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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Erster Abschnitt. Geschichtliches.
Ladung vom Boote aus gezündet wurde. Das Boot hatte außer dem
Kommandanten eine Besatzung von 13 Mann. Berühmt wurde der
Angriff durch die Art seiner Durchführung und seinen Erfolg, zumal
er der erste und letzte von Seiten der Nordstaaten war.

In der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1864 lag die "Albemarle"
in der Nähe von Plymouth, Nord-Carolina, zu Anker. Das Torpedo-
boot näherte sich dem Schiffe zuerst langsam, dann, als es entdeckt
war, mit äußerster Kraft. Cushing selbst hatte die Abzugsleine in
der Hand. Unter heftigstem Feuer des Schiffes erfolgte der Stoß,
die Mine wurde im richtigen Augenblick gezündet, und Schiff und
Boot sanken. Cushing selbst und einige seiner Leute retteten sich
durch Schwimmen.

Die Summe aus Vorstehendem ergiebt: Es sind in 33 Fällen,
bei denen Unterwasserwaffen in Wirkung getreten, vernichtet worden:
27 Schiffe, Fahrzeuge und Boote, nämlich die auf Seite 9 u. f.
angeführten 22 Fälle, darunter der Doppelfall Nr. 11, also 23,
ferner beim zweiten und sechsten Torpedobootsangriff Angreifer und
Angegriffener, also 4; zusammen 27.

Es wurden schwer beschädigt 6 Schiffe.

Es verliefen ohne Ergebniß 3 Fälle.

Schon am Eingange dieses Kapitels waren die Gründe dar-
gelegt worden, welche zu diesem für die Unterwasserwaffen so günstigen
Ergebniß geführt haben.

Es wäre sehr übereilt, aus den oben angeführten Daten und
Zahlen auf die Wirksamkeit und Bedeutung der Minen und Torpedos
zu schließen. Obige Zahlen ergeben für 33 Fälle einen Gesammt-
verlust von 33 Schiffen und Fahrzeugen. Das wären 100 Prozent.
Schon das nächste Kapitel wird zeigen, daß man bei den Unter-
wasserwaffen nicht mit einem Erfolge von 100 Prozent rechnen darf,
ganz abgesehen davon, daß in zwei Fällen die Torpedoboote, wenn
auch vielleicht nicht ganz freiwillig, die Rolle des Arnold von Winkelried
übernommen und durchgeführt haben.*)

Aber Zweierlei lehren die Ereignisse dieses Krieges. Erstens,
daß die Herrschaft zur See durch die Unterwasserwaffen allein nicht

*) Die Besatzungen waren bei den Unternehmungen aus Freiwilligen zu-
sammengestellt worden.

Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches.
Ladung vom Boote aus gezündet wurde. Das Boot hatte außer dem
Kommandanten eine Beſatzung von 13 Mann. Berühmt wurde der
Angriff durch die Art ſeiner Durchführung und ſeinen Erfolg, zumal
er der erſte und letzte von Seiten der Nordſtaaten war.

In der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1864 lag die „Albemarle“
in der Nähe von Plymouth, Nord-Carolina, zu Anker. Das Torpedo-
boot näherte ſich dem Schiffe zuerſt langſam, dann, als es entdeckt
war, mit äußerſter Kraft. Cuſhing ſelbſt hatte die Abzugsleine in
der Hand. Unter heftigſtem Feuer des Schiffes erfolgte der Stoß,
die Mine wurde im richtigen Augenblick gezündet, und Schiff und
Boot ſanken. Cuſhing ſelbſt und einige ſeiner Leute retteten ſich
durch Schwimmen.

Die Summe aus Vorſtehendem ergiebt: Es ſind in 33 Fällen,
bei denen Unterwaſſerwaffen in Wirkung getreten, vernichtet worden:
27 Schiffe, Fahrzeuge und Boote, nämlich die auf Seite 9 u. f.
angeführten 22 Fälle, darunter der Doppelfall Nr. 11, alſo 23,
ferner beim zweiten und ſechſten Torpedobootsangriff Angreifer und
Angegriffener, alſo 4; zuſammen 27.

