus Junii Erzehlung.

§. 9.

Es klingt dieses Zeugniß dem ersten Ansehen
nach ungemein gut vor Harlem und gantz fein vor Lo-
rentz Küster,
als den angegebenen Erfinder der
Buchdruckerey, wenn es nur auch mit der Wahrheit
überein käme, und durch anderer glaubwürdigen Ge-
schichtschreiber Beyfall unterstützt werden könnte.
Wenn ich aber alles dabey anmercken wollte, welches
man darwider mit Grund einwenden könnte; So
würde ich viel zu weitläuftig seyn müssen. Jch will
aber doch die vornehmsten Stücke kürtzlich berühren,
welche mich abhalten, diesem Zeugniß Beyfall zu ge-
ben. Es kommt mir sehr verdächtig vor, daß 1) Ha-
drian Junius,
als ein Holländer, vor Holland, und
zwar vor Harlem, wo er sein Brod eine Zeitlang ge-
habt, erst 128. Jahr hernach, als sich die Sache zuge-
tragen haben soll, ein solches Zeugniß ableget, wovon

ältere
B 4

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
&q;Maͤnnern gehoͤret habe, welche dieſe Erzehlung im-
&q;mer einer auf den andern alſo fortgepflantzet haben.
&q;Ja, ich erinnere mich auch, wie mir mein Lehrmeiſter
&q;Nicolàus Galius, ein mit gutem Gedaͤchtniß begabter
&q;Mann, erzehlet hat, daß er in ſeiner Jugend dieſe Sa-
&q;che eben alſo von einem alten Buchbinder, mit Na-
&q;men Cornelius, gehoͤret habe, welcher es niemals
&q;ohne Thraͤnen erzehlen koͤnnen, weil er ſich uͤber den
&q;begangenen Diebſtahl ſo ſehr geaͤrgert, und die
&q;Naͤchte allemal verfluchet habe, die er ehedeſſen etli-
&q;che Monat lang
mit dem angegebenen Dieb in ei-
&q;nem Bette zugebracht hatte. Und dieſe Nachricht
&q;kommt mit derjenigen bey nahe uͤberein, welche mir
&q;der Buͤrgermeiſter Qvirinus Taleſius erzehlet,
&q;welcher ſolche ebenfalls von dieſem alten Buchbinder
&q;gehoͤret hat.‟ Und dieſes waͤre ein aufrichtiger Aus-
zug aus Junii Erzehlung.

§. 9.

Es klingt dieſes Zeugniß dem erſten Anſehen
nach ungemein gut vor Harlem und gantz fein vor Lo-
rentz Kuͤſter,
als den angegebenen Erfinder der
Buchdruckerey, wenn es nur auch mit der Wahrheit
uͤberein kaͤme, und durch anderer glaubwuͤrdigen Ge-
ſchichtſchreiber Beyfall unterſtuͤtzt werden koͤnnte.
Wenn ich aber alles dabey anmercken wollte, welches
man darwider mit Grund einwenden koͤnnte; So
wuͤrde ich viel zu weitlaͤuftig ſeyn muͤſſen. Jch will
aber doch die vornehmſten Stuͤcke kuͤrtzlich beruͤhren,
welche mich abhalten, dieſem Zeugniß Beyfall zu ge-
ben. Es kommt mir ſehr verdaͤchtig vor, daß 1) Ha-
drian Junius,
als ein Hollaͤnder, vor Holland, und
zwar vor Harlem, wo er ſein Brod eine Zeitlang ge-
habt, erſt 128. Jahr hernach, als ſich die Sache zuge-
tragen haben ſoll, ein ſolches Zeugniß ableget, wovon

aͤltere
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[23/0059] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. &q;Maͤnnern gehoͤret habe, welche dieſe Erzehlung im- &q;mer einer auf den andern alſo fortgepflantzet haben. &q;Ja, ich erinnere mich auch, wie mir mein Lehrmeiſter &q;Nicolàus Galius, ein mit gutem Gedaͤchtniß begabter &q;Mann, erzehlet hat, daß er in ſeiner Jugend dieſe Sa- &q;che eben alſo von einem alten Buchbinder, mit Na- &q;men Cornelius, gehoͤret habe, welcher es niemals &q;ohne Thraͤnen erzehlen koͤnnen, weil er ſich uͤber den &q;begangenen Diebſtahl ſo ſehr geaͤrgert, und die &q;Naͤchte allemal verfluchet habe, die er ehedeſſen etli- &q;che Monat lang mit dem angegebenen Dieb in ei- &q;nem Bette zugebracht hatte. Und dieſe Nachricht &q;kommt mit derjenigen bey nahe uͤberein, welche mir &q;der Buͤrgermeiſter Qvirinus Taleſius erzehlet, &q;welcher ſolche ebenfalls von dieſem alten Buchbinder &q;gehoͤret hat.‟ Und dieſes waͤre ein aufrichtiger Aus- zug aus Junii Erzehlung. §. 9. Es klingt dieſes Zeugniß dem erſten Anſehen nach ungemein gut vor Harlem und gantz fein vor Lo- rentz Kuͤſter, als den angegebenen Erfinder der Buchdruckerey, wenn es nur auch mit der Wahrheit uͤberein kaͤme, und durch anderer glaubwuͤrdigen Ge- ſchichtſchreiber Beyfall unterſtuͤtzt werden koͤnnte. Wenn ich aber alles dabey anmercken wollte, welches man darwider mit Grund einwenden koͤnnte; So wuͤrde ich viel zu weitlaͤuftig ſeyn muͤſſen. Jch will aber doch die vornehmſten Stuͤcke kuͤrtzlich beruͤhren, welche mich abhalten, dieſem Zeugniß Beyfall zu ge- ben. Es kommt mir ſehr verdaͤchtig vor, daß 1) Ha- drian Junius, als ein Hollaͤnder, vor Holland, und zwar vor Harlem, wo er ſein Brod eine Zeitlang ge- habt, erſt 128. Jahr hernach, als ſich die Sache zuge- tragen haben ſoll, ein ſolches Zeugniß ableget, wovon aͤltere B 4

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/59>, abgerufen am 24.11.2024.