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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern.

Ob das Wasser im Einfallsrohre ununterbrochen fortgehe, erfährt man auf gleiche
Art, wie schon Seite 366 angeführt wurde; findet nämlich eine Hemmung in der Zufüh-
rung des Wassers Statt, oder wird die Regulirungspipe ganz abgeschlossen, und die Ma-
schine zum Stillstande gebracht, so erfolgt eine Rückwirkung von unten herauf durch
das ganze Einfallrohr, welche sich durch eine Erschütterung dieses Rohres und einen
hörbaren Schlag bemerkbar macht. Ob hingegen im Steigrohre eine gleichförmige Be-
wegung des Wassers vorhanden sey, sieht man leicht bei dem Ausgusse des Wassers aus
demselben.

§. 289.

Die zweite Gattung doppelt wirkender Wassersäulenmaschinen, welche am meisten
gebraucht werden, sind jene mit zwei Treibzylindern; die Berechnung dieser
Maschinen unterliegt nach dem bisher Vorgetragenen keinem Anstande. Wir wollen die in
den frühern Rechnungen angenommenen Bezeichnungen auch hier beibehalten, demnach
wird 56,4 . der hydrostatische Druck seyn, welchen das Wasser auf den Kolben des
ersten Treibzylinders in seinem mittlern Stande ausübt. Auf gleiche Art ist der Reibungs-
widerstand für denselben Kolben während dessen Hinaufgehen [Formel 1] , und der
Widerstand im Einfallrohre [Formel 2] . Bei dem Einfallrohre ist
eine Regulirungs- oder Sperrpipe vorhanden, um nach Massgabe des erforderlichen
schnellern oder langsamern Betriebes der Maschine mehr oder weniger Wasser in den
Treibzylinder einfliessen zu lassen, oder auch durch gänzliche Absperrung die Maschine
in Stillstand zu versetzen. Weil die Regulirungspipe in ihrer Durchflussöffnung, wie
sie für den gewöhnlichen Betrieb der Maschine nothwendig ist, eine kleinere Quer-
schnittsfläche, als das Einfallrohr hat, so entsteht eine Zusammenziehung des Wassers
und dasselbe erfährt einen Widerstand bei dem Durchflusse durch diese kleinere Oeffnung.
Nennen wir die Höhe, womit das Wasser durch die Regulirungspipe durchgepresst wird
= x und die Durchzugsfläche für das Wasser innerhalb der Regulirungspipe = b, so ist
[Formel 3] die in einer Sekunde durchfliessende Wassermenge, welche nach dem
Kolbenhube berechnet [Formel 4] ist. Hieraus ergibt sich die Kraft, welche zur Bewegung
des Wassers durch die Regulirungspipe erfordert wird [Formel 5] .
Ist die Querschnittsfläche der Wendungspipen wie bei der Maschine in Kreuth grösser,
als die Fläche des Einfallrohres, so entsteht hier kein neuer Widerstand; es ist also die
Kraft, womit der Kolben des Treibzylinders in die Höhe geht,
[Formel 6] .

Während der Zeit, als dieser Kolben hinaufgeht, bewegt sich der Kolben im andern
Treibzylinder hinab. Hiebei muss zuerst die Reibung überwältigt werden; bezeichnet '
die Spannung des Kolbens bei seinem Herabgehen, so ist [Formel 7] der Reibungswi-Fig.
1.
bis
3.
Tab.
90.

derstand. Das Wasser muss mit derselben Geschwindigkeit, als es unter den Kolben zuge-
flossen ist, durch das Bogenrohr O (Fig. 2 Tab. 90) und die Wendungspipe N in das Ab-
fallrohr (Fig. 1 und 3) geleitet werden. Uebergeht die Querschnittsfläche des Treibzylinders

Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern.

Ob das Wasser im Einfallsrohre ununterbrochen fortgehe, erfährt man auf gleiche
Art, wie schon Seite 366 angeführt wurde; findet nämlich eine Hemmung in der Zufüh-
rung des Wassers Statt, oder wird die Regulirungspipe ganz abgeschlossen, und die Ma-
schine zum Stillstande gebracht, so erfolgt eine Rückwirkung von unten herauf durch
das ganze Einfallrohr, welche sich durch eine Erschütterung dieses Rohres und einen
hörbaren Schlag bemerkbar macht. Ob hingegen im Steigrohre eine gleichförmige Be-
wegung des Wassers vorhanden sey, sieht man leicht bei dem Ausgusse des Wassers aus
demselben.

§. 289.

