Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.von Wallis (Anfang 1767) oder Von Bougainville (1767, 15. Apr.), genug, Cook fand sie vor. Meinicke zwar (b, 118) versucht zu beweisen, dass dies Uebel in der Südsee schon heimisch war, vor der Berührung mit den Europäern: allein sein Beweis ist ihm nicht gelungen und seiner Hypothese stehen die gewichtigsten Autoritäten entgegen, so Cook selbst für Tahiti (dritte Reise 2, 331) und für Hawaii (King ebendas. 4, 379), Turnbull (291) für Tahiti und so noch andere. Auch thut Meinicke nicht recht, das Zeugniss der Eingeborenen für so ganz nichtig zu halten; um so weniger, als die Tahitier nach Cook sehr bestimmt Bougainvilles Schiff als das bezeichneten, welches die verhängnissvolle Gabe brachte, sich also keineswegs in allgemeinen Behauptungen hielten. Auch was Cook a.a.O. 390-91 über die Schwierigkeit, Ansteckung zu verhüten, die Gesundheit der eigenen Mannschaft zu ermitteln und die Leichtigkeit, mit der sich die Krankheit ausbreitet, und gewiss sehr richtig auseinandersetzt, spricht gegen Meinicke. Allerdings stützt dieser sich für die Sandwichgruppe auf den Umstand, dass, obwohl Cook zuerst nur auf Atuai und Onihiau landete, er gleichwohl schon neun Monate später die Seuche auf Maui verbreitet fand -- was auch La Perouse mit mehreren anderen Gründen medizinischer Art, die aber nicht ganz stichhaltig erscheinen (1, 246, 276), als Grund gegen die Einschleppung durch Cook anführt. Er schreibt die erste Verbreitung dieser Seuche den Spaniern zu, welche im 16. Jahrhundert öfters die Hawaiigruppe besucht haben. Wenn man nun auch auf die rasche Verbreitung der Krankheit, wie sie bei der Lüderlichkeit und dem fortwährenden Verkehr der Eingeborenen nur zu möglich war, hinweisen könnte, so ist uns das für unsere Zwecke gleichgültig; genug die Seuche ist jetzt überall verbreitet in Polynesien und Meinicke gibt ja selbst zu, dass die Eingeborenen wenigstens die schwereren Formen des Unheils den Europäern verdanken. Jedenfalls sind die Verheerungen, welche gerade diese Krankheit in Polynesien angerichtet hat, auch wenn es Meinicke nicht ganz zugeben will, entsetzlich genug, wie ältere und neuere Schriftsteller einstimmig bezeugen. (Vergl. über Hawaii noch Virgin 1, 265; Rollin bei La Perouse 2, 271; über Tahiti Turnbull 291; Cook dritte Reise 2, 331). Doch scheint es, als ob in Tahiti sich jetzt (1852) der Gesundheitszustand wieder gehoben habe (Virgin 2, 41). Auch werden von früher (Cook a.a.O. 2, 331) schon Beispiele erwähnt, wo Infizirte, freilich selten genug, von selbst genassen. Nur in Tonga scheint, bei dem keuscheren Leben der Tonganer das Unheil wenigstens nach Mariners Bericht, nicht um sich gegriffen oder doch leichtere Formen nach und nach angenommen zu haben. Die Seuche ist auch unter den Eingeborenen von Neu-Holland verbreitet und auch hier will Meinicke (a 2, 179) die Annahme, sie sei ihnen von den Europäern gebracht, als "äusserst unwahrschein- von Wallis (Anfang 1767) oder Von Bougainville (1767, 15. Apr.), genug, Cook fand sie vor. Meinicke zwar (b, 118) versucht zu beweisen, dass dies Uebel in der Südsee schon heimisch war, vor der Berührung mit den Europäern: allein sein Beweis ist ihm nicht gelungen und seiner Hypothese stehen die gewichtigsten Autoritäten entgegen, so Cook selbst für Tahiti (dritte Reise 2, 331) und für Hawaii (King ebendas. 