George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Das lied das jene kinder trillern Ist fühllos wie die worte die du giebst Ist wie der übergang zu stillern Gefühlen wie du sie allein noch liebst. Drei weisen kennt vom dorf der blöde knabe Die wenn er kommt sich ständig wiederholen Die eine wie der väter hauch vom grabe Die eh sie starben sich dem herrn befohlen Die andre hat die tugendhafte weihe Als ob sie schwestern die beim spinnrad sassen Und mägde sängen die in langer reihe Vor zeiten zogen auf den abendstrassen Die dritte droht -- versündigung und rache Mit altem dolch in himmel-blauer scheide Mit mancher sippe angestammtem leide Mit bösen sternen über manchem dache. Stätte von quälenden lüsten Wo ihr gestrandet seid Lass deine sonnigen küsten Folge dem strengen bescheid Mach dass dein ruder erstarke Langsam ohne gefahr Schaukelt dann deine barke Fort mit dem sinkenden jahr Das lied das jene kinder trillern Ist fühllos wie die worte die du giebst Ist wie der übergang zu stillern Gefühlen wie du sie allein noch liebst. Drei weisen kennt vom dorf der blöde knabe Die wenn er kommt sich ständig wiederholen Die eine wie der väter hauch vom grabe Die eh sie starben sich dem herrn befohlen Die andre hat die tugendhafte weihe Als ob sie schwestern die beim spinnrad sassen Und mägde sängen die in langer reihe Vor zeiten zogen auf den abendstrassen Die dritte droht — versündigung und rache Mit altem dolch in himmel-blauer scheide Mit mancher sippe angestammtem leide Mit bösen sternen über manchem dache. Stätte von quälenden lüsten Wo ihr gestrandet seid Lass deine sonnigen küsten Folge dem strengen bescheid Mach dass dein ruder erstarke Langsam ohne gefahr Schaukelt dann deine barke Fort mit dem sinkenden jahr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0044"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>as lied das jene kinder trillern</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>st fühllos wie die worte die du giebst</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>st wie der übergang zu stillern</l><lb/> <l><hi rendition="#red">G</hi>efühlen wie du sie allein noch liebst.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">D</hi>rei weisen kennt vom dorf der blöde knabe</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie wenn er kommt sich ständig wiederholen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie eine wie der väter hauch vom grabe</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie eh sie starben sich dem herrn befohlen</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie andre hat die tugendhafte weihe</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">A</hi>ls ob sie schwestern die beim spinnrad sassen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd mägde sängen die in langer reihe</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">V</hi>or zeiten zogen auf den abendstrassen</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie dritte droht — versündigung und rache</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>it altem dolch in himmel-blauer scheide</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>it mancher sippe angestammtem leide</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>it bösen sternen über manchem dache.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">S</hi>tätte von quälenden lüsten</l><lb/> <l><hi rendition="#red">W</hi>o ihr gestrandet seid</l><lb/> <l><hi rendition="#red">L</hi>ass deine sonnigen küsten</l><lb/> <l><hi rendition="#red">F</hi>olge dem strengen bescheid</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">M</hi>ach dass dein ruder erstarke</l><lb/> <l><hi rendition="#red">L</hi>angsam ohne gefahr</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>chaukelt dann deine barke</l><lb/> <l><hi rendition="#red">F</hi>ort mit dem sinkenden jahr</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
Das lied das jene kinder trillern
Ist fühllos wie die worte die du giebst
Ist wie der übergang zu stillern
Gefühlen wie du sie allein noch liebst.
Drei weisen kennt vom dorf der blöde knabe
Die wenn er kommt sich ständig wiederholen
Die eine wie der väter hauch vom grabe
Die eh sie starben sich dem herrn befohlen
Die andre hat die tugendhafte weihe
Als ob sie schwestern die beim spinnrad sassen
Und mägde sängen die in langer reihe
Vor zeiten zogen auf den abendstrassen
Die dritte droht — versündigung und rache
Mit altem dolch in himmel-blauer scheide
Mit mancher sippe angestammtem leide
Mit bösen sternen über manchem dache.
Stätte von quälenden lüsten
Wo ihr gestrandet seid
Lass deine sonnigen küsten
Folge dem strengen bescheid
Mach dass dein ruder erstarke
Langsam ohne gefahr
Schaukelt dann deine barke
Fort mit dem sinkenden jahr
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Zitationshilfe: | George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/44>, abgerufen am 16.07.2024. |