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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Erster Abschnitt. Geschichtliches.
doch erstaunlich, daß man die Waffe gänzlich außer Thätigkeit
stellte, welche, wenn richtig bedient, von großem Werthe hätte sein
können. Die Selbstgefährlichkeit der Torpedos wird später beleuchtet
werden; hier wird dieselbe nur darum genannt, um zu zeigen, daß
der Torpedo zu seiner Bedienung des ausgezeichnetsten Personales
bedarf, eines Personales, wie es den chinesischen Befehlshabern wohl
nicht zur Verfügung stand. Der Torpedo verlangt den Nahkampf,
und vielleicht geht man nicht fehl, wenn man der Meinung Ausdruck
giebt, daß gerade dieser der Natur der Chinesen am meisten widerstrebt.

Summarisch lassen sich die in diesem Kapitel beschriebenen Fälle
folgendermaßen zusammenstellen:

1. In 3 Fällen liefen zwei Schiffe auf Minen und sanken.

2. In 2 Fällen hatten Schlepptorpedos Mißerfolge.

3. In 15 Fällen haben im Ganzen 31 Boote mit Spieren-
torpedos angegriffen, hatten 10 Mißerfolge und vernichteten 5 Schiffe.

4. In 2 Fällen ist der Whiteheadtorpedo vom Schiffe aus
angewendet worden, einmal mit, einmal ohne Erfolg.

5. In 8 Fällen haben 16 Boote mit Whiteheadtorpedos
6 Schiffe zum Sinken gebracht oder kampfunfähig gemacht und
2 Mißerfolge gehabt (hierbei ist der in Wei-hei-wei vernichtete
Prahm mitgerechnet worden).

Die Zahl der Boote und die Zahl der verbrauchten Torpedos
sind nicht mit positiver Bestimmtheit anzugeben, da es nicht genau
bekannt ist, wieviel Boote den Aquidaban angriffen, wieviel Boote
bei Wei-hei-wei in Thätigkeit waren und wieviel Torpedos diese
Boote verfeuerten. Es wäre demnach müßig, eine Wahrscheinlichkeits-
rechnung über die Wirksamkeit der Torpedos aufzustellen. Darum
soll es auch nur einen historischen Werth haben, die Ergebnisse des
vorigen und dieses Kapitels hier zusammenzufassen, wobei die Fälle,
in denen infernalische Maschinen und Schlepptorpedos verwendet
wurden, und Unglücksfälle nicht miteinbegriffen sind:

Es trafen Schiffe auf Minen in 30 Fällen; Verlust 25;
beschädigt 4; ohne Ergebniß 1 Fall.*) Es sind Angriffe mit
Spierentorpedos gemacht in 21 Fällen; Verlust 7; beschädigt 2;

*) Es muß beachtet werden, daß hier nicht die Zahl der unbeschädigten
Schiffe zu verstehen ist, sondern die Zahl der Fälle, in denen ein angegriffenes
Schiff oder mehrere angegriffene Schiffe unbeschädigt geblieben sind.

Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches.
doch erſtaunlich, daß man die Waffe gänzlich außer Thätigkeit
ſtellte, welche, wenn richtig bedient, von großem Werthe hätte ſein
können. Die Selbſtgefährlichkeit der Torpedos wird ſpäter beleuchtet
werden; hier wird dieſelbe nur darum genannt, um zu zeigen, daß
der Torpedo zu ſeiner Bedienung des ausgezeichnetſten Perſonales
bedarf, eines Perſonales, wie es den chineſiſchen Befehlshabern wohl
nicht zur Verfügung ſtand. Der Torpedo verlangt den Nahkampf,
und vielleicht geht man nicht fehl, wenn man der Meinung Ausdruck
giebt, daß gerade dieſer der Natur der Chineſen am meiſten widerſtrebt.

Summariſch laſſen ſich die in dieſem Kapitel beſchriebenen Fälle
folgendermaßen zuſammenſtellen:

1. In 3 Fällen liefen zwei Schiffe auf Minen und ſanken.

2. In 2 Fällen hatten Schlepptorpedos Mißerfolge.

3. In 15 Fällen haben im Ganzen 31 Boote mit Spieren-
torpedos angegriffen, hatten 10 Mißerfolge und vernichteten 5 Schiffe.

4. In 2 Fällen iſt der Whiteheadtorpedo vom Schiffe aus
angewendet worden, einmal mit, einmal ohne Erfolg.

5. In 8 Fällen haben 16 Boote mit Whiteheadtorpedos
6 Schiffe zum Sinken gebracht oder kampfunfähig gemacht und
2 Mißerfolge gehabt (hierbei iſt der in Wei-hei-wei vernichtete
Prahm mitgerechnet worden).

