[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.Leben der Schwedischen Mein ganzes Vermögen seit meiner Ge- kä-
Leben der Schwediſchen Mein ganzes Vermoͤgen ſeit meiner Ge- kaͤ-
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Leben der Schwediſchen
Mein ganzes Vermoͤgen ſeit meiner Ge-
fangenſchaft hat in zwanzig Thalern beſtan-
den, mit denen mich ein gemeiner Schwedi-
ſcher Soldat unlaͤngſt beſchenkt hat. Er ſtarb
einen Monat zuvor, ehe wir in der Stadt Mos-
kau ankamen, an einer Wunde, und zwar in
einer Nacht, die wir unter freyem Himmel zu-
bringen mußten. Er hatte mir auf dem Mar-
ſche viele Dienſte erwieſen, und ich belohnte
ſeine Treue dadurch, daß ich die ganze Nacht
bey ihm blieb und auf ſein Verlangen mit ihm
betete. Er hatte in ſeinem Bruſttuche ein
Goldſtuͤck von zwanzig Thalern eingenaͤht, wo-
mit ihn ſeine Braut in Stockholm bey ſeinem
Abſchiede beſchenkt. Dieſes gab er mir und
bat mich, wenn ich wieder nach Stockholm
kommen ſollte, ſeiner Braut ſeinen Tod zu mel-
den und ihr einige Wohlthaten zu erzeigen.
Jch ſchicke euch den Zeddel, in welchem das
Geld eingewickelt war, und in welchem der
Braut ihr Name ſteht. Wenn es moͤglich
iſt: ſo laßt ihr den Tod ihres Braͤutigams
melden, und ſchickt ihr fuͤr die zwanzig Thaler,
die mir und meinem lieben Steeley ſo viele Dien-
ſte gethan haben, hundert. Als mein Lands-
mann, der mich bis auf den letzten Augenblick
bey der Hand hielt, todt war: ſo ſchlief ich
neben ihm ein. Damals traͤumte mir, ihr
kaͤ-
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