Es wurden ſchwer beſchädigt 6 Schiffe.

Es verliefen ohne Ergebniß 3 Fälle.

Schon am Eingange dieſes Kapitels waren die Gründe dar-
gelegt worden, welche zu dieſem für die Unterwaſſerwaffen ſo günſtigen
Ergebniß geführt haben.

Es wäre ſehr übereilt, aus den oben angeführten Daten und
Zahlen auf die Wirkſamkeit und Bedeutung der Minen und Torpedos
zu ſchließen. Obige Zahlen ergeben für 33 Fälle einen Geſammt-
verluſt von 33 Schiffen und Fahrzeugen. Das wären 100 Prozent.
Schon das nächſte Kapitel wird zeigen, daß man bei den Unter-
waſſerwaffen nicht mit einem Erfolge von 100 Prozent rechnen darf,
ganz abgeſehen davon, daß in zwei Fällen die Torpedoboote, wenn
auch vielleicht nicht ganz freiwillig, die Rolle des Arnold von Winkelried
übernommen und durchgeführt haben.*)

Aber Zweierlei lehren die Ereigniſſe dieſes Krieges. Erſtens,
daß die Herrſchaft zur See durch die Unterwaſſerwaffen allein nicht

*) Die Beſatzungen waren bei den Unternehmungen aus Freiwilligen zu-
ſammengeſtellt worden.
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[14/0028] Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches. Ladung vom Boote aus gezündet wurde. Das Boot hatte außer dem Kommandanten eine Beſatzung von 13 Mann. Berühmt wurde der Angriff durch die Art ſeiner Durchführung und ſeinen Erfolg, zumal er der erſte und letzte von Seiten der Nordſtaaten war. In der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1864 lag die „Albemarle“ in der Nähe von Plymouth, Nord-Carolina, zu Anker. Das Torpedo- boot näherte ſich dem Schiffe zuerſt langſam, dann, als es entdeckt war, mit äußerſter Kraft. Cuſhing ſelbſt hatte die Abzugsleine in der Hand. Unter heftigſtem Feuer des Schiffes erfolgte der Stoß, die Mine wurde im richtigen Augenblick gezündet, und Schiff und Boot ſanken. Cuſhing ſelbſt und einige ſeiner Leute retteten ſich durch Schwimmen. Die Summe aus Vorſtehendem ergiebt: Es ſind in 33 Fällen, bei denen Unterwaſſerwaffen in Wirkung getreten, vernichtet worden: 27 Schiffe, Fahrzeuge und Boote, nämlich die auf Seite 9 u. f. angeführten 22 Fälle, darunter der Doppelfall Nr. 11, alſo 23, ferner beim zweiten und ſechſten Torpedobootsangriff Angreifer und Angegriffener, alſo 4; zuſammen 27. Es wurden ſchwer beſchädigt 6 Schiffe. Es verliefen ohne Ergebniß 3 Fälle. Schon am Eingange dieſes Kapitels waren die Gründe dar- gelegt worden, welche zu dieſem für die Unterwaſſerwaffen ſo günſtigen Ergebniß geführt haben. Es wäre ſehr übereilt, aus den oben angeführten Daten und Zahlen auf die Wirkſamkeit und Bedeutung der Minen und Torpedos zu ſchließen. Obige Zahlen ergeben für 33 Fälle einen Geſammt- verluſt von 33 Schiffen und Fahrzeugen. Das wären 100 Prozent. Schon das nächſte Kapitel wird zeigen, daß man bei den Unter- waſſerwaffen nicht mit einem Erfolge von 100 Prozent rechnen darf, ganz abgeſehen davon, daß in zwei Fällen die Torpedoboote, wenn auch vielleicht nicht ganz freiwillig, die Rolle des Arnold von Winkelried übernommen und durchgeführt haben. *) Aber Zweierlei lehren die Ereigniſſe dieſes Krieges. Erſtens, daß die Herrſchaft zur See durch die Unterwaſſerwaffen allein nicht *) Die Beſatzungen waren bei den Unternehmungen aus Freiwilligen zu- ſammengeſtellt worden.

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/28>, abgerufen am 23.04.2024.