4, 379), Turnbull (291) für Tahiti und so noch andere. Auch thut Meinicke nicht recht, das Zeugniss der Eingeborenen für so ganz nichtig zu halten; um so weniger, als die Tahitier nach Cook sehr bestimmt Bougainvilles Schiff als das bezeichneten, welches die verhängnissvolle Gabe brachte, sich also keineswegs in allgemeinen Behauptungen hielten. Auch was Cook a.a.O. 390-91 über die Schwierigkeit, Ansteckung zu verhüten, die Gesundheit der eigenen Mannschaft zu ermitteln und die Leichtigkeit, mit der sich die Krankheit ausbreitet, und gewiss sehr richtig auseinandersetzt, spricht gegen Meinicke. Allerdings stützt dieser sich für die Sandwichgruppe auf den Umstand, dass, obwohl Cook zuerst nur auf Atuai und Onihiau landete, er gleichwohl schon neun Monate später die Seuche auf Maui verbreitet fand — was auch La Perouse mit mehreren anderen Gründen medizinischer Art, die aber nicht ganz stichhaltig erscheinen (1, 246, 276), als Grund gegen die Einschleppung durch Cook anführt. Er schreibt die erste Verbreitung dieser Seuche den Spaniern zu, welche im 16. Jahrhundert öfters die Hawaiigruppe besucht haben. Wenn man nun auch auf die rasche Verbreitung der Krankheit, wie sie bei der Lüderlichkeit und dem fortwährenden Verkehr der Eingeborenen nur zu möglich war, hinweisen könnte, so ist uns das für unsere Zwecke gleichgültig; genug die Seuche ist jetzt überall verbreitet in Polynesien und Meinicke gibt ja selbst zu, dass die Eingeborenen wenigstens die schwereren Formen des Unheils den Europäern verdanken. Jedenfalls sind die Verheerungen, welche gerade diese Krankheit in Polynesien angerichtet hat, auch wenn es Meinicke nicht ganz zugeben will, entsetzlich genug, wie ältere und neuere Schriftsteller einstimmig bezeugen. (Vergl. über Hawaii noch Virgin 1, 265; Rollin bei La Perouse 2, 271; über Tahiti Turnbull 291; Cook dritte Reise 2, 331). Doch scheint es, als ob in Tahiti sich jetzt (1852) der Gesundheitszustand wieder gehoben habe (Virgin 2, 41). Auch werden von früher (Cook a.a.O. 2, 331) schon Beispiele erwähnt, wo Infizirte, freilich selten genug, von selbst genassen. Nur in Tonga scheint, bei dem keuscheren Leben der Tonganer das Unheil wenigstens nach Mariners Bericht, nicht um sich gegriffen oder doch leichtere Formen nach und nach angenommen zu haben. Die Seuche ist auch unter den Eingeborenen von Neu-Holland verbreitet und auch hier will Meinicke (a 2, 179) die Annahme, sie sei ihnen von den Europäern gebracht, als »äusserst unwahrschein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029"/> von Wallis (Anfang 1767) oder Von Bougainville (1767, 15. Apr.), genug, Cook fand sie vor. Meinicke zwar (b, 118) versucht zu beweisen, dass dies Uebel in der Südsee schon heimisch war, vor der Berührung mit den Europäern: allein sein Beweis ist ihm nicht gelungen und seiner Hypothese stehen die gewichtigsten Autoritäten entgegen, so Cook selbst für Tahiti (dritte Reise 2, 331) und für Hawaii (King ebendas. 4, 379), Turnbull (291) für Tahiti und so noch andere. Auch thut Meinicke nicht recht, das Zeugniss der Eingeborenen für so ganz nichtig zu halten; um so weniger, als die Tahitier nach Cook sehr bestimmt Bougainvilles Schiff als das bezeichneten, welches die verhängnissvolle Gabe brachte, sich also keineswegs in allgemeinen Behauptungen hielten. Auch was Cook a.a.O. 390-91 über die Schwierigkeit, Ansteckung zu verhüten, die Gesundheit der eigenen Mannschaft zu ermitteln und die Leichtigkeit, mit der sich die Krankheit ausbreitet, und gewiss sehr richtig auseinandersetzt, spricht gegen Meinicke. Allerdings stützt dieser sich für die Sandwichgruppe auf den Umstand, dass, obwohl Cook zuerst nur auf Atuai und Onihiau landete, er gleichwohl schon neun Monate später die Seuche auf Maui verbreitet fand — was auch La Perouse mit mehreren anderen Gründen medizinischer Art, die aber nicht ganz stichhaltig erscheinen (1, 246, 276), als Grund gegen die Einschleppung durch Cook anführt. Er schreibt die erste Verbreitung dieser Seuche den Spaniern zu, welche im 16. Jahrhundert öfters die Hawaiigruppe besucht haben. Wenn man nun auch auf die rasche Verbreitung der Krankheit, wie sie bei der Lüderlichkeit und dem fortwährenden Verkehr der Eingeborenen nur zu möglich war, hinweisen könnte, so ist uns das für unsere Zwecke gleichgültig; genug die Seuche ist jetzt