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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Anlegung bewässerbarer Wiesen.
mit einem Blicke bald bemerken, wo die Erde wegzuführen, und wohin sie abzulegen
kommt. Auch pflegt man, um sicher zu gehen, sobald der Zuleitungskanal und die Wasser-
gräben ausgehoben sind, das Wasser mittelst derselben auf die Wiese zu lassen, wo sich
dann bald zeigt, welche Arbeiten noch nothwendig sind. Zum Transporte der Erde auf
grössere Entfernung pflegt man sich im Mailändischen einer Maschine, welche raggia
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genannt wird und Fig. 1 abgebildet erscheint, zu bedienen. Vor dem Gebrauche dieser
Maschine muss jedoch die Strecke, wo Erde wegzuführen ist, mit dem Acker gut aufge-
lockert werden, damit die Maschine sich leicht mit Erde füllen könne, und keine grös-
sere Zugkraft als zwei Ochsen zu ihrem Betriebe erfordert werden.

Diese Maschine besteht aus 2 Pfosten a b h c und h c d g, welche mittelst der Seiten-
theile a c d und b f g h so verbunden sind, dass das Ganze die Gestalt einer Mulde an-
nimmt. Die Länge ist a b = c h = d g = 2 braccia = 33/4 Fuss, die Höhe a c = b h = 8
Oncie = 15 Zoll und eben so gross ist die Breite d c = g h. Das Ganze ist gehörig mit Eisen
beschlagen und bei f zu jeder Seite ein Haken angebracht, in welchem eine Kette und
in der Mitte derselben eine andere Kette für die Befestigung der Wage der Zug-
thiere angehängt wird. Die Länge der Leitstange ist e i = 3 braccia = 5,6 Fuss und ihre
Dicke = 3/4 Oncie = 7/5 Zoll. Am untern Theile läuft das 2 Oncie = 3 3/4 Zoll breite Be-
schläg von g nach d fort, und ragt beiläufig um 1/8 Oncia = 1/4 Zoll vor, um auf diese
Art die Erde gleichsam abschneiden zu können, und um zugleich bei dem Fortziehen
der Maschine ihre schnelle Abnützung auf dem Boden zu vermeiden. Bei dieser Ma-
schine müssen vorzüglich die Haken f zweckmässig angebracht werden, damit ein Gleich-
gewicht in ihrer Bewegung bewirkt werde, und die Fortschaffung derselben den Zug-
thieren weder zu schwer, noch auch dem Landmanne ihre Handhabung zu anstrengend
werde. Ist nun der Boden, wie wir oben bemerkten, bereits aufgelockert, und die Ma-
schine befindet sich an dem Orte, welcher erniedrigt werden soll, so hebt der Landmann
die Leitstange etwas und drückt mit Gewalt die untere Fläche c d g h in den Boden, worauf
sich die Maschine, ohne dass die Bewegung der Zugthiere viel vermindert wird, sogleich
mit Erde füllt, die dann bis zu dem gehörigen Orte geschleppt wird. Dort angelangt
lässt der Landmann die Leitstange bei i aus und behält bloss den Strick bei k in der
Hand; in dem Maasse, als dieser Strick schlapp wird, entleert sich die Maschine nach
und nach und verbreitet auf diese Art die Erde gleichförmig am Boden.

Durch diese Manipulazion wird die Planirung des Terrains im Groben vorgenommen
worauf dann die Arbeiter mit grösserer Sorgfalt den Beeten die gehörige Neigung geben.
Wie wir bereits bemerkt haben, darf die Neigung der Beete weder zu gering seyn, weil
sich das Wasser dort ansammeln würde, noch auch zu steil, weil es sonst zu schnell ab-
läuft. Im Allgemeinen sind 3 oder 4 Oncie (6 bis 8 Zoll) für die Seite eines Beetes hin-
länglich, da das Wasser bei diesem Gefälle eine hinlängliche Bewegung erhält, und
wenn die Wiese gedüngt ist, die befruchtenden Theile des Düngers nicht fortgeführt
werden. Die Beete in einem lehmichten Boden fordern aber eine grössere Neigung.

