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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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Erhöhung der Bevölkerung, welche durch Einwanderung erfolgte. Die Russen fuhren fort, wie sie angefangen hatten; wären die Kamtschadalen noch die alten gewesen, die mit solcher Umsicht und Thatkraft den Aufstand von 1731 ausführten, sie hätten von Neuem gegen das Joch anzukämpfen versucht, was bis auf jene ohnmächtigen Aufstände, welche gegen die Peiniger sich örtlich erhoben, nicht weiter geschah. Jener Krieg hatte sie eben gebrochen. Und so erlagen sie denn gänzlich, als zuerst 1767 jene Epidemien ausbrachen, die wir schon geschildert haben.

Abgesehen von Krieg und Seuchen hat ihnen der Pelzhandel unendlich geschadet. Krusenstern (3, 52-53) erzählt, dass die Agenten der amerikanischen Compagnie und die russischen Händler im Lande umherziehen, die einzelnen, mit denen sie handeln wollen, mit Branntwein völlig trunken machen, was ihnen bei der Leidenschaft der Kamtschadalen für den Trunk gar nicht schwer wird, und dann den ganzen Vorrath von Pelz, den jene besitzen, den Besinnungslosen abnehmen, um sich für "die Menge des getrunkenen Branntweins bezahlt zu machen." So verliert der Unglückliche, fährt Krusenstern fort, den Lohn monatelanger Mühe, statt sich zum Leben nützliche und nöthige Dinge kaufen zu können, in einem Rausche. "Grösseres Elend (S. 54) ist auch mit Niederdrückung seines Geistes verknüpft, welche einen äusserst schädlichen Einfluss auf seinen ohnehin schon siechen Körper haben muss, da dieser zuletzt bei gänzlichem Mangel an substantieller Nahrung und jeder medizinischen Hülfe beraubt solchen harten Stössen nicht lange widerstehen kann. Dies scheint mir die wahre Ursache ihrer jährlichen Abnahme und allmählichen gänzlichen Ausrottung zu sein, welche durch epidemische Krankheiten, die sie haufenweise wegraffen, befördert wird."

Auch auf friedlichem Wege wird ihre Zahl verringert: denn hier und auf den Aleuten sind sie mit den Russen vielfach durch Heirathen zusammengeschmolzen.

Allein auch auf den Aleuten haben sich die Russen meist nur feindselig gezeigt. Namentlich sind es die russischen Wildjäger (Promyschlenniks, welche von 1760-90 die Inseln beherrschten, Waitz 3, 313), die sich durch wüste Grausamkeit auszeichnen. "Sie pflegten nicht selten Menschen dicht zusammenzustellen und zu versuchen, durch wie viele die Kugel ihrer gezogenen Büchse hindurchdringen könne", sagt Sauer (aus dem Tagebuch eines russischen Offiziers, das er in den Anhängen an seine Reise mittheilt) bei Chamisso 177. Dazu kommt noch die sklavische Knechtung, in welcher Kamtschadalen und Aleuten von den Russen gehalten werden (Chamisso 177 und Langsdorff): wie denn z. B. die Hälfte der gesammten männlichen Bevölkerung von 18-50 Jahren das ganze Jahr hindurch unentgeltlich von ihnen in Anspruch genommen wird (Kittlitz 1, 295). Daher hat Waitz ganz Recht, wenn er die Nachrichten

Erhöhung der Bevölkerung, welche durch Einwanderung erfolgte. Die Russen fuhren fort, wie sie angefangen hatten; wären die Kamtschadalen noch die alten gewesen, die mit solcher Umsicht und Thatkraft den Aufstand von 1731 ausführten, sie hätten von Neuem gegen das Joch anzukämpfen versucht, was bis auf jene ohnmächtigen Aufstände, welche gegen die Peiniger sich örtlich erhoben, nicht weiter geschah. Jener Krieg hatte sie eben gebrochen. Und so erlagen sie denn gänzlich, als zuerst 1767 jene Epidemien ausbrachen, die wir schon geschildert haben.

