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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
Teutschen, mit den Chinesern zu der Zeit, da die Buch-
druckerey erfunden worden, in einer genauen Bekannt-
schaft gestanden haben. Dahero bleibt wohl keine
Wahrscheinlichkeit, viel weniger eine Wahrheit, übrig,
daß die Teutschen ihre Buchdruckerey den Chinesern zu
dancken haben. Und so viel von der Chinesischen Buch-
druckerey. Von gleichem Schrot und Korn ist auch das
Vorgeben, mit welchem Stephan Zamoscius aufge-
zogen kommt, da er die Scythen vor die Erflnder der
Buchdruckerey angeben will. Er beruft sich, nach
Marci Zuerii Boxhorns p) Zeugniß, auf ein altes
Buch, das mit Scythischen Buchstaben gedruckt, und
in der Bibliotheck des Großhertzogs von Toscana auf-
behalten werden soll. Ob er aber die Asiatischen, oder
Europäischen, Scythen verstanden, kan ich nicht erra-
then. Deßwegen habe ich auch seine Meynung hier vor-
getragen. Es mögen diese, oder jene seyn, welchen Zamo-
scius
diese Ehre zuschreiben will; So werden sich nur
diejenigen, welche die Art der Scythen zu leben nicht
wissen, solches aufheften lassen. Man wird es mir verge-
ben, daß ich mich deswegen nicht weitläuftig eingelassen
habe. Weil es ohnehin bekannt genug zu seyn scheinet,
daß man dergleichen Unternehmen von Scythen nicht
einmal vermuthen, geschweige denn glauben, könne.
Wenn nun auch ein Buch mit Scythischen Buchsta-
ben, wer weiß aber, ob er nicht die Gothischen davor
angesehen, gedruckt wäre, wird denn dieses beweisen,
daß die Scythier Erfinder der Buchdruckerey wären?
Auf diese Weise wollte ich die Hebräer, Syrier, Grie-
chen, und andere Völcker mehr, vor die Erfinder dieser
Kunst angeben, Warum? Man hat Hebräische,

Syri-
p) Samoscius in Antiquitat. Thraciae c. 24. citante BOX-
HORNIO in Historia Vniuersali p.
181.

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
Teutſchen, mit den Chineſern zu der Zeit, da die Buch-
druckerey erfunden worden, in einer genauen Bekannt-
ſchaft geſtanden haben. Dahero bleibt wohl keine
Wahrſcheinlichkeit, viel weniger eine Wahrheit, uͤbrig,
daß die Teutſchen ihre Buchdruckerey den Chineſern zu
dancken haben. Und ſo viel von der Chineſiſchen Buch-
druckerey. Von gleichem Schrot und Korn iſt auch das
Vorgeben, mit welchem Stephan Zamoſcius aufge-
zogen kommt, da er die Scythen vor die Erflnder der
Buchdruckerey angeben will. Er beruft ſich, nach
Marci Zuerii Boxhorns p) Zeugniß, auf ein altes
Buch, das mit Scythiſchen Buchſtaben gedruckt, und
in der Bibliotheck des Großhertzogs von Toſcana auf-
behalten werden ſoll. Ob er aber die Aſiatiſchen, oder
Europaͤiſchen, Scythen verſtanden, kan ich nicht erra-
then. Deßwegen habe ich auch ſeine Meynung hier vor-
getragen. Es moͤgen dieſe, oder jene ſeyn, welchen Zamo-
ſcius
dieſe Ehre zuſchreiben will; So werden ſich nur
diejenigen, welche die Art der Scythen zu leben nicht
wiſſen, ſolches aufheften laſſen. Man wird es mir verge-
ben, daß ich mich deswegen nicht weitlaͤuftig eingelaſſen
habe. Weil es ohnehin bekannt genug zu ſeyn ſcheinet,
daß man dergleichen Unternehmen von Scythen nicht
einmal vermuthen, geſchweige denn glauben, koͤnne.
Wenn nun auch ein Buch mit Scythiſchen Buchſta-
ben, wer weiß aber, ob er nicht die Gothiſchen davor
angeſehen, gedruckt waͤre, wird denn dieſes beweiſen,
daß die Scythier Erfinder der Buchdruckerey waͤren?
Auf dieſe Weiſe wollte ich die Hebraͤer, Syrier, Grie-
chen, und andere Voͤlcker mehr, vor die Erfinder dieſer
Kunſt angeben, Warum? Man hat Hebraͤiſche,

Syri-
p) Samoſcius in Antiquitat. Thraciæ c. 24. citante BOX-
HORNIO in Hiſtoria Vniuerſali p.
181.
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[13/0049] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. Teutſchen, mit den Chineſern zu der Zeit, da die Buch- druckerey erfunden worden, in einer genauen Bekannt- ſchaft geſtanden haben. Dahero bleibt wohl keine Wahrſcheinlichkeit, viel weniger eine Wahrheit, uͤbrig, daß die Teutſchen ihre Buchdruckerey den Chineſern zu dancken haben. Und ſo viel von der Chineſiſchen Buch- druckerey. Von gleichem Schrot und Korn iſt auch das Vorgeben, mit welchem Stephan Zamoſcius aufge- zogen kommt, da er die Scythen vor die Erflnder der Buchdruckerey angeben will. Er beruft ſich, nach Marci Zuerii Boxhorns p) Zeugniß, auf ein altes Buch, das mit Scythiſchen Buchſtaben gedruckt, und in der Bibliotheck des Großhertzogs von Toſcana auf- behalten werden ſoll. Ob er aber die Aſiatiſchen, oder Europaͤiſchen, Scythen verſtanden, kan ich nicht erra- then. Deßwegen habe ich auch ſeine Meynung hier vor- getragen. Es moͤgen dieſe, oder jene ſeyn, welchen Zamo- ſcius dieſe Ehre zuſchreiben will; So werden ſich nur diejenigen, welche die Art der Scythen zu leben nicht wiſſen, ſolches aufheften laſſen. Man wird es mir verge- ben, daß ich mich deswegen nicht weitlaͤuftig eingelaſſen habe. Weil es ohnehin bekannt genug zu ſeyn ſcheinet, daß man dergleichen Unternehmen von Scythen nicht einmal vermuthen, geſchweige denn glauben, koͤnne. Wenn nun auch ein Buch mit Scythiſchen Buchſta- ben, wer weiß aber, ob er nicht die Gothiſchen davor angeſehen, gedruckt waͤre, wird denn dieſes beweiſen, daß die Scythier Erfinder der Buchdruckerey waͤren? Auf dieſe Weiſe wollte ich die Hebraͤer, Syrier, Grie- chen, und andere Voͤlcker mehr, vor die Erfinder dieſer Kunſt angeben, Warum? Man hat Hebraͤiſche, Syri- p) Samoſcius in Antiquitat. Thraciæ c. 24. citante BOX- HORNIO in Hiſtoria Vniuerſali p. 181.

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/49>, abgerufen am 27.04.2024.