Ist die ganze Anlage auf diese Art beendigt, so werden alle Beete neuerdings gea-
ckert, da der Boden durch die Tritte der Menschen und Thiere oftmals so fest wird, dass die
zarten Wurzeln der Gräser nicht gedeihen könnten. Man säet nämlich nach dieser Acke-

Anlegung bewässerbarer Wiesen.
mit einem Blicke bald bemerken, wo die Erde wegzuführen, und wohin sie abzulegen
kommt. Auch pflegt man, um sicher zu gehen, sobald der Zuleitungskanal und die Wasser-
gräben ausgehoben sind, das Wasser mittelst derselben auf die Wiese zu lassen, wo sich
dann bald zeigt, welche Arbeiten noch nothwendig sind. Zum Transporte der Erde auf
grössere Entfernung pflegt man sich im Mailändischen einer Maschine, welche raggia
Fig.
1.
Tab.
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genannt wird und Fig. 1 abgebildet erscheint, zu bedienen. Vor dem Gebrauche dieser
Maschine muss jedoch die Strecke, wo Erde wegzuführen ist, mit dem Acker gut aufge-
lockert werden, damit die Maschine sich leicht mit Erde füllen könne, und keine grös-
sere Zugkraft als zwei Ochsen zu ihrem Betriebe erfordert werden.

Diese Maschine besteht aus 2 Pfosten a b h c und h c d g, welche mittelst der Seiten-
theile a c d und b f g h so verbunden sind, dass das Ganze die Gestalt einer Mulde an-
nimmt. Die Länge ist a b = c h = d g = 2 braccia = 3¾ Fuss, die Höhe a c = b h = 8
Oncie = 15 Zoll und eben so gross ist die Breite d c = g h. Das Ganze ist gehörig mit Eisen
beschlagen und bei f zu jeder Seite ein Haken angebracht, in welchem eine Kette und
in der Mitte derselben eine andere Kette für die Befestigung der Wage der Zug-
thiere angehängt wird. Die Länge der Leitstange ist e i = 3 braccia = 5,6 Fuss und ihre
Dicke = ¾ Oncie = 7/5 Zoll. Am untern Theile läuft das 2 Oncie = 3 ¾ Zoll breite Be-
schläg von g nach d fort, und ragt beiläufig um ⅛ Oncia = ¼ Zoll vor, um auf diese
Art die Erde gleichsam abschneiden zu können, und um zugleich bei dem Fortziehen
der Maschine ihre schnelle Abnützung auf dem Boden zu vermeiden. Bei dieser Ma-
schine müssen vorzüglich die Haken f zweckmässig angebracht werden, damit ein Gleich-
gewicht in ihrer Bewegung bewirkt werde, und die Fortschaffung derselben den Zug-
thieren weder zu schwer, noch auch dem Landmanne ihre Handhabung zu anstrengend
werde. Ist nun der Boden, wie wir oben bemerkten, bereits aufgelockert, und die Ma-
schine befindet sich an dem Orte, welcher erniedrigt werden soll, so hebt der Landmann
die Leitstange etwas und drückt mit Gewalt die untere Fläche c d g h in den Boden, worauf
sich die Maschine, ohne dass die Bewegung der Zugthiere viel vermindert wird, sogleich
mit Erde füllt, die dann bis zu dem gehörigen Orte geschleppt wird. Dort angelangt
lässt der Landmann die Leitstange bei i aus und behält bloss den Strick bei k in der
Hand; in dem Maasse, als dieser Strick schlapp wird, entleert sich die Maschine nach
und nach und verbreitet auf diese Art die Erde gleichförmig am Boden.

Durch diese Manipulazion wird die Planirung des Terrains im Groben vorgenommen
worauf dann die Arbeiter mit grösserer Sorgfalt den Beeten die gehörige Neigung geben.
Wie wir bereits bemerkt haben, darf die Neigung der Beete weder zu gering seyn, weil
sich das Wasser dort ansammeln würde, noch auch zu steil, weil es sonst zu schnell ab-
läuft. Im Allgemeinen sind 3 oder 4 Oncie (6 bis 8 Zoll) für die Seite eines Beetes hin-
länglich, da das Wasser bei diesem Gefälle eine hinlängliche Bewegung erhält, und
wenn die Wiese gedüngt ist, die befruchtenden Theile des Düngers nicht fortgeführt
werden. Die Beete in einem lehmichten Boden fordern aber eine grössere Neigung.