Abgesehen von Krieg und Seuchen hat ihnen der Pelzhandel unendlich geschadet. Krusenstern (3, 52-53) erzählt, dass die Agenten der amerikanischen Compagnie und die russischen Händler im Lande umherziehen, die einzelnen, mit denen sie handeln wollen, mit Branntwein völlig trunken machen, was ihnen bei der Leidenschaft der Kamtschadalen für den Trunk gar nicht schwer wird, und dann den ganzen Vorrath von Pelz, den jene besitzen, den Besinnungslosen abnehmen, um sich für »die Menge des getrunkenen Branntweins bezahlt zu machen.« So verliert der Unglückliche, fährt Krusenstern fort, den Lohn monatelanger Mühe, statt sich zum Leben nützliche und nöthige Dinge kaufen zu können, in einem Rausche. »Grösseres Elend (S. 54) ist auch mit Niederdrückung seines Geistes verknüpft, welche einen äusserst schädlichen Einfluss auf seinen ohnehin schon siechen Körper haben muss, da dieser zuletzt bei gänzlichem Mangel an substantieller Nahrung und jeder medizinischen Hülfe beraubt solchen harten Stössen nicht lange widerstehen kann. Dies scheint mir die wahre Ursache ihrer jährlichen Abnahme und allmählichen gänzlichen Ausrottung zu sein, welche durch epidemische Krankheiten, die sie haufenweise wegraffen, befördert wird.«

Auch auf friedlichem Wege wird ihre Zahl verringert: denn hier und auf den Aleuten sind sie mit den Russen vielfach durch Heirathen zusammengeschmolzen.

Allein auch auf den Aleuten haben sich die Russen meist nur feindselig gezeigt. Namentlich sind es die russischen Wildjäger (Promyschlenniks, welche von 1760-90 die Inseln beherrschten, Waitz 3, 313), die sich durch wüste Grausamkeit auszeichnen. »Sie pflegten nicht selten Menschen dicht zusammenzustellen und zu versuchen, durch wie viele die Kugel ihrer gezogenen Büchse hindurchdringen könne«, sagt Sauer (aus dem Tagebuch eines russischen Offiziers, das er in den Anhängen an seine Reise mittheilt) bei Chamisso 177. Dazu kommt noch die sklavische Knechtung, in welcher Kamtschadalen und Aleuten von den Russen gehalten werden (Chamisso 177 und Langsdorff): wie denn z. B. die Hälfte der gesammten männlichen Bevölkerung von 18-50 Jahren das ganze Jahr hindurch unentgeltlich von ihnen in Anspruch genommen wird (Kittlitz 1, 295). Daher hat Waitz ganz Recht, wenn er die Nachrichten

