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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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5. Kapitel. Ausstoßrohre, Kommandoelemente, Zielstellen, Schießen.
gebraucht wie der Torpedo für die Strecke AB, ist B der Treffpunkt
des Torpedos und AC die Visirlinie. Der Zielapparat muß dieses
sogen. Abkommdreieck wiedergeben und ist nichts Anderes als das in
der Fig. 22 angegebene kleine Dreieck Abc. Dieses ist ABC ähnlich,
weil cb parallel CB; folglich verhält sich CB zu AB wie cb zu Ab.

In Fig. 23 stellt AB einen um A drehbaren Arm dar. Der-
selbe wird in der Laufrichtung des Torpedos auf dem Gradbogen
bei B festgestellt. Der Arm trägt eine Eintheilung nach Seemeilen
für die Geschwindigkeit des Torpedos. Auf AB ist das mit b be-
zeichnete Ende des Armes bc verschiebbar angebracht. Der Punkt b
wird auf diejenige Zahl ein- und dann festgestellt, welche der Ge-
schwindigkeit des Torpedos in Seemeilen entspricht. bc ist um b
drehbar und wird in die Richtung gebracht, welche der Gegner
steuert. Diese Richtung muß geschätzt werden. Festgestellt wird der
Arm bc beim Punkte c mit Hülfe des Armes AC. bc trägt eben-
falls eine Eintheilung nach Seemeilen, und die hier einzustellende
Geschwindigkeit des Gegners muß wiederum geschätzt werden. Jetzt
repräsentirt Abc sowohl in Fig. 22 wie in Fig. 23 das Abkomm-
dreieck. Der Torpedo läuft in der Richtung AB, der Gegner in
der Richtung cb; AC ist die Visirlinie. Daher befindet sich auch
(Fig. 23) in A ein Fadenvisir, in C ein Korn.

Der Zielapparat an sich ist einfach, seine richtige Bedienung
erfordert aber doch reichliche Uebung, namentlich wenn es gilt, das
Ziel schnell zu wechseln, wenn das eigene Fahrzeug und der Gegner
im Drehen begriffen sind und wenn sonstige Komplikationen, z. B. ein
nothwendig werdendes Schwenken des Rohres, hinzutreten. Da hierfür
vielleicht nicht immer die Zeit vorhanden ist, so muß gut ausgebildetes
Personal auch ohne Zielapparat sich zu helfen verstehen.

Auf die Unterschiede zwischen dem Schießen mit Torpedos
und demjenigen mit Geschützen braucht nicht erst besonders aufmerksam
gemacht zu werden. Die Entfernung des Gegners ist innerhalb der
Schußdistanz des Torpedos gleichgültig. Aufgabe des kommandirenden
Offiziers ist es, sein Fahrzeug richtig heranzuführen, Aufgabe des
Torpederoffiziers ist es, den Zielapparat richtig zu bedienen und sein
Personal auf eine solche Höhe der Ausbildung zu bringen, daß es
jedem Winke zu folgen vermag. Dieses gilt besonders für Torpedo-
boote, wo nur ein Offizier vorhanden ist, die Bedienung der

5. Kapitel. Ausſtoßrohre, Kommandoelemente, Zielſtellen, Schießen.
gebraucht wie der Torpedo für die Strecke AB, iſt B der Treffpunkt
des Torpedos und AC die Viſirlinie. Der Zielapparat muß dieſes
ſogen. Abkommdreieck wiedergeben und iſt nichts Anderes als das in
der Fig. 22 angegebene kleine Dreieck Abc. Dieſes iſt ABC ähnlich,
weil cb parallel CB; folglich verhält ſich CB zu AB wie cb zu Ab.

In Fig. 23 ſtellt AB einen um A drehbaren Arm dar. Der-
ſelbe wird in der Laufrichtung des Torpedos auf dem Gradbogen
bei B feſtgeſtellt. Der Arm trägt eine Eintheilung nach Seemeilen
für die Geſchwindigkeit des Torpedos. Auf AB iſt das mit b be-
zeichnete Ende des Armes bc verſchiebbar angebracht. Der Punkt b
wird auf diejenige Zahl ein- und dann feſtgeſtellt, welche der Ge-
ſchwindigkeit des Torpedos in Seemeilen entſpricht. bc iſt um b
drehbar und wird in die Richtung gebracht, welche der Gegner
ſteuert. Dieſe Richtung muß geſchätzt werden. Feſtgeſtellt wird der
Arm bc beim Punkte c mit Hülfe des Armes AC. bc trägt eben-
falls eine Eintheilung nach Seemeilen, und die hier einzuſtellende
Geſchwindigkeit des Gegners muß wiederum geſchätzt werden. Jetzt
repräſentirt Abc ſowohl in Fig. 22 wie in Fig. 23 das Abkomm-
dreieck. Der Torpedo läuft in der Richtung AB, der Gegner in
der Richtung cb; AC iſt die Viſirlinie. Daher befindet ſich auch
(Fig. 23) in A ein Fadenviſir, in C ein Korn.