überall verbreitet in Polynesien und Meinicke gibt ja selbst zu, dass die Eingeborenen wenigstens die schwereren Formen des Unheils den Europäern verdanken. Jedenfalls sind die Verheerungen, welche gerade diese Krankheit in Polynesien angerichtet hat, auch wenn es Meinicke nicht ganz zugeben will, entsetzlich genug, wie ältere und neuere Schriftsteller einstimmig bezeugen. (Vergl. über Hawaii noch Virgin 1, 265; Rollin bei La Perouse 2, 271; über Tahiti Turnbull 291; Cook dritte Reise 2, 331). Doch scheint es, als ob in Tahiti sich jetzt (1852) der Gesundheitszustand wieder gehoben habe (Virgin 2, 41). Auch werden von früher (Cook a.a.O. 2, 331) schon Beispiele erwähnt, wo Infizirte, freilich selten genug, von selbst genassen. 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von Wallis (Anfang 1767) oder Von Bougainville (1767, 15. Apr.), genug, Cook fand sie vor. Meinicke zwar (b, 118) versucht zu beweisen, dass dies Uebel in der Südsee schon heimisch war, vor der Berührung mit den Europäern: allein sein Beweis ist ihm nicht gelungen und seiner Hypothese stehen die gewichtigsten Autoritäten entgegen, so Cook selbst für Tahiti (dritte Reise 2, 331) und für Hawaii (King ebendas. 4, 379), Turnbull (291) für Tahiti und so noch andere. Auch thut Meinicke nicht recht, das Zeugniss der Eingeborenen für so ganz nichtig zu halten; um so weniger, als die Tahitier nach Cook sehr bestimmt Bougainvilles Schiff als das bezeichneten, welches die verhängnissvolle Gabe brachte, sich also keineswegs in allgemeinen Behauptungen hielten. Auch was Cook a.a.O. 390-91 über die Schwierigkeit, Ansteckung zu verhüten, die Gesundheit der eigenen Mannschaft zu ermitteln und die Leichtigkeit, mit der sich die Krankheit ausbreitet, und gewiss sehr richtig auseinandersetzt, spricht gegen Meinicke. Allerdings stützt dieser sich für die Sandwichgruppe auf den Umstand, dass, obwohl Cook zuerst nur auf Atuai und Onihiau landete, er gleichwohl schon neun Monate später die Seuche auf Maui verbreitet fand — was auch La Perouse mit mehreren anderen Gründen medizinischer Art, die aber nicht ganz stichhaltig erscheinen (1, 246, 276), als Grund gegen die Einschleppung durch Cook anführt. Er schreibt die erste Verbreitung dieser Seuche den Spaniern zu, welche im 16. Jahrhundert öfters die Hawaiigruppe besucht haben. Wenn man nun auch auf die rasche Verbreitung der Krankheit, wie sie bei der Lüderlichkeit und dem fortwährenden Verkehr der Eingeborenen nur zu möglich war, hinweisen könnte, so ist uns das für unsere Zwecke gleichgültig; genug die Seuche ist jetzt überall verbreitet in Polynesien und Meinicke gibt ja selbst zu, dass die Eingeborenen wenigstens die schwereren Formen des Unheils den Europäern verdanken. Jedenfalls sind die Verheerungen, welche gerade diese Krankheit in Polynesien angerichtet hat, auch wenn es Meinicke nicht ganz zugeben will, entsetzlich genug, wie ältere und neuere Schriftsteller einstimmig bezeugen. (Vergl. über Hawaii noch Virgin 1, 265; Rollin bei La Perouse 2, 271; über Tahiti Turnbull 291; Cook dritte Reise 2, 331). Doch scheint es, als ob in Tahiti sich jetzt (1852) der Gesundheitszustand wieder gehoben habe (Virgin 2, 41). Auch werden von früher (Cook a.a.O. 2, 331) schon Beispiele erwähnt, wo Infizirte, freilich selten genug, von selbst genassen. Nur in Tonga scheint, bei dem keuscheren Leben der Tonganer das Unheil wenigstens nach Mariners Bericht, nicht um sich gegriffen oder doch leichtere Formen nach und nach angenommen zu haben.
Die Seuche ist auch unter den Eingeborenen von Neu-Holland verbreitet und auch hier will Meinicke (a 2, 179) die Annahme, sie sei ihnen von den Europäern gebracht, als »äusserst unwahrschein-
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Zitationshilfe: | Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/29>, abgerufen am 16.07.2024. |