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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Pferdegöpel.
C. Göpel.
§. 214.

Um Wasser aus Brunnen oder Erze aus kleinern Tiefen zu ziehen, bedient man
sich eines Haspels, wovon bereits §. 87 gesprochen wurde. Sind jedoch Erze aus be-
trächtlichern Tiefen in grosser Quantität zu Tage zu fördern, so gebraucht man hiezu
eine Winde, Göpel oder Gapel genannt, die gewöhnlich durch Pferde bewegt wird
und aus folgenden Theilen besteht:

Fig.
1.
Tab.
14.
1tens. Aus einem grossen Cylinder A B C D, um welchen das Seil, woran die Last
hängt, auf- und abgewunden wird. Da aber ein massiver Cylinder von so grosser
Peripherie an und für sich zu schwer, und nicht leicht anzufertigen wäre, so
bedient man sich eines Korbes (Treibkorbes), der aus drei Scheiben (Radkrän-
zen) besteht, die mit abgerundeten Holzstücken (Kreutz- und Schlaghölzern)
beschlagen werden, worauf sich das Seil windet.
2tens. Dieser Cylinder ist an einer stehenden Welle (Spindelbaum) befestigt, die
durch einen oder mehrere Hebel (Kreutz- oder Schwengbäume) mittelst der hier-
an wirkenden Pferdekraft bewegt wird.
3tens. Der Treibkorb ist in zwei Theile abgetheilt. Sowohl um die obere als um
die untere Hälfte läuft ein besonderes Seil, wovon wechselweise das eine zum
Heraufziehen der vollen Tonne, und das andere gleichzeitig zum Herablassen der
leeren Tonne (oder des Treibsackes) dient. Diess hat den Zweck sowohl den
Zug zu erleichtern, als auch das Treiben zu befördern.
4tens. Um den horizontalen Zug der Pferde in den senkrechten Hub der Last zu
verwandeln, läuft ein jedes Seil über eine Rolle E, E in den Schacht hinun-
ter. Diese Rollen stehen immer um die halbe Höhe des Treibkorbes über
einander.

Wenn nun die an die Docken der Kreutzbäume gespannten Pferde den Treibkorb
bewegen, so wird das Seil mit der angefüllten Tonne auf den Treibkorb gewunden,
während das andere Seil sich abwindet, mit der leeren Tonne herunter geht, und
so der zu hebenden Last zu Hülfe kommt. Ist die volle Tonne heraufgezogen, so wird
sie über der Hängebank ausgestürzt, und die Pferde werden in entgegengesetzter Rich-
tung um den Reihnagel gewendet, um dadurch die andere, inzwischen unten (am Füll-
orte
) angefüllte Tonne hinauf, und die oben ausgeleerte hinabzutreiben. Auf diese Art
bleibt die Maschine durch die Zeit einer Schicht, welche gewöhnlich 8 Stunden be-
trägt, ununterbrochen im Gange.

Der Treibkorb steht gewöhnlich unter einem auf der Erde ruhenden, konischen,
von Holz errichteten Dache, (welches eigentlich Gapel genannt wird) um hiedurch
gegen die Einwirkungen der Witterung gesichert zu seyn.

Pferdegöpel.
C. Göpel.
§. 214.

Um Wasser aus Brunnen oder Erze aus kleinern Tiefen zu ziehen, bedient man
sich eines Haspels, wovon bereits §. 87 gesprochen wurde. Sind jedoch Erze aus be-
trächtlichern Tiefen in grosser Quantität zu Tage zu fördern, so gebraucht man hiezu
eine Winde, Göpel oder Gapel genannt, die gewöhnlich durch Pferde bewegt wird
und aus folgenden Theilen besteht:

Fig.
1.
Tab.
14.
1tens. Aus einem grossen Cylinder A B C D, um welchen das Seil, woran die Last
hängt, auf- und abgewunden wird. Da aber ein massiver Cylinder von so grosser
Peripherie an und für sich zu schwer, und nicht leicht anzufertigen wäre, so
bedient man sich eines Korbes (Treibkorbes), der aus drei Scheiben (Radkrän-
zen) besteht, die mit abgerundeten Holzstücken (Kreutz- und Schlaghölzern)
beschlagen werden, worauf sich das Seil windet.
2tens. Dieser Cylinder ist an einer stehenden Welle (Spindelbaum) befestigt, die
durch einen oder mehrere Hebel (Kreutz- oder Schwengbäume) mittelst der hier-
an wirkenden Pferdekraft bewegt wird.
3tens. Der Treibkorb ist in zwei Theile abgetheilt. Sowohl um die obere als um
die untere Hälfte läuft ein besonderes Seil, wovon wechselweise das eine zum
Heraufziehen der vollen Tonne, und das andere gleichzeitig zum Herablassen der
leeren Tonne (oder des Treibsackes) dient. Diess hat den Zweck sowohl den
Zug zu erleichtern, als auch das Treiben zu befördern.
4tens. Um den horizontalen Zug der Pferde in den senkrechten Hub der Last zu
verwandeln, läuft ein jedes Seil über eine Rolle E, E in den Schacht hinun-
ter. Diese Rollen stehen immer um die halbe Höhe des Treibkorbes über
einander.

