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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Brücke mit doppeltem Hängwerke.
Gewicht, und endlich der horizontale Schub des Hängwerkes an den Spannriegel und anFig.
13.
Tab.
17.

die Widerlagen zu bestimmen.

Setzen wir die Hängsäulen so vertheilt, dass M E = E F = F N = 1/3 M N =
4 Klafter ist, so sind die Endsbäume in den Punkten M, E, F und N unterstützt und
jeder Theil der Brücke, wie M E, E F und F N ist in demselben Falle, wie die S. 313
angeführte Brücke. Es werden demnach auch hier die dortigen Abmessungen ihre An-
wendung finden. Hiernach sind, derselben Brückenbreite wegen, auch hier 7 Ends-
bäume von der Stärke 12 Zoll hinreichend und die grösstmögliche Belastung der Brücken-
theile M E, E F und F N ist auch wie dort (5600 + 9600 + 900 + 444 + 48000) = 64544 Lb,
wofür wir 646 Zentner nehmen wollen.

Die Belastung auf M E (von 646 Zentner) vertheilt sich auf die beiden Unterstüt-
zungspunkte M und E und zwar auf jeden zur Hälfte mit 323 Zentner, dasselbe gilt für
E F und F N. Hiernach übernehmen die Hängsäulen in C E die halbe Belastung von
M E und die halbe von E F oder 323 + 323 = 646 Zentner, mithin jede 323 Zentner.
Die Belastung der beiden Hängsäulen in D F ist offenbar eben so gross. Es sey ferner
die Höhe der Hängsäulen = h = 6 Fuss und die Entfernung derselben
M E = E F = F N = 1/3 M N = 24 Fuss = b, so ist zu Folge des vorigen §. der hori-
zontale Druck, mit welchem der Brustriegel in C und D zusammengedrückt oder die
Endsbäume in M und N auseinander gezogen werden,
H = [Formel 1] = 1292 Zentner, wo offenbar 1/2 A + 1/2 B + Q = 323
Zentner gesetzt wurde.

Es müssen daher die Einzapfungen und Verschneidungen der Streben in die Ends-
bäume in M und N mit solcher Vorsicht und mit solchen Maassen geschehen, dass so-
wohl die Endsbäume als auch die Streben dieser Kraftäusserung von 1292 Zentner gehö-
rig widerstehen können, und nicht ausreissen oder abgleiten.

Würde die Höhe der Hängsäulen h = 12 Fuss angenommen, so ergibt sich der horizon-
tale Druck = [Formel 2] = 646 Zentner, und ist also um die Hälfte kleiner. Die Höhe
der Hängsäulen muss ein jeder Baumeister in vorkommenden Fällen nach den Regeln der
Schicklichkeit oder nach andern Nebenrücksichten zu wählen wissen. Die eben gemach-
te Rechnung zeigt übrigens augenscheinlich, dass der gefährliche wagerechte Druck
in eben dem Maasse vermindert werde, in welchem die Höhe der Hängsäulen ver-
mehrt wird.

§. 363.

Die Hängwerke sind meistens nur bei gedeckten Brücken in Anwendung. Da jedoch
diese wegen ihres kostspieligen und schwerfälligen Baues, Beschädigungen durch Sturm-
winde und anderen Ungelegenheiten über breite Flüsse nur sehr selten gebaut werden,
so zieht man denselben die Sprengwerke vor, weil bei denselben die Stuhlsäulen höher
gestellt und vor Regen durch die Brücke selbst grösstentheils geschützt werden.

Ein Sprengwerk Fig. 14 besteht aus zwei Stuhlsäulen A D, A' D', welche sich in die
Durchzugbalken d und d' stützen, die selbst mit einander durch den Spannriegel D D'Fig.
14.

verbunden sind.

Brücke mit doppeltem Hängwerke.
Gewicht, und endlich der horizontale Schub des Hängwerkes an den Spannriegel und anFig.
13.
Tab.
17.

die Widerlagen zu bestimmen.

Setzen wir die Hängsäulen so vertheilt, dass M E = E F = F N = ⅓ M N =
4 Klafter ist, so sind die Endsbäume in den Punkten M, E, F und N unterstützt und
jeder Theil der Brücke, wie M E, E F und F N ist in demselben Falle, wie die S. 313
angeführte Brücke. Es werden demnach auch hier die dortigen Abmessungen ihre An-
wendung finden. Hiernach sind, derselben Brückenbreite wegen, auch hier 7 Ends-
bäume von der Stärke 12 Zoll hinreichend und die grösstmögliche Belastung der Brücken-
theile M E, E F und F N ist auch wie dort (5600 + 9600 + 900 + 444 + 48000) = 64544 ℔,
wofür wir 646 Zentner nehmen wollen.

Die Belastung auf M E (von 646 Zentner) vertheilt sich auf die beiden Unterstüt-
zungspunkte M und E und zwar auf jeden zur Hälfte mit 323 Zentner, dasselbe gilt für
E F und F N. Hiernach übernehmen die Hängsäulen in C E die halbe Belastung von
M E und die halbe von E F oder 323 + 323 = 646 Zentner, mithin jede 323 Zentner.
Die Belastung der beiden Hängsäulen in D F ist offenbar eben so gross. Es sey ferner
die Höhe der Hängsäulen = h = 6 Fuss und die Entfernung derselben
M E = E F = F N = ⅓ M N = 24 Fuss = b, so ist zu Folge des vorigen §. der hori-
zontale Druck, mit welchem der Brustriegel in C und D zusammengedrückt oder die
Endsbäume in M und N auseinander gezogen werden,
H = [Formel 1] = 1292 Zentner, wo offenbar ½ A + ½ B + Q = 323
Zentner gesetzt wurde.