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 gewesen, die mit solcher Umsicht und Thatkraft den Aufstand von
 1731 ausführten, sie hätten von Neuem gegen das Joch
 anzukämpfen versucht, was bis auf jene ohnmächtigen
 Aufstände, welche gegen die Peiniger sich örtlich
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 handeln wollen, mit Branntwein völlig trunken machen, was
 ihnen bei der Leidenschaft der Kamtschadalen für den Trunk gar
 nicht schwer wird, und dann den ganzen Vorrath von Pelz, den jene
 besitzen, den Besinnungslosen abnehmen, um sich für »die
 Menge des getrunkenen Branntweins bezahlt zu machen.« So
 verliert der Unglückliche, fährt Krusenstern fort, den
 Lohn monatelanger Mühe, statt sich zum Leben nützliche
 und nöthige Dinge kaufen zu können, in einem Rausche.
 »Grösseres Elend (S. 54) ist auch mit
 Niederdrückung seines Geistes verknüpft, welche einen
 äusserst schädlichen Einfluss auf seinen ohnehin schon
 siechen Körper haben muss, da dieser zuletzt bei
 gänzlichem Mangel an substantieller Nahrung und jeder
 medizinischen Hülfe beraubt solchen harten Stössen nicht
 lange widerstehen kann. Dies scheint mir die wahre Ursache ihrer
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 Wildjäger (Promyschlenniks, welche von 1760-90 die Inseln
 beherrschten, Waitz 3, 313), die sich durch wüste Grausamkeit
 auszeichnen. »Sie pflegten nicht selten Menschen dicht
 zusammenzustellen und zu versuchen, durch wie viele die Kugel ihrer
 gezogenen Büchse hindurchdringen könne«, sagt Sauer
 (aus dem Tagebuch eines russischen Offiziers, das er in den
 Anhängen an seine Reise mittheilt) bei Chamisso 177. Dazu
 kommt noch die sklavische Knechtung, in welcher Kamtschadalen und
 Aleuten von den Russen gehalten werden (Chamisso 177 und
 Langsdorff): wie denn z. B. die Hälfte der gesammten
 männlichen Bevölkerung von 18-50 Jahren das ganze Jahr
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[0121] Erhöhung der Bevölkerung, welche durch Einwanderung erfolgte. Die Russen fuhren fort, wie sie angefangen hatten; wären die Kamtschadalen noch die alten gewesen, die mit solcher Umsicht und Thatkraft den Aufstand von 1731 ausführten, sie hätten von Neuem gegen das Joch anzukämpfen versucht, was bis auf jene ohnmächtigen Aufstände, welche gegen die Peiniger sich örtlich erhoben, nicht weiter geschah. Jener Krieg hatte sie eben gebrochen. Und so erlagen sie denn gänzlich, als zuerst 1767 jene Epidemien ausbrachen, die wir schon geschildert haben. Abgesehen von Krieg und Seuchen hat ihnen der Pelzhandel unendlich geschadet. Krusenstern (3, 52-53) erzählt, dass die Agenten der amerikanischen Compagnie und die russischen Händler im Lande umherziehen, die einzelnen, mit denen sie handeln wollen, mit Branntwein völlig trunken machen, was ihnen bei der Leidenschaft der Kamtschadalen für den Trunk gar nicht schwer wird, und dann den ganzen Vorrath von Pelz, den jene besitzen, den Besinnungslosen abnehmen, um sich für »die Menge des getrunkenen Branntweins bezahlt zu machen.« So verliert der Unglückliche, fährt Krusenstern fort, den Lohn monatelanger Mühe, statt sich zum Leben nützliche und nöthige Dinge kaufen zu können, in einem Rausche. »Grösseres Elend (S. 54) ist auch mit Niederdrückung seines Geistes verknüpft, welche einen äusserst schädlichen Einfluss auf seinen ohnehin schon siechen Körper haben muss, da dieser zuletzt bei gänzlichem Mangel an substantieller Nahrung und jeder medizinischen Hülfe beraubt solchen harten Stössen nicht lange widerstehen kann. Dies scheint mir die wahre Ursache ihrer jährlichen Abnahme und allmählichen gänzlichen Ausrottung zu sein, welche durch epidemische Krankheiten, die sie haufenweise wegraffen, befördert wird.« Auch auf friedlichem Wege wird ihre Zahl verringert: denn hier und auf den Aleuten sind sie mit den Russen vielfach durch Heirathen zusammengeschmolzen. Allein auch auf den Aleuten haben sich die Russen meist nur feindselig gezeigt. Namentlich sind es die russischen Wildjäger (Promyschlenniks, welche von 1760-90 die Inseln beherrschten, Waitz 3, 313), die sich durch wüste Grausamkeit auszeichnen. »Sie pflegten nicht selten Menschen dicht zusammenzustellen und zu versuchen, durch wie viele die Kugel ihrer gezogenen Büchse hindurchdringen könne«, sagt Sauer (aus dem Tagebuch eines russischen Offiziers, das er in den Anhängen an seine Reise mittheilt) bei Chamisso 177. Dazu kommt noch die sklavische Knechtung, in welcher Kamtschadalen und Aleuten von den Russen gehalten werden (Chamisso 177 und Langsdorff): wie denn z. B. die Hälfte der gesammten männlichen Bevölkerung von 18-50 Jahren das ganze Jahr hindurch unentgeltlich von ihnen in Anspruch genommen wird (Kittlitz 1, 295). Daher hat Waitz ganz Recht, wenn er die Nachrichten

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/121>, abgerufen am 23.11.2024.