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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Leben der Schwedischen
träglicher machen. So lange ich lebe, soll
euch alle Arbeit der Gefangnen erlassen seyn,
ohne daß der Jude etwas weiter für euch be-
zahlt. Seyd ihr damit zufrieden? Jch be-
dankte mich sehr ehrerbietig und sah ihn beweg-
lich an. Jhr könnt leicht denken, warum ich
ihn nunmehr bat. Jch nahm alle meine Be-
redsamkeit zusammen, um ihn zu bewegen, daß
er einem Freunde von mir, der zugleich mit
mir nach Siberien verwiesen worden, und
Steeley hiesse, eben die Großmuth erzeigen
sollte, die er mir erwiesen hätte. Jhr bittet
mehr, fieng er an, als mir zu thun frey steht.
Jch will mich entschliessen. Jtzt könnt ihr
gehn und mir den Riß von dem Gebäude ma-
chen, von dem ich mit euch gesprochen habe.
Jndem er dieses noch sagte, trat ein sehr schö-
nes-Frauenzimmer mit einer viel versprechen-
den und großmüthigen Mine in das Zimmer.
Wartet, rief er mir zu. Hier, meine Gemah-
linn, fuhr er fort, ist der unglückliche Schwe-
de, von dem ich euch neulich gesagt habe.
Wenn es euch gefällt, so könnt ihr selbst mit
ihm reden, und ihm etwas zu essen reichen las-
sen. Jch will ein Paar Stunden auf die
Jagd reisen. Er gieng fort, und seine Ge-
mahlinn redte auf eine sehr liebreiche Art mit
mir, und sagte, daß sie Ursache hätte, an mei-

nem

Leben der Schwediſchen
traͤglicher machen. So lange ich lebe, ſoll
euch alle Arbeit der Gefangnen erlaſſen ſeyn,
ohne daß der Jude etwas weiter fuͤr euch be-
zahlt. Seyd ihr damit zufrieden? Jch be-
dankte mich ſehr ehrerbietig und ſah ihn beweg-
lich an. Jhr koͤnnt leicht denken, warum ich
ihn nunmehr bat. Jch nahm alle meine Be-
redſamkeit zuſammen, um ihn zu bewegen, daß
er einem Freunde von mir, der zugleich mit
mir nach Siberien verwieſen worden, und
Steeley hieſſe, eben die Großmuth erzeigen
ſollte, die er mir erwieſen haͤtte. Jhr bittet
mehr, fieng er an, als mir zu thun frey ſteht.
Jch will mich entſchlieſſen. Jtzt koͤnnt ihr
gehn und mir den Riß von dem Gebaