sten geschickt, als auch sehr beweglich machen könne, dass jedoch beide Fähigkeiten sehr selten oder vielleicht nie zugleich in einem Körper angetroffen werden. Der Last- träger kann sich nicht als Läufer zeigen, und umgekehrt sind die starken Läufer gewöhn- lich zum Lasttragen zu schwach. Beinahe jeder Mensch ist für den einen und andern Gebrauch seines Körpers nur mittelmässig geübt. Wir werden demnach in der Folge in den algebraischen Rechnungen die Buchstaben k, t, c unbestimmt beibehalten, damit von den Rechnungsresultaten ein allgemeiner Gebrauch gemacht, denselben Buchstaben nach Verhältniss der Arbeiter angemessene Werthe beigelegt und für jeden Fall die grössere Zweckmässigkeit und das Quantum ihrer Arbeit vollkommen beurtheilt werden könne.
§. 26.
Schon früher bemerkten wir, dass die Gewohnheit auf alle Arbeiter einen wesent- lichen Einfluss ausübe. Betrachten wir z. B. die einfachste Arbeit oder das Tragen einer Last, so findet hiebei nach Verschiedenheit der Länder und selbst der Gegenden in einem Lande, ein bedeutender Unterschied statt. In Böhmen trägt man die Lasten in Tragkör- ben oder hölzernen Butten, die mittelst Gurten an den Schultern befestigt werden; in Oberösterreich werden die Lasten auf den Kopf gestellt und so getragen. In den Gegen- den an der Niederelbe sieht man häufig Lasten mittelst eines auf der Schulter ruhenden Querholzes oder mittelst eines auf beiden Schultern aufliegenden Ringes tragen. Als ich im Mai 1829 die Bauarbeiten an der Rhone bey Lyon in Frankreich besichtigte, waren mehrere hundert Menschen mit dem Tragen von Schotter und Erdreich aus Schiffen an das höher liegende Ufer beschäftigt; ein jeder derselben hatte einen ledernen oben offe- nen Sack auf dem Rücken, welcher mittelst eines Riemens an der Stirne befestigt war; diese Säcke wurden in den Schiffen von andern Arbeitern mit Schotter oder Sand gefüllt, fortgetragen und an Ort und Stelle von den Trägern ausgeleert. Hier ward also die Stirne und das Genick, so wie bei Arbeiten in andern Ländern die Hände, der Rücken oder die Schultern in Anspruch genommen. Ein Mensch, welcher von Jugend auf gewohnt ist, eine Last am Rücken fortzutragen, kann sie nicht dem Kopfe oder einem andern Theile seines Körpers auflegen, ohne sich bei gleichem Gewichte der Last mehr anzu- strengen. Die Gewohnheit übt sonach einen wesentlichen Einfluss bei der Kraft- äusserung eines jeden Menschen aus. Wenn wir daher in den bisher nach unserer Formel berechneten Beispielen über die Grösse der Kraft bei verschiedenen Arbeiten, die gefun- denen Resultate mit der Erfahrung vergleichen oder in der Ausübung anwenden wollen, so kann diess nur insofern geschehen, als die betreffenden Menschen solche Arbeiten zu verrichten gewohnt sind. Wer nie an einer Kurbel arbeitete, wird sich den ersten Tag weit mehr ermattet fühlen, und erst, wenn er die nothwendige Uibung in dieser Arbeit erlangt hat, können die Resultate unserer Kraftformel auf ihn angewendet werden. Wer eine sitzende Lebensweise oder eine Arbeit, wobei keine besondere Bewegung der Füsse vorhanden war, von Jugend auf gewohnt ist, wird sich, wenn er als Bothe ver- wendet wird, die erste Zeit ebenfalls sehr müde fühlen, und erst, nach erlangter noth- wendiger Uibung im Gehen, sind die Ergebnisse unserer Kraftformel in Betreff der Bo- thengänge, auf diese Arbeiter anzuwenden. -- Mit dieser Bemerkung glauben wir jene
Kräfte der Menschen.