Wenn nun die an die Docken der Kreutzbäume gespannten Pferde den Treibkorb
bewegen, so wird das Seil mit der angefüllten Tonne auf den Treibkorb gewunden,
während das andere Seil sich abwindet, mit der leeren Tonne herunter geht, und
so der zu hebenden Last zu Hülfe kommt. Ist die volle Tonne heraufgezogen, so wird
sie über der Hängebank ausgestürzt, und die Pferde werden in entgegengesetzter Rich-
tung um den Reihnagel gewendet, um dadurch die andere, inzwischen unten (am Füll-
orte
) angefüllte Tonne hinauf, und die oben ausgeleerte hinabzutreiben. Auf diese Art
bleibt die Maschine durch die Zeit einer Schicht, welche gewöhnlich 8 Stunden be-
trägt, ununterbrochen im Gange.

Der Treibkorb steht gewöhnlich unter einem auf der Erde ruhenden, konischen,
von Holz errichteten Dache, (welches eigentlich Gapel genannt wird) um hiedurch
gegen die Einwirkungen der Witterung gesichert zu seyn.

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[218/0248] Pferdegöpel. C. Göpel. §. 214. Um Wasser aus Brunnen oder Erze aus kleinern Tiefen zu ziehen, bedient man sich eines Haspels, wovon bereits §. 87 gesprochen wurde. Sind jedoch Erze aus be- trächtlichern Tiefen in grosser Quantität zu Tage zu fördern, so gebraucht man hiezu eine Winde, Göpel oder Gapel genannt, die gewöhnlich durch Pferde bewegt wird und aus folgenden Theilen besteht: 1tens. Aus einem grossen Cylinder A B C D, um welchen das Seil, woran die Last hängt, auf- und abgewunden wird. Da aber ein massiver Cylinder von so grosser Peripherie an und für sich zu schwer, und nicht leicht anzufertigen wäre, so bedient man sich eines Korbes (Treibkorbes), der aus drei Scheiben (Radkrän- zen) besteht, die mit abgerundeten Holzstücken (Kreutz- und Schlaghölzern) beschlagen werden, worauf sich das Seil windet. 2tens. Dieser Cylinder ist an einer stehenden Welle (Spindelbaum) befestigt, die durch einen oder mehrere Hebel (Kreutz- oder Schwengbäume) mittelst der hier- an wirkenden Pferdekraft bewegt wird. 3tens. Der Treibkorb ist in zwei Theile abgetheilt. Sowohl um die obere als um die untere Hälfte läuft ein besonderes Seil, wovon wechselweise das eine zum Heraufziehen der vollen Tonne, und das andere gleichzeitig zum Herablassen der leeren Tonne (oder des Treibsackes) dient. Diess hat den Zweck sowohl den Zug zu erleichtern, als auch das Treiben zu befördern. 4tens. Um den horizontalen Zug der Pferde in den senkrechten Hub der Last zu verwandeln, läuft ein jedes Seil über eine Rolle E, E in den Schacht hinun- ter. Diese Rollen stehen immer um die halbe Höhe des Treibkorbes über einander. Wenn nun die an die Docken der Kreutzbäume gespannten Pferde den Treibkorb bewegen, so wird das Seil mit der angefüllten Tonne auf den Treibkorb gewunden, während das andere Seil sich abwindet, mit der leeren Tonne herunter geht, und so der zu hebenden Last zu Hülfe kommt. Ist die volle Tonne heraufgezogen, so wird sie über der Hängebank ausgestürzt, und die Pferde werden in entgegengesetzter Rich- tung um den Reihnagel gewendet, um dadurch die andere, inzwischen unten (am Füll- orte) angefüllte Tonne hinauf, und die oben ausgeleerte hinabzutreiben. Auf diese Art bleibt die Maschine durch die Zeit einer Schicht, welche gewöhnlich 8 Stunden be- trägt, ununterbrochen im Gange. Der Treibkorb steht gewöhnlich unter einem auf der Erde ruhenden, konischen, von Holz errichteten Dache, (welches eigentlich Gapel genannt wird) um hiedurch gegen die Einwirkungen der Witterung gesichert zu seyn.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/248>, abgerufen am 26.11.2024.