Die zweite Gattung doppelt wirkender Wassersäulenmaschinen, welche am meisten
gebraucht werden, sind jene mit zwei Treibzylindern; die Berechnung dieser
Maschinen unterliegt nach dem bisher Vorgetragenen keinem Anstande. Wir wollen die in
den frühern Rechnungen angenommenen Bezeichnungen auch hier beibehalten, demnach
wird 56,4 𝔉 . 𝔋 der hydrostatische Druck seyn, welchen das Wasser auf den Kolben des
ersten Treibzylinders in seinem mittlern Stande ausübt. Auf gleiche Art ist der Reibungs-
widerstand für denselben Kolben während dessen Hinaufgehen [Formel 1] , und der
Widerstand im Einfallrohre [Formel 2] . Bei dem Einfallrohre ist
eine Regulirungs- oder Sperrpipe vorhanden, um nach Massgabe des erforderlichen
schnellern oder langsamern Betriebes der Maschine mehr oder weniger Wasser in den
Treibzylinder einfliessen zu lassen, oder auch durch gänzliche Absperrung die Maschine
in Stillstand zu versetzen. Weil die Regulirungspipe in ihrer Durchflussöffnung, wie
sie für den gewöhnlichen Betrieb der Maschine nothwendig ist, eine kleinere Quer-
schnittsfläche, als das Einfallrohr hat, so entsteht eine Zusammenziehung des Wassers
und dasselbe erfährt einen Widerstand bei dem Durchflusse durch diese kleinere Oeffnung.
Nennen wir die Höhe, womit das Wasser durch die Regulirungspipe durchgepresst wird
= x und die Durchzugsfläche für das Wasser innerhalb der Regulirungspipe = β, so ist
[Formel 3] die in einer Sekunde durchfliessende Wassermenge, welche nach dem
Kolbenhube berechnet [Formel 4] ist. Hieraus ergibt sich die Kraft, welche zur Bewegung
des Wassers durch die Regulirungspipe erfordert wird [Formel 5] .
Ist die Querschnittsfläche der Wendungspipen wie bei der Maschine in Kreuth grösser,
als die Fläche des Einfallrohres, so entsteht hier kein neuer Widerstand; es ist also die
Kraft, womit der Kolben des Treibzylinders in die Höhe geht,
[Formel 6] .

Während der Zeit, als dieser Kolben hinaufgeht, bewegt sich der Kolben im andern
Treibzylinder hinab. Hiebei muss zuerst die Reibung überwältigt werden; bezeichnet 𝔋'
die Spannung des Kolbens bei seinem Herabgehen, so ist [Formel 7] der Reibungswi-Fig.
1.
bis
3.
Tab.
90.

derstand. Das Wasser muss mit derselben Geschwindigkeit, als es unter den Kolben zuge-
flossen ist, durch das Bogenrohr O (Fig. 2 Tab. 90) und die Wendungspipe N in das Ab-
fallrohr (Fig. 1 und 3) geleitet werden. Uebergeht die Querschnittsfläche des Treibzylinders

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[407/0443] Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern. Ob das Wasser im Einfallsrohre ununterbrochen fortgehe, erfährt man auf gleiche Art, wie schon Seite 366 angeführt wurde; findet nämlich eine Hemmung in der Zufüh- rung des Wassers Statt, oder wird die Regulirungspipe ganz abgeschlossen, und die Ma- schine zum Stillstande gebracht, so erfolgt eine Rückwirkung von unten herauf durch das ganze Einfallrohr, welche sich durch eine Erschütterung dieses Rohres und einen hörbaren Schlag bemerkbar macht. Ob hingegen im Steigrohre eine gleichförmige Be- wegung des Wassers vorhanden sey, sieht man leicht bei dem Ausgusse des Wassers aus demselben. §. 289. Die zweite Gattung doppelt wirkender Wassersäulenmaschinen, welche am meisten gebraucht werden, sind jene mit zwei Treibzylindern; die Berechnung dieser Maschinen unterliegt nach dem bisher Vorgetragenen keinem Anstande. Wir wollen die in den frühern Rechnungen angenommenen Bezeichnungen auch hier beibehalten, demnach wird 56,4 𝔉 . 𝔋 der hydrostatische Druck seyn, welchen das Wasser auf den Kolben des ersten Treibzylinders in seinem mittlern Stande ausübt. Auf gleiche Art ist der Reibungs- widerstand für denselben Kolben während dessen Hinaufgehen [FORMEL], und der Widerstand im Einfallrohre [FORMEL]. Bei dem Einfallrohre ist eine Regulirungs- oder Sperrpipe vorhanden, um nach Massgabe des erforderlichen schnellern oder langsamern Betriebes der Maschine mehr oder weniger Wasser in den Treibzylinder einfliessen zu lassen, oder auch durch gänzliche Absperrung die Maschine in Stillstand zu versetzen. Weil die Regulirungspipe in ihrer Durchflussöffnung, wie sie für den gewöhnlichen Betrieb der Maschine nothwendig ist, eine kleinere Quer- schnittsfläche, als das Einfallrohr hat, so entsteht eine Zusammenziehung des Wassers und dasselbe erfährt einen Widerstand bei dem Durchflusse durch diese kleinere Oeffnung. Nennen wir die Höhe, womit das Wasser durch die Regulirungspipe durchgepresst wird = x und die Durchzugsfläche für das Wasser innerhalb der Regulirungspipe = β, so ist [FORMEL] die in einer Sekunde durchfliessende Wassermenge, welche nach dem Kolbenhube berechnet [FORMEL] ist. Hieraus ergibt sich die Kraft, welche zur Bewegung des Wassers durch die Regulirungspipe erfordert wird [FORMEL]. Ist die Querschnittsfläche der Wendungspipen wie bei der Maschine in Kreuth grösser, als die Fläche des Einfallrohres, so entsteht hier kein neuer Widerstand; es ist also die Kraft, womit der Kolben des Treibzylinders in die Höhe geht, [FORMEL]. Während der Zeit, als dieser Kolben hinaufgeht, bewegt sich der Kolben im andern Treibzylinder hinab. Hiebei muss zuerst die Reibung überwältigt werden; bezeichnet 𝔋' die Spannung des Kolbens bei seinem Herabgehen, so ist [FORMEL] der Reibungswi- derstand. Das Wasser muss mit derselben Geschwindigkeit, als es unter den Kolben zuge- flossen ist, durch das Bogenrohr O (Fig. 2 Tab. 90) und die Wendungspipe N in das Ab- fallrohr (Fig. 1 und 3) geleitet werden. Uebergeht die Querschnittsfläche des Treibzylinders Fig. 1. bis 3. Tab. 90.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/443>, abgerufen am 23.11.2024.