sten geschickt, als auch sehr beweglich machen könne, dass jedoch beide Fähigkeiten sehr selten oder vielleicht nie zugleich in einem Körper angetroffen werden. Der Last- träger kann sich nicht als Läufer zeigen, und umgekehrt sind die starken Läufer gewöhn- lich zum Lasttragen zu schwach. Beinahe jeder Mensch ist für den einen und andern Gebrauch seines Körpers nur mittelmässig geübt. Wir werden demnach in der Folge in den algebraischen Rechnungen die Buchstaben k, t, c unbestimmt beibehalten, damit von den Rechnungsresultaten ein allgemeiner Gebrauch gemacht, denselben Buchstaben nach Verhältniss der Arbeiter angemessene Werthe beigelegt und für jeden Fall die grössere Zweckmässigkeit und das Quantum ihrer Arbeit vollkommen beurtheilt werden könne.
§. 26.
Schon früher bemerkten wir, dass die Gewohnheit auf alle Arbeiter einen wesent- lichen Einfluss ausübe. Betrachten wir z. B. die einfachste Arbeit oder das Tragen einer Last, so findet hiebei nach Verschiedenheit der Länder und selbst der Gegenden in einem Lande, ein bedeutender Unterschied statt. In Böhmen trägt man die Lasten in Tragkör- ben oder hölzernen Butten, die mittelst Gurten an den Schultern befestigt werden; in Oberösterreich werden die Lasten auf den Kopf gestellt und so getragen. In den Gegen- den an der Niederelbe sieht man häufig Lasten mittelst eines auf der Schulter ruhenden Querholzes oder mittelst eines auf beiden Schultern aufliegenden Ringes tragen. Als ich im Mai 1829 die Bauarbeiten an der Rhone bey Lyon in Frankreich besichtigte, waren mehrere hundert Menschen mit dem Tragen von Schotter und Erdreich aus Schiffen an das höher liegende Ufer beschäftigt; ein jeder derselben hatte einen ledernen oben offe- nen Sack auf dem Rücken, welcher mittelst eines Riemens an der Stirne befestigt war; diese Säcke wurden in den Schiffen von andern Arbeitern mit Schotter oder Sand gefüllt, fortgetragen und an Ort und Stelle von den Trägern ausgeleert. Hier ward also die Stirne und das Genick, so wie bei Arbeiten in andern Ländern die Hände, der Rücken oder die Schultern in Anspruch genommen. Ein Mensch, welcher von Jugend auf gewohnt ist, eine Last am Rücken fortzutragen, kann sie nicht dem Kopfe oder einem andern Theile seines Körpers auflegen, ohne sich bei gleichem Gewichte der Last mehr anzu- strengen. Die Gewohnheit übt sonach einen wesentlichen Einfluss bei der Kraft- äusserung eines jeden Menschen aus. Wenn wir daher in den bisher nach unserer Formel berechneten Beispielen über die Grösse der Kraft bei verschiedenen Arbeiten, die gefun- denen Resultate mit der Erfahrung vergleichen oder in der Ausübung anwenden wollen, so kann diess nur insofern geschehen, als die betreffenden Menschen solche Arbeiten zu verrichten gewohnt sind. Wer nie an einer Kurbel arbeitete, wird sich den ersten Tag weit mehr ermattet fühlen, und erst, wenn er die nothwendige Uibung in dieser Arbeit erlangt hat, können die Resultate unserer Kraftformel auf ihn angewendet werden. Wer eine sitzende Lebensweise oder eine Arbeit, wobei keine besondere Bewegung der Füsse vorhanden war, von Jugend auf gewohnt ist, wird sich, wenn er als Bothe ver- wendet wird, die erste Zeit ebenfalls sehr müde fühlen, und erst, nach erlangter noth- wendiger Uibung im Gehen, sind die Ergebnisse unserer Kraftformel in Betreff der Bo- thengänge, auf diese Arbeiter anzuwenden. — Mit dieser Bemerkung glauben wir jene
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Kräfte der Menschen.
