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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Vierter Abschnitt. Die Abwehr der Torpedos.
treten, ein Vortheil des letzteren, daß die Boote geblendet werden.
Dieser Vortheil ist nicht zu unterschätzen. Der Kommandant eines
Bootes, welches in der Dunkelheit anläuft, wird, sobald ihn das Licht
eines Scheinwerfers des angegriffenen Schiffes voll trifft, derart ge-
blendet, daß jedes Entfernungsschätzen aufhört; dann ist es unrathsam,
den Torpedo zu lanziren. Bei dauerndem Leuchten wird aber ein
Torpedoboot niemals gegen das Licht eines Scheinwerfers angreifen
und braucht das auch nicht, denn es hat ja unter den nach allen
Richtungen hin leuchtenden Schiffen die Auswahl. Es entzieht sich
der eingehenderen Besprechung, welches Verfahren die besseren Re-
sultate auf beiden Seiten geliefert hat.

Ein Abwehrmittel aber, welches dem Uebel, d. h. den Torpedo-
booten, an die Wurzel gehen soll, sind die Torpedobootszerstörer, und
die Flotte, welche sie der Natur der Sache gemäß hauptsächlich zu
verwenden gedenkt, ist diejenige Großbritanniens.

Entstanden sind die Torpedobootszerstörer aus den Torpedojägern.

Sowohl die einen, wie die andern haben den Zweck, die Torpedo-
boote zu suchen und sie zu vernichten, ehe sie zum Angriffe auf die
eigene Flotte kommen. Da die Jäger sich dieser Aufgabe nicht ge-
wachsen zeigten, weil ihnen die Beweglichkeit der Boote fehlte, weil
sie die erforderliche, überlegene Geschwindigkeit nicht erreichen konnten
und weil sie den Torpedobooten nicht überallhin zu folgen vermögen;
weil man erkannte, daß ein Torpedoboot als Angriffsobjekt auch nur
von einem ihm gleichen oder sehr ähnlichen Fahrzeuge überall vernichtet
werden kann, darum wurde aus dem Jäger der Zerstörer, aus dem
Schiffe ein Boot.

Die Zerstörer sollen den Flotten, welche z. B. die Aufgabe
haben, eine feindliche Flotte zu blockiren, voraneilen, die Torpeboote
suchen und sie vernichten.

Zu diesem Zwecke sind die Zerstörer außerordentlich schnell und
mit der erforderlichen Artillerie versehen. Außerdem besitzen die
Zerstörer noch Lanzirrohre und Torpedos, sollen dieselben aber nur
gelegentlich verwenden, denn ihre Hauptwaffe sind ihre Geschütze.

Aber auch für sonstige Aufgaben sind diese Fahrzeuge sehr
geeignet, wie Aufklärungs- und Nachrichtendienst, und so findet man
die Zerstörer nicht lediglich in der englischen Flotte. Es war früher

Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos.
treten, ein Vortheil des letzteren, daß die Boote geblendet werden.
Dieſer Vortheil iſt nicht zu unterſchätzen. Der Kommandant eines
Bootes, welches in der Dunkelheit anläuft, wird, ſobald ihn das Licht
eines Scheinwerfers des angegriffenen Schiffes voll trifft, derart ge-
blendet, daß jedes Entfernungsſchätzen aufhört; dann iſt es unrathſam,
den Torpedo zu lanziren. Bei dauerndem Leuchten wird aber ein
Torpedoboot niemals gegen das Licht eines Scheinwerfers angreifen
und braucht das auch nicht, denn es hat ja unter den nach allen
Richtungen hin leuchtenden Schiffen die Auswahl. Es entzieht ſich
der eingehenderen Beſprechung, welches Verfahren die beſſeren Re-
ſultate auf beiden Seiten geliefert hat.

Ein Abwehrmittel aber, welches dem Uebel, d. h. den Torpedo-
booten, an die Wurzel gehen ſoll, ſind die Torpedobootszerſtörer, und
die Flotte, welche ſie der Natur der Sache gemäß hauptſächlich zu
verwenden gedenkt, iſt diejenige Großbritanniens.

Entſtanden ſind die Torpedobootszerſtörer aus den Torpedojägern.