Die Zahl der Boote und die Zahl der verbrauchten Torpedos
ſind nicht mit poſitiver Beſtimmtheit anzugeben, da es nicht genau
bekannt iſt, wieviel Boote den Aquidaban angriffen, wieviel Boote
bei Wei-hei-wei in Thätigkeit waren und wieviel Torpedos dieſe
Boote verfeuerten. Es wäre demnach müßig, eine Wahrſcheinlichkeits-
rechnung über die Wirkſamkeit der Torpedos aufzuſtellen. Darum
ſoll es auch nur einen hiſtoriſchen Werth haben, die Ergebniſſe des
vorigen und dieſes Kapitels hier zuſammenzufaſſen, wobei die Fälle,
in denen infernaliſche Maſchinen und Schlepptorpedos verwendet
wurden, und Unglücksfälle nicht miteinbegriffen ſind:

Es trafen Schiffe auf Minen in 30 Fällen; Verluſt 25;
beſchädigt 4; ohne Ergebniß 1 Fall.*) Es ſind Angriffe mit
Spierentorpedos gemacht in 21 Fällen; Verluſt 7; beſchädigt 2;

*) Es muß beachtet werden, daß hier nicht die Zahl der unbeſchädigten
Schiffe zu verſtehen iſt, ſondern die Zahl der Fälle, in denen ein angegriffenes
Schiff oder mehrere angegriffene Schiffe unbeſchädigt geblieben ſind.
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[22/0036] Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches. doch erſtaunlich, daß man die Waffe gänzlich außer Thätigkeit ſtellte, welche, wenn richtig bedient, von großem Werthe hätte ſein können. Die Selbſtgefährlichkeit der Torpedos wird ſpäter beleuchtet werden; hier wird dieſelbe nur darum genannt, um zu zeigen, daß der Torpedo zu ſeiner Bedienung des ausgezeichnetſten Perſonales bedarf, eines Perſonales, wie es den chineſiſchen Befehlshabern wohl nicht zur Verfügung ſtand. Der Torpedo verlangt den Nahkampf, und vielleicht geht man nicht fehl, wenn man der Meinung Ausdruck giebt, daß gerade dieſer der Natur der Chineſen am meiſten widerſtrebt. Summariſch laſſen ſich die in dieſem Kapitel beſchriebenen Fälle folgendermaßen zuſammenſtellen: 1. In 3 Fällen liefen zwei Schiffe auf Minen und ſanken. 2. In 2 Fällen hatten Schlepptorpedos Mißerfolge. 3. In 15 Fällen haben im Ganzen 31 Boote mit Spieren- torpedos angegriffen, hatten 10 Mißerfolge und vernichteten 5 Schiffe. 4. In 2 Fällen iſt der Whiteheadtorpedo vom Schiffe aus angewendet worden, einmal mit, einmal ohne Erfolg. 5. In 8 Fällen haben 16 Boote mit Whiteheadtorpedos 6 Schiffe zum Sinken gebracht oder kampfunfähig gemacht und 2 Mißerfolge gehabt (hierbei iſt der in Wei-hei-wei vernichtete Prahm mitgerechnet worden). Die Zahl der Boote und die Zahl der verbrauchten Torpedos ſind nicht mit poſitiver Beſtimmtheit anzugeben, da es nicht genau bekannt iſt, wieviel Boote den Aquidaban angriffen, wieviel Boote bei Wei-hei-wei in Thätigkeit waren und wieviel Torpedos dieſe Boote verfeuerten. Es wäre demnach müßig, eine Wahrſcheinlichkeits- rechnung über die Wirkſamkeit der Torpedos aufzuſtellen. Darum ſoll es auch nur einen hiſtoriſchen Werth haben, die Ergebniſſe des vorigen und dieſes Kapitels hier zuſammenzufaſſen, wobei die Fälle, in denen infernaliſche Maſchinen und Schlepptorpedos verwendet wurden, und Unglücksfälle nicht miteinbegriffen ſind: Es trafen Schiffe auf Minen in 30 Fällen; Verluſt 25; beſchädigt 4; ohne Ergebniß 1 Fall. *) Es ſind Angriffe mit Spierentorpedos gemacht in 21 Fällen; Verluſt 7; beſchädigt 2; *) Es muß beachtet werden, daß hier nicht die Zahl der unbeſchädigten Schiffe zu verſtehen iſt, ſondern die Zahl der Fälle, in denen ein angegriffenes Schiff oder mehrere angegriffene Schiffe unbeſchädigt geblieben ſind.

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/36>, abgerufen am 20.04.2024.