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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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dingt ist durch die Sitte, neugeborene Mädchen umzubringen, von der wir später reden müssen.

Und in Amerika ist es nicht besser. "Entbehrung und Leiden, sagt Humboldt b 2, 192, sind bei den Chaymas, wie bei allen halbbarbarischen Völkern, das Loos des Weibes. Wenn wir die Chaymas Abends aus ihren Gärten heimkommen sahen, trug der Mann nichts als ein Messer, mit dem er sich einen Weg durchs Gesträuch bahnt. Das Weib ging gebückt unter einer gewaltigen Last Bananen und trug ein Kind auf dem Arm und zwei andere sassen nicht selten oben auf dem Bündel". Auch die Botokudinnen müssen, wie ihre Leidensgenossinnen in Neuholland, alle Arbeit thun, alles Gepäck schleppen und sich dann noch von ihren Männern aufs roheste misshandeln lassen (Tschudi 2, 284). Dasselbe erzählt Schomburgk von den Bewohnern Guyanas (2, 313; 1, 122 ff.) und mit einem schauderhaften Beispiel von roher Misshandlung von den Cariben (2, 428). Noch härter ist das Loos der Weiber in Nordamerika, wo sie auch die Feldarbeit thun müssen (Humboldt b 2, 293) und noch roher misshandelt werden (Waitz b, 98). Mrs. Eastmann, welche längere Zeit selbst mit den Dakotas gelebt hat und daher diese Völker genau kennt, hat wohl Recht, wenn sie (bei Waitz b, 98; 3, 100) sagt: "Die Arbeit des Weibes wird nie fertig. Sie macht das Sommer- und Winterhaus. Für jenes schält sie im Frühling die Rinde von den Bäumen, für dieses näht sie die Rehfelle zusammen. Sie gerbt die Häute, aus denen Röcke, Schuhe und Gamaschen für ihre Familie gemacht werden und muss sie abschaben und zubereiten, während noch andere Sorgen auf ihr lasten. Wenn ihr Kind geboren ist, kann sie sich nicht ruhen und pflegen. Sie muss für ihren Mann das Rudern des Kahnes übernehmen, Schmerz und Schwäche wollen dabei vergessen sein. Immer ist sie gastlich. Geh zu ihr in ihr Zelt, sie gibt dir gern, was du brauchst, wenn es nur in ihrer Macht steht, und thut bereitwillig, was sie kann, um es dir bequem zu machen. In ihrem Blick ist wenig Anziehendes. Die Zeit war es nicht, die ihre Stirn gerunzelt und ihre Wange gefurcht hat. Mangel, Leidenschaft, Sorgen und Thränen haben es gethan. Ihre gebückte Gestalt war einst anmuthig, Mangel und Entbehrung erhalten die Schönheit schlecht". So kommt es vor, dass Mädchen von ihren Eltern getödtet werden, um sie dem elenden Loos, das ihrer wartet, zu entziehen; und dass Weiber sich selbst umbringen, weil sie die Bürde ihres Lebens und Leidens nicht mehr zu tragen vermögen (Waitz 3, 103). Nur bei einigen wenigen Völkern war das Loos der Weiber etwas besser (Waitz 3, 181). Die Speisen des Mannes durften die Weiber nicht theilen, ja oft nicht einmal mit den Männern zusammen essen (Schomburgk 2, 428), eine Sitte, die auch überall in Ozeanien herrscht und ihren letzten Grund in religiösen Anschauungen hat. Doch waren durch sie den Weibern meist die wirklich guten und nahr-

dingt ist durch die Sitte, neugeborene Mädchen umzubringen, von der wir später reden müssen.