Sowohl die einen, wie die andern haben den Zweck, die Torpedo-
boote zu ſuchen und ſie zu vernichten, ehe ſie zum Angriffe auf die
eigene Flotte kommen. Da die Jäger ſich dieſer Aufgabe nicht ge-
wachſen zeigten, weil ihnen die Beweglichkeit der Boote fehlte, weil
ſie die erforderliche, überlegene Geſchwindigkeit nicht erreichen konnten
und weil ſie den Torpedobooten nicht überallhin zu folgen vermögen;
weil man erkannte, daß ein Torpedoboot als Angriffsobjekt auch nur
von einem ihm gleichen oder ſehr ähnlichen Fahrzeuge überall vernichtet
werden kann, darum wurde aus dem Jäger der Zerſtörer, aus dem
Schiffe ein Boot.

Die Zerſtörer ſollen den Flotten, welche z. B. die Aufgabe
haben, eine feindliche Flotte zu blockiren, voraneilen, die Torpeboote
ſuchen und ſie vernichten.

Zu dieſem Zwecke ſind die Zerſtörer außerordentlich ſchnell und
mit der erforderlichen Artillerie verſehen. Außerdem beſitzen die
Zerſtörer noch Lanzirrohre und Torpedos, ſollen dieſelben aber nur
gelegentlich verwenden, denn ihre Hauptwaffe ſind ihre Geſchütze.

Aber auch für ſonſtige Aufgaben ſind dieſe Fahrzeuge ſehr
geeignet, wie Aufklärungs- und Nachrichtendienſt, und ſo findet man
die Zerſtörer nicht lediglich in der engliſchen Flotte. Es war früher

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[88/0108] Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos. treten, ein Vortheil des letzteren, daß die Boote geblendet werden. Dieſer Vortheil iſt nicht zu unterſchätzen. Der Kommandant eines Bootes, welches in der Dunkelheit anläuft, wird, ſobald ihn das Licht eines Scheinwerfers des angegriffenen Schiffes voll trifft, derart ge- blendet, daß jedes Entfernungsſchätzen aufhört; dann iſt es unrathſam, den Torpedo zu lanziren. Bei dauerndem Leuchten wird aber ein Torpedoboot niemals gegen das Licht eines Scheinwerfers angreifen und braucht das auch nicht, denn es hat ja unter den nach allen Richtungen hin leuchtenden Schiffen die Auswahl. Es entzieht ſich der eingehenderen Beſprechung, welches Verfahren die beſſeren Re- ſultate auf beiden Seiten geliefert hat. Ein Abwehrmittel aber, welches dem Uebel, d. h. den Torpedo- booten, an die Wurzel gehen ſoll, ſind die Torpedobootszerſtörer, und die Flotte, welche ſie der Natur der Sache gemäß hauptſächlich zu verwenden gedenkt, iſt diejenige Großbritanniens. Entſtanden ſind die Torpedobootszerſtörer aus den Torpedojägern. Sowohl die einen, wie die andern haben den Zweck, die Torpedo- boote zu ſuchen und ſie zu vernichten, ehe ſie zum Angriffe auf die eigene Flotte kommen. Da die Jäger ſich dieſer Aufgabe nicht ge- wachſen zeigten, weil ihnen die Beweglichkeit der Boote fehlte, weil ſie die erforderliche, überlegene Geſchwindigkeit nicht erreichen konnten und weil ſie den Torpedobooten nicht überallhin zu folgen vermögen; weil man erkannte, daß ein Torpedoboot als Angriffsobjekt auch nur von einem ihm gleichen oder ſehr ähnlichen Fahrzeuge überall vernichtet werden kann, darum wurde aus dem Jäger der Zerſtörer, aus dem Schiffe ein Boot. Die Zerſtörer ſollen den Flotten, welche z. B. die Aufgabe haben, eine feindliche Flotte zu blockiren, voraneilen, die Torpeboote ſuchen und ſie vernichten. Zu dieſem Zwecke ſind die Zerſtörer außerordentlich ſchnell und mit der erforderlichen Artillerie verſehen. Außerdem beſitzen die Zerſtörer noch Lanzirrohre und Torpedos, ſollen dieſelben aber nur gelegentlich verwenden, denn ihre Hauptwaffe ſind ihre Geſchütze. Aber auch für ſonſtige Aufgaben ſind dieſe Fahrzeuge ſehr geeignet, wie Aufklärungs- und Nachrichtendienſt, und ſo findet man die Zerſtörer nicht lediglich in der engliſchen Flotte. Es war früher

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/108>, abgerufen am 22.11.2024.