Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Und das Bild wollt Ihr behalten und mit Euch nehmen? frug das Mädchen schüchtern, fast ängstlich. Gewiß will ich, rief der junge Mann, und wenn ich dann weit, weit von hier bin, noch oft und fleißig an dich denken. Aber wird das mein Vater leiden? Daß ich an dich denke? -- kann er mir das verwehren? Nein -- aber -- daß Ihr das Bild da mit Euch -- in die Welt hinaus nehmt? Er kann es nicht hindern, mein Herz, sagte Arnold freundlich -- aber wäre es dir selber unlieb, es in meinen Händen zu wissen? Mir? -- nein! erwiderte nach kurzem Ueberlegen das Mädchen, -- wenn -- nur nicht -- ich muß doch den Vater darum fragen. Du bist ein närrisch Kind, lachte der junge Maler, selbst eine Prinzessin hätte Nichts dagegen, daß ein Künstler ihre Züge für sich erwirbt. Dir geschieht kein Schade dadurch. Aber so lauf doch nur nicht so, du wildes Ding; ich gehe ja mit -- oder willst du mich hier ohne Mittagsessen zurücklassen? Hast du die Kirchenbilder vergessen? Ja die Bilder, sagte das Mädchen, stehen bleibend und auf ihn wartend; Arnold aber, der seine Mappe rasch wieder zusammengebunden, war auch schon im nächsten Augenblicke an ihrer Seite, und weit schneller als vorher setzten sie ihren Weg, dem Dorfe zu, fort. Und das Bild wollt Ihr behalten und mit Euch nehmen? frug das Mädchen schüchtern, fast ängstlich. Gewiß will ich, rief der junge Mann, und wenn ich dann weit, weit von hier bin, noch oft und fleißig an dich denken. Aber wird das mein Vater leiden? Daß ich an dich denke? — kann er mir das verwehren? Nein — aber — daß Ihr das Bild da mit Euch — in die Welt hinaus nehmt? Er kann es nicht hindern, mein Herz, sagte Arnold freundlich — aber wäre es dir selber unlieb, es in meinen Händen zu wissen? Mir? — nein! erwiderte nach kurzem Ueberlegen das Mädchen, — wenn — nur nicht — ich muß doch den Vater darum fragen. Du bist ein närrisch Kind, lachte der junge Maler, selbst eine Prinzessin hätte Nichts dagegen, daß ein Künstler ihre Züge für sich erwirbt. Dir geschieht kein Schade dadurch. Aber so lauf doch nur nicht so, du wildes Ding; ich gehe ja mit — oder willst du mich hier ohne Mittagsessen zurücklassen? Hast du die Kirchenbilder vergessen? Ja die Bilder, sagte das Mädchen, stehen bleibend und auf ihn wartend; Arnold aber, der seine Mappe rasch wieder zusammengebunden, war auch schon im nächsten Augenblicke an ihrer Seite, und weit schneller als vorher setzten sie ihren Weg, dem Dorfe zu, fort. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <pb facs="#f0017"/> <p>Und das Bild wollt Ihr behalten und mit Euch nehmen? frug das Mädchen schüchtern, fast ängstlich.</p><lb/> <p>Gewiß will ich, rief der junge Mann, und wenn ich dann weit, weit von hier bin, noch oft und fleißig an dich denken.</p><lb/> <p>Aber wird das mein Vater leiden?</p><lb/> <p>Daß ich an dich denke? — kann er mir das verwehren?</p><lb/> <p>Nein — aber — daß Ihr das Bild da mit Euch — in die Welt hinaus nehmt?</p><lb/> <p>Er kann es nicht hindern, mein Herz, sagte Arnold freundlich — aber wäre es dir selber unlieb, es in meinen Händen zu wissen?</p><lb/> <p>Mir? — nein! erwiderte nach kurzem Ueberlegen das Mädchen, — wenn — nur nicht — ich muß doch den Vater darum fragen.</p><lb/> <p>Du bist ein närrisch Kind, lachte der junge Maler, selbst eine Prinzessin hätte Nichts dagegen, daß ein Künstler ihre Züge für sich erwirbt. Dir geschieht kein Schade dadurch. Aber so lauf doch nur nicht so, du wildes Ding; ich gehe ja mit — oder willst du mich hier ohne Mittagsessen zurücklassen? Hast du die Kirchenbilder vergessen?</p><lb/> <p>Ja die Bilder, sagte das Mädchen, stehen bleibend und auf ihn wartend; Arnold aber, der seine Mappe rasch wieder zusammengebunden, war auch schon im nächsten Augenblicke an ihrer Seite, und weit schneller als vorher setzten sie ihren Weg, dem Dorfe zu, fort.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Und das Bild wollt Ihr behalten und mit Euch nehmen? frug das Mädchen schüchtern, fast ängstlich.
Gewiß will ich, rief der junge Mann, und wenn ich dann weit, weit von hier bin, noch oft und fleißig an dich denken.
Aber wird das mein Vater leiden?
Daß ich an dich denke? — kann er mir das verwehren?
Nein — aber — daß Ihr das Bild da mit Euch — in die Welt hinaus nehmt?
Er kann es nicht hindern, mein Herz, sagte Arnold freundlich — aber wäre es dir selber unlieb, es in meinen Händen zu wissen?
Mir? — nein! erwiderte nach kurzem Ueberlegen das Mädchen, — wenn — nur nicht — ich muß doch den Vater darum fragen.
Du bist ein närrisch Kind, lachte der junge Maler, selbst eine Prinzessin hätte Nichts dagegen, daß ein Künstler ihre Züge für sich erwirbt. Dir geschieht kein Schade dadurch. Aber so lauf doch nur nicht so, du wildes Ding; ich gehe ja mit — oder willst du mich hier ohne Mittagsessen zurücklassen? Hast du die Kirchenbilder vergessen?
Ja die Bilder, sagte das Mädchen, stehen bleibend und auf ihn wartend; Arnold aber, der seine Mappe rasch wieder zusammengebunden, war auch schon im nächsten Augenblicke an ihrer Seite, und weit schneller als vorher setzten sie ihren Weg, dem Dorfe zu, fort.
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Zitationshilfe: | Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/17>, abgerufen am 16.07.2024. |