Ist die ganze Anlage auf diese Art beendigt, so werden alle Beete neuerdings gea-
ckert, da der Boden durch die Tritte der Menschen und Thiere oftmals so fest wird, dass die
zarten Wurzeln der Gräser nicht gedeihen könnten. Man säet nämlich nach dieser Acke-

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[216/0252] Anlegung bewässerbarer Wiesen. mit einem Blicke bald bemerken, wo die Erde wegzuführen, und wohin sie abzulegen kommt. Auch pflegt man, um sicher zu gehen, sobald der Zuleitungskanal und die Wasser- gräben ausgehoben sind, das Wasser mittelst derselben auf die Wiese zu lassen, wo sich dann bald zeigt, welche Arbeiten noch nothwendig sind. Zum Transporte der Erde auf grössere Entfernung pflegt man sich im Mailändischen einer Maschine, welche raggia genannt wird und Fig. 1 abgebildet erscheint, zu bedienen. Vor dem Gebrauche dieser Maschine muss jedoch die Strecke, wo Erde wegzuführen ist, mit dem Acker gut aufge- lockert werden, damit die Maschine sich leicht mit Erde füllen könne, und keine grös- sere Zugkraft als zwei Ochsen zu ihrem Betriebe erfordert werden. Fig. 1. Tab. 86. Diese Maschine besteht aus 2 Pfosten a b h c und h c d g, welche mittelst der Seiten- theile a c d und b f g h so verbunden sind, dass das Ganze die Gestalt einer Mulde an- nimmt. Die Länge ist a b = c h = d g = 2 braccia = 3¾ Fuss, die Höhe a c = b h = 8 Oncie = 15 Zoll und eben so gross ist die Breite d c = g h. Das Ganze ist gehörig mit Eisen beschlagen und bei f zu jeder Seite ein Haken angebracht, in welchem eine Kette und in der Mitte derselben eine andere Kette für die Befestigung der Wage der Zug- thiere angehängt wird. Die Länge der Leitstange ist e i = 3 braccia = 5,6 Fuss und ihre Dicke = ¾ Oncie = 7/5 Zoll. Am untern Theile läuft das 2 Oncie = 3 ¾ Zoll breite Be- schläg von g nach d fort, und ragt beiläufig um ⅛ Oncia = ¼ Zoll vor, um auf diese Art die Erde gleichsam abschneiden zu können, und um zugleich bei dem Fortziehen der Maschine ihre schnelle Abnützung auf dem Boden zu vermeiden. Bei dieser Ma- schine müssen vorzüglich die Haken f zweckmässig angebracht werden, damit ein Gleich- gewicht in ihrer Bewegung bewirkt werde, und die Fortschaffung derselben den Zug- thieren weder zu schwer, noch auch dem Landmanne ihre Handhabung zu anstrengend werde. Ist nun der Boden, wie wir oben bemerkten, bereits aufgelockert, und die Ma- schine befindet sich an dem Orte, welcher erniedrigt werden soll, so hebt der Landmann die Leitstange etwas und drückt mit Gewalt die untere Fläche c d g h in den Boden, worauf sich die Maschine, ohne dass die Bewegung der Zugthiere viel vermindert wird, sogleich mit Erde füllt, die dann bis zu dem gehörigen Orte geschleppt wird. Dort angelangt lässt der Landmann die Leitstange bei i aus und behält bloss den Strick bei k in der Hand; in dem Maasse, als dieser Strick schlapp wird, entleert sich die Maschine nach und nach und verbreitet auf diese Art die Erde gleichförmig am Boden. Durch diese Manipulazion wird die Planirung des Terrains im Groben vorgenommen worauf dann die Arbeiter mit grösserer Sorgfalt den Beeten die gehörige Neigung geben. Wie wir bereits bemerkt haben, darf die Neigung der Beete weder zu gering seyn, weil sich das Wasser dort ansammeln würde, noch auch zu steil, weil es sonst zu schnell ab- läuft. Im Allgemeinen sind 3 oder 4 Oncie (6 bis 8 Zoll) für die Seite eines Beetes hin- länglich, da das Wasser bei diesem Gefälle eine hinlängliche Bewegung erhält, und wenn die Wiese gedüngt ist, die befruchtenden Theile des Düngers nicht fortgeführt werden. Die Beete in einem lehmichten Boden fordern aber eine grössere Neigung. Ist die ganze Anlage auf diese Art beendigt, so werden alle Beete neuerdings gea- ckert, da der Boden durch die Tritte der Menschen und Thiere oftmals so fest wird, dass die zarten Wurzeln der Gräser nicht gedeihen könnten. Man säet nämlich nach dieser Acke-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/252>, abgerufen am 22.11.2024.