Der Zielapparat an ſich iſt einfach, ſeine richtige Bedienung
erfordert aber doch reichliche Uebung, namentlich wenn es gilt, das
Ziel ſchnell zu wechſeln, wenn das eigene Fahrzeug und der Gegner
im Drehen begriffen ſind und wenn ſonſtige Komplikationen, z. B. ein
nothwendig werdendes Schwenken des Rohres, hinzutreten. Da hierfür
vielleicht nicht immer die Zeit vorhanden iſt, ſo muß gut ausgebildetes
Perſonal auch ohne Zielapparat ſich zu helfen verſtehen.

Auf die Unterſchiede zwiſchen dem Schießen mit Torpedos
und demjenigen mit Geſchützen braucht nicht erſt beſonders aufmerkſam
gemacht zu werden. Die Entfernung des Gegners iſt innerhalb der
Schußdiſtanz des Torpedos gleichgültig. Aufgabe des kommandirenden
Offiziers iſt es, ſein Fahrzeug richtig heranzuführen, Aufgabe des
Torpederoffiziers iſt es, den Zielapparat richtig zu bedienen und ſein
Perſonal auf eine ſolche Höhe der Ausbildung zu bringen, daß es
jedem Winke zu folgen vermag. Dieſes gilt beſonders für Torpedo-
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[43/0057] 5. Kapitel. Ausſtoßrohre, Kommandoelemente, Zielſtellen, Schießen. gebraucht wie der Torpedo für die Strecke AB, iſt B der Treffpunkt des Torpedos und AC die Viſirlinie. Der Zielapparat muß dieſes ſogen. Abkommdreieck wiedergeben und iſt nichts Anderes als das in der Fig. 22 angegebene kleine Dreieck Abc. Dieſes iſt ABC ähnlich, weil cb parallel CB; folglich verhält ſich CB zu AB wie cb zu Ab. In Fig. 23 ſtellt AB einen um A drehbaren Arm dar. Der- ſelbe wird in der Laufrichtung des Torpedos auf dem Gradbogen bei B feſtgeſtellt. Der Arm trägt eine Eintheilung nach Seemeilen für die Geſchwindigkeit des Torpedos. Auf AB iſt das mit b be- zeichnete Ende des Armes bc verſchiebbar angebracht. Der Punkt b wird auf diejenige Zahl ein- und dann feſtgeſtellt, welche der Ge- ſchwindigkeit des Torpedos in Seemeilen entſpricht. bc iſt um b drehbar und wird in die Richtung gebracht, welche der Gegner ſteuert. Dieſe Richtung muß geſchätzt werden. Feſtgeſtellt wird der Arm bc beim Punkte c mit Hülfe des Armes AC. bc trägt eben- falls eine Eintheilung nach Seemeilen, und die hier einzuſtellende Geſchwindigkeit des Gegners muß wiederum geſchätzt werden. Jetzt repräſentirt Abc ſowohl in Fig. 22 wie in Fig. 23 das Abkomm- dreieck. Der Torpedo läuft in der Richtung AB, der Gegner in der Richtung cb; AC iſt die Viſirlinie. Daher befindet ſich auch (Fig. 23) in A ein Fadenviſir, in C ein Korn. Der Zielapparat an ſich iſt einfach, ſeine richtige Bedienung erfordert aber doch reichliche Uebung, namentlich wenn es gilt, das Ziel ſchnell zu wechſeln, wenn das eigene Fahrzeug und der Gegner im Drehen begriffen ſind und wenn ſonſtige Komplikationen, z. B. ein nothwendig werdendes Schwenken des Rohres, hinzutreten. Da hierfür vielleicht nicht immer die Zeit vorhanden iſt, ſo muß gut ausgebildetes Perſonal auch ohne Zielapparat ſich zu helfen verſtehen. Auf die Unterſchiede zwiſchen dem Schießen mit Torpedos und demjenigen mit Geſchützen braucht nicht erſt beſonders aufmerkſam gemacht zu werden. Die Entfernung des Gegners iſt innerhalb der Schußdiſtanz des Torpedos gleichgültig. Aufgabe des kommandirenden Offiziers iſt es, ſein Fahrzeug richtig heranzuführen, Aufgabe des Torpederoffiziers iſt es, den Zielapparat richtig zu bedienen und ſein Perſonal auf eine ſolche Höhe der Ausbildung zu bringen, daß es jedem Winke zu folgen vermag. Dieſes gilt beſonders für Torpedo- boote, wo nur ein Offizier vorhanden iſt, die Bedienung der

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/57>, abgerufen am 28.11.2024.