sten geschickt, als auch sehr beweglich machen könne, dass jedoch beide Fähigkeiten
sehr selten oder vielleicht nie zugleich in einem Körper angetroffen werden. Der Last-
träger kann sich nicht als Läufer zeigen, und umgekehrt sind die starken Läufer gewöhn-
lich zum Lasttragen zu schwach. Beinahe jeder Mensch ist für den einen und andern
Gebrauch seines Körpers nur mittelmässig geübt. Wir werden demnach in der Folge in
den algebraischen Rechnungen die Buchstaben k, t, c unbestimmt beibehalten, damit
von den Rechnungsresultaten ein allgemeiner Gebrauch gemacht, denselben Buchstaben
nach Verhältniss der Arbeiter angemessene Werthe beigelegt und für jeden Fall die
grössere Zweckmässigkeit und das Quantum ihrer Arbeit vollkommen beurtheilt werden
könne.
§. 26.
Schon früher bemerkten wir, dass die Gewohnheit auf alle Arbeiter einen wesent-
lichen Einfluss ausübe. Betrachten wir z. B. die einfachste Arbeit oder das Tragen einer
Last, so findet hiebei nach Verschiedenheit der Länder und selbst der Gegenden in einem
Lande, ein bedeutender Unterschied statt. In Böhmen trägt man die Lasten in Tragkör-
ben oder hölzernen Butten, die mittelst Gurten an den Schultern befestigt werden; in
Oberösterreich werden die Lasten auf den Kopf gestellt und so getragen. In den Gegen-
den an der Niederelbe sieht man häufig Lasten mittelst eines auf der Schulter ruhenden
Querholzes oder mittelst eines auf beiden Schultern aufliegenden Ringes tragen. Als ich
im Mai 1829 die Bauarbeiten an der Rhone bey Lyon in Frankreich besichtigte, waren
mehrere hundert Menschen mit dem Tragen von Schotter und Erdreich aus Schiffen an
das höher liegende Ufer beschäftigt; ein jeder derselben hatte einen ledernen oben offe-
nen Sack auf dem Rücken, welcher mittelst eines Riemens an der Stirne befestigt war;
diese Säcke wurden in den Schiffen von andern Arbeitern mit Schotter oder Sand gefüllt,
fortgetragen und an Ort und Stelle von den Trägern ausgeleert. Hier ward also die Stirne
und das Genick, so wie bei Arbeiten in andern Ländern die Hände, der Rücken oder
die Schultern in Anspruch genommen. Ein Mensch, welcher von Jugend auf gewohnt
ist, eine Last am Rücken fortzutragen, kann sie nicht dem Kopfe oder einem andern
Theile seines Körpers auflegen, ohne sich bei gleichem Gewichte der Last mehr anzu-
strengen. Die Gewohnheit übt sonach einen wesentlichen Einfluss bei der Kraft-
äusserung eines jeden Menschen aus. Wenn wir daher in den bisher nach unserer Formel
berechneten Beispielen über die Grösse der Kraft bei verschiedenen Arbeiten, die gefun-
denen Resultate mit der Erfahrung vergleichen oder in der Ausübung anwenden wollen,
so kann diess nur insofern geschehen, als die betreffenden Menschen solche Arbeiten zu
verrichten gewohnt sind. Wer nie an einer Kurbel arbeitete, wird sich den ersten
Tag weit mehr ermattet fühlen, und erst, wenn er die nothwendige Uibung in dieser
Arbeit erlangt hat, können die Resultate unserer Kraftformel auf ihn angewendet werden.
Wer eine sitzende Lebensweise oder eine Arbeit, wobei keine besondere Bewegung der
Füsse vorhanden war, von Jugend auf gewohnt ist, wird sich, wenn er als Bothe ver-
wendet wird, die erste Zeit ebenfalls sehr müde fühlen, und erst, nach erlangter noth-
wendiger Uibung im Gehen, sind die Ergebnisse unserer Kraftformel in Betreff der Bo-
thengänge, auf diese Arbeiter anzuwenden. — Mit dieser Bemerkung glauben wir jene
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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