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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Wohlmeynender Unterricht.
stehet man in Gefahr, daß die Zeilen nicht gerade wer-
den. Zum andern kömmt es einem sauer an, wenn man
die Zeilen mit Gewalt aus dem Winckelhacken bre-
chen muß, welches nicht allein Versäumniß, sondern
auch zugleich Schaden verursachet, weil es zum öftern
zum umwerffen, und doppelt setzen Gelegenheit gie-
bet. Darum muß man hierinnen die Mittelstrasse er-
greifen. Jst er erst gewiegt im Ausheben, so kan
man ihm alsdenn schon zulassen, zwey oder drey
Zeilen, und zwar auf eine Setz-Linie, über einan-
der zu setzen. Wie wohl welche sind, die nie-
mals mehr, als eine Zeile, dennoch aber eben so
viel, wo nicht mehr, als andere mit ihren 3. oder 4.
Zeilen übereinander, zu wege bringen. Es kommt bloß
auf die Gewohnheit an, wie man sich in der Jugend
gewöhnet; Doch hat derjenige, welcher nur eine Zeile
setzet, noch dieses zum Vortheile, daß er viel accurater,
als die andern, ausschliesen kan, wenn gleich der Win-
ckelhacken nicht gar zu richtig ist, und wenn er um-
wirft, nur eine Zeile wieder setzen darf; Man muß ihm
auch die Zierlichkeit im Setzen beybringen, daß er
in Ausschließung der Zeilen, die Spatia nicht an einen
Ort stecke, sondern selbige fein eintheile, daß ein
Wort so weit, als das andere, kommt. Hinter ein Com-
ma muß er wenigstens ein Spatium, hinter ein Colon,
Semicolon, Signum interrogandi & exclamandi
ein
Schließquadrätgen, forne aber ein Spatium schla-
gen, damit es nicht so nahe an dem Worte stehet, hinter
ein Punctum aber pfleget man mehrentheils ein viere-
ckigtes Ouadrätgen zu schlagen. Es ist aber hierin-
nen ein mercklicher Unterscheid zu machen, wenn nem-
lich Materien sind, da fast in allen, oder in der andern
und dritten Zeile, Puncta vorkommen, alsdenn kan es

nur
G 3

Wohlmeynender Unterricht.
ſtehet man in Gefahr, daß die Zeilen nicht gerade wer-
den. Zum andern koͤmmt es einem ſauer an, wenn man
die Zeilen mit Gewalt aus dem Winckelhacken bre-
chen muß, welches nicht allein Verſaͤumniß, ſondern
auch zugleich Schaden verurſachet, weil es zum oͤftern
zum umwerffen, und doppelt ſetzen Gelegenheit gie-
bet. Darum muß man hierinnen die Mittelſtraſſe er-
greifen. Jſt er erſt gewiegt im Ausheben, ſo kan
man ihm alsdenn ſchon zulaſſen, zwey oder drey
Zeilen, und zwar auf eine Setz-Linie, uͤber einan-
der zu ſetzen. Wie wohl welche ſind, die nie-
mals mehr, als eine Zeile, dennoch aber eben ſo
viel, wo nicht mehr, als andere mit ihren 3. oder 4.
Zeilen uͤbereinander, zu wege bringen. Es kommt bloß
auf die Gewohnheit an, wie man ſich in der Jugend
gewoͤhnet; Doch hat derjenige, welcher nur eine Zeile
ſetzet, noch dieſes zum Vortheile, daß er viel accurater,
als die andern, ausſchlieſen kan, wenn gleich der Win-
ckelhacken nicht gar zu richtig iſt, und wenn er um-
wirft, nur eine Zeile wieder ſetzen darf; Man muß ihm
auch die Zierlichkeit im Setzen beybringen, daß er
in Ausſchließung der Zeilen, die Spatia nicht an einen
Ort ſtecke, ſondern ſelbige fein eintheile, daß ein
Wort ſo weit, als das andere, kommt. Hinter ein Com-
ma muß er wenigſtens ein Spatium, hinter ein Colon,
Semicolon, Signum interrogandi & exclamandi
ein
Schließquadraͤtgen, forne aber ein Spatium ſchla-
gen, damit es nicht ſo nahe an dem Worte ſtehet, hinter
ein Punctum aber pfleget man mehrentheils ein viere-
ckigtes Ouadraͤtgen zu ſchlagen. Es iſt aber hierin-
nen ein mercklicher Unterſcheid zu machen, wenn nem-
lich Materien ſind, da faſt in allen, oder in der andern
und dritten Zeile, Puncta vorkommen, alsdenn kan es

nur
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[101/0330] Wohlmeynender Unterricht. ſtehet man in Gefahr, daß die Zeilen nicht gerade wer- den. Zum andern koͤmmt es einem ſauer an, wenn man die Zeilen mit Gewalt aus dem Winckelhacken bre- chen muß, welches nicht allein Verſaͤumniß, ſondern auch zugleich Schaden verurſachet, weil es zum oͤftern zum umwerffen, und doppelt ſetzen Gelegenheit gie- bet. Darum muß man hierinnen die Mittelſtraſſe er- greifen. Jſt er erſt gewiegt im Ausheben, ſo kan man ihm alsdenn ſchon zulaſſen, zwey oder drey Zeilen, und zwar auf eine Setz-Linie, uͤber einan- der zu ſetzen. Wie wohl welche ſind, die nie- mals mehr, als eine Zeile, dennoch aber eben ſo viel, wo nicht mehr, als andere mit ihren 3. oder 4. Zeilen uͤbereinander, zu wege bringen. Es kommt bloß auf die Gewohnheit an, wie man ſich in der Jugend gewoͤhnet; Doch hat derjenige, welcher nur eine Zeile ſetzet, noch dieſes zum Vortheile, daß er viel accurater, als die andern, ausſchlieſen kan, wenn gleich der Win- ckelhacken nicht gar zu richtig iſt, und wenn er um- wirft, nur eine Zeile wieder ſetzen darf; Man muß ihm auch die Zierlichkeit im Setzen beybringen, daß er in Ausſchließung der Zeilen, die Spatia nicht an einen Ort ſtecke, ſondern ſelbige fein eintheile, daß ein Wort ſo weit, als das andere, kommt. Hinter ein Com- ma muß er wenigſtens ein Spatium, hinter ein Colon, Semicolon, Signum interrogandi & exclamandi ein Schließquadraͤtgen, forne aber ein Spatium ſchla- gen, damit es nicht ſo nahe an dem Worte ſtehet, hinter ein Punctum aber pfleget man mehrentheils ein viere- ckigtes Ouadraͤtgen zu ſchlagen. Es iſt aber hierin- nen ein mercklicher Unterſcheid zu machen, wenn nem- lich Materien ſind, da faſt in allen, oder in der andern und dritten Zeile, Puncta vorkommen, alsdenn kan es nur G 3

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/330>, abgerufen am 22.11.2024.