Es müssen daher die Einzapfungen und Verschneidungen der Streben in die Ends-
bäume in M und N mit solcher Vorsicht und mit solchen Maassen geschehen, dass so-
wohl die Endsbäume als auch die Streben dieser Kraftäusserung von 1292 Zentner gehö-
rig widerstehen können, und nicht ausreissen oder abgleiten.

Würde die Höhe der Hängsäulen h = 12 Fuss angenommen, so ergibt sich der horizon-
tale Druck = [Formel 2] = 646 Zentner, und ist also um die Hälfte kleiner. Die Höhe
der Hängsäulen muss ein jeder Baumeister in vorkommenden Fällen nach den Regeln der
Schicklichkeit oder nach andern Nebenrücksichten zu wählen wissen. Die eben gemach-
te Rechnung zeigt übrigens augenscheinlich, dass der gefährliche wagerechte Druck
in eben dem Maasse vermindert werde, in welchem die Höhe der Hängsäulen ver-
mehrt wird.

§. 363.

Die Hängwerke sind meistens nur bei gedeckten Brücken in Anwendung. Da jedoch
diese wegen ihres kostspieligen und schwerfälligen Baues, Beschädigungen durch Sturm-
winde und anderen Ungelegenheiten über breite Flüsse nur sehr selten gebaut werden,
so zieht man denselben die Sprengwerke vor, weil bei denselben die Stuhlsäulen höher
gestellt und vor Regen durch die Brücke selbst grösstentheils geschützt werden.

Ein Sprengwerk Fig. 14 besteht aus zwei Stuhlsäulen A D, A' D', welche sich in die
Durchzugbalken d und d' stützen, die selbst mit einander durch den Spannriegel D D'Fig.
14.

verbunden sind.

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[397/0427] Brücke mit doppeltem Hängwerke. Gewicht, und endlich der horizontale Schub des Hängwerkes an den Spannriegel und an die Widerlagen zu bestimmen. Fig. 13. Tab. 17. Setzen wir die Hängsäulen so vertheilt, dass M E = E F = F N = ⅓ M N = 4 Klafter ist, so sind die Endsbäume in den Punkten M, E, F und N unterstützt und jeder Theil der Brücke, wie M E, E F und F N ist in demselben Falle, wie die S. 313 angeführte Brücke. Es werden demnach auch hier die dortigen Abmessungen ihre An- wendung finden. Hiernach sind, derselben Brückenbreite wegen, auch hier 7 Ends- bäume von der Stärke 12 Zoll hinreichend und die grösstmögliche Belastung der Brücken- theile M E, E F und F N ist auch wie dort (5600 + 9600 + 900 + 444 + 48000) = 64544 ℔, wofür wir 646 Zentner nehmen wollen. Die Belastung auf M E (von 646 Zentner) vertheilt sich auf die beiden Unterstüt- zungspunkte M und E und zwar auf jeden zur Hälfte mit 323 Zentner, dasselbe gilt für E F und F N. Hiernach übernehmen die Hängsäulen in C E die halbe Belastung von M E und die halbe von E F oder 323 + 323 = 646 Zentner, mithin jede 323 Zentner. Die Belastung der beiden Hängsäulen in D F ist offenbar eben so gross. Es sey ferner die Höhe der Hängsäulen = h = 6 Fuss und die Entfernung derselben M E = E F = F N = ⅓ M N = 24 Fuss = b, so ist zu Folge des vorigen §. der hori- zontale Druck, mit welchem der Brustriegel in C und D zusammengedrückt oder die Endsbäume in M und N auseinander gezogen werden, H = [FORMEL] = 1292 Zentner, wo offenbar ½ A + ½ B + Q = 323 Zentner gesetzt wurde. Es müssen daher die Einzapfungen und Verschneidungen der Streben in die Ends- bäume in M und N mit solcher Vorsicht und mit solchen Maassen geschehen, dass so- wohl die Endsbäume als auch die Streben dieser Kraftäusserung von 1292 Zentner gehö- rig widerstehen können, und nicht ausreissen oder abgleiten. Würde die Höhe der Hängsäulen h = 12 Fuss angenommen, so ergibt sich der horizon- tale Druck = [FORMEL] = 646 Zentner, und ist also um die Hälfte kleiner. Die Höhe der Hängsäulen muss ein jeder Baumeister in vorkommenden Fällen nach den Regeln der Schicklichkeit oder nach andern Nebenrücksichten zu wählen wissen. Die eben gemach- te Rechnung zeigt übrigens augenscheinlich, dass der gefährliche wagerechte Druck in eben dem Maasse vermindert werde, in welchem die Höhe der Hängsäulen ver- mehrt wird. §. 363. Die Hängwerke sind meistens nur bei gedeckten Brücken in Anwendung. Da jedoch diese wegen ihres kostspieligen und schwerfälligen Baues, Beschädigungen durch Sturm- winde und anderen Ungelegenheiten über breite Flüsse nur sehr selten gebaut werden, so zieht man denselben die Sprengwerke vor, weil bei denselben die Stuhlsäulen höher gestellt und vor Regen durch die Brücke selbst grösstentheils geschützt werden. Ein Sprengwerk Fig. 14 besteht aus zwei Stuhlsäulen A D, A' D', welche sich in die Durchzugbalken d und d' stützen, die selbst mit einander durch den Spannriegel D D' verbunden sind. Fig. 14.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/427>, abgerufen am 19.04.2024.