Und in Amerika ist es nicht besser. »Entbehrung und Leiden, sagt Humboldt b 2, 192, sind bei den Chaymas, wie bei allen halbbarbarischen Völkern, das Loos des Weibes. Wenn wir die Chaymas Abends aus ihren Gärten heimkommen sahen, trug der Mann nichts als ein Messer, mit dem er sich einen Weg durchs Gesträuch bahnt. Das Weib ging gebückt unter einer gewaltigen Last Bananen und trug ein Kind auf dem Arm und zwei andere sassen nicht selten oben auf dem Bündel«. Auch die Botokudinnen müssen, wie ihre Leidensgenossinnen in Neuholland, alle Arbeit thun, alles Gepäck schleppen und sich dann noch von ihren Männern aufs roheste misshandeln lassen (Tschudi 2, 284). Dasselbe erzählt Schomburgk von den Bewohnern Guyanas (2, 313; 1, 122 ff.) und mit einem schauderhaften Beispiel von roher Misshandlung von den Cariben (2, 428). Noch härter ist das Loos der Weiber in Nordamerika, wo sie auch die Feldarbeit thun müssen (Humboldt b 2, 293) und noch roher misshandelt werden (Waitz b, 98). Mrs. Eastmann, welche längere Zeit selbst mit den Dakotas gelebt hat und daher diese Völker genau kennt, hat wohl Recht, wenn sie (bei Waitz b, 98; 3, 100) sagt: »Die Arbeit des Weibes wird nie fertig. Sie macht das Sommer- und Winterhaus. Für jenes schält sie im Frühling die Rinde von den Bäumen, für dieses näht sie die Rehfelle zusammen. Sie gerbt die Häute, aus denen Röcke, Schuhe und Gamaschen für ihre Familie gemacht werden und muss sie abschaben und zubereiten, während noch andere Sorgen auf ihr lasten. Wenn ihr Kind geboren ist, kann sie sich nicht ruhen und pflegen. Sie muss für ihren Mann das Rudern des Kahnes übernehmen, Schmerz und Schwäche wollen dabei vergessen sein. Immer ist sie gastlich. Geh zu ihr in ihr Zelt, sie gibt dir gern, was du brauchst, wenn es nur in ihrer Macht steht, und thut bereitwillig, was sie kann, um es dir bequem zu machen. In ihrem Blick ist wenig Anziehendes. Die Zeit war es nicht, die ihre Stirn gerunzelt und ihre Wange gefurcht hat. Mangel, Leidenschaft, Sorgen und Thränen haben es gethan. Ihre gebückte Gestalt war einst anmuthig, Mangel und Entbehrung erhalten die Schönheit schlecht«. So kommt es vor, dass Mädchen von ihren Eltern getödtet werden, um sie dem elenden Loos, das ihrer wartet, zu entziehen; und dass Weiber sich selbst umbringen, weil sie die Bürde ihres Lebens und Leidens nicht mehr zu tragen vermögen (Waitz 3, 103). Nur bei einigen wenigen Völkern war das Loos der Weiber etwas besser (Waitz 3, 181). Die Speisen des Mannes durften die Weiber nicht theilen, ja oft nicht einmal mit den Männern zusammen essen (Schomburgk 2, 428), eine Sitte, die auch überall in Ozeanien herrscht und ihren letzten Grund in religiösen Anschauungen hat. Doch waren durch sie den Weibern meist die wirklich guten und nahr-

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 Chaymas Abends aus ihren Gärten heimkommen sahen, trug der
 Mann nichts als ein Messer, mit dem er sich einen Weg durchs
 Gesträuch bahnt. Das Weib ging gebückt unter einer
 gewaltigen Last Bananen und trug ein Kind auf dem Arm und zwei
 andere sassen nicht selten oben auf dem Bündel«. Auch
 die Botokudinnen müssen, wie ihre Leidensgenossinnen in
 Neuholland, alle Arbeit thun, alles Gepäck schleppen und sich
 dann noch von ihren Männern aufs roheste misshandeln lassen
 (Tschudi 2, 284). Dasselbe erzählt Schomburgk von den
 Bewohnern Guyanas (2, 313; 1, 122 ff.) und mit einem schauderhaften
 Beispiel von roher Misshandlung von den Cariben (2, 428). Noch
 härter ist das Loos der Weiber in Nordamerika, wo sie auch die
 Feldarbeit thun müssen (Humboldt b 2, 293) und noch roher
 misshandelt werden (Waitz b, 98). Mrs. Eastmann, welche
 längere Zeit selbst mit den Dakotas gelebt hat und daher diese
 Völker genau kennt, hat wohl Recht, wenn sie (bei Waitz b, 98;
 3, 100) sagt: »Die Arbeit des Weibes wird nie fertig. Sie
 macht das Sommer- und Winterhaus. Für jenes schält sie im
 Frühling die Rinde von den Bäumen, für dieses
 näht sie die Rehfelle zusammen. Sie gerbt die Häute, aus
 denen Röcke, Schuhe und Gamaschen für ihre Familie
 gemacht werden und muss sie abschaben und zubereiten, während
 noch andere Sorgen auf ihr lasten. Wenn ihr Kind geboren ist, kann
 sie sich nicht ruhen und pflegen. Sie muss für ihren Mann das
 Rudern des Kahnes übernehmen, Schmerz und Schwäche wollen
 dabei vergessen sein. Immer ist sie gastlich. Geh zu ihr in ihr
 Zelt, sie gibt dir gern, was du brauchst, wenn es nur in ihrer
 Macht steht, und thut bereitwillig, was sie kann, um es dir bequem
 zu machen. In ihrem Blick ist wenig Anziehendes. Die Zeit war es
 nicht, die ihre Stirn gerunzelt und ihre Wange gefurcht hat.
 Mangel, Leidenschaft, Sorgen und Thränen haben es gethan. Ihre
 gebückte Gestalt war einst anmuthig, Mangel und Entbehrung
 erhalten die Schönheit schlecht«. So kommt es vor, dass
 Mädchen von ihren Eltern getödtet werden, um sie dem
 elenden Loos, das ihrer wartet, zu entziehen; und dass Weiber sich
 selbst umbringen, weil sie die Bürde ihres Lebens und Leidens
 nicht mehr zu tragen vermögen (Waitz 3, 103). Nur bei einigen
 wenigen Völkern war das Loos der Weiber etwas besser (Waitz 3,
 181). Die Speisen des Mannes durften die Weiber nicht theilen, ja
 oft nicht einmal mit den Männern zusammen essen (Schomburgk 2,
 428), eine Sitte, die auch überall in Ozeanien herrscht und
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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/40>, abgerufen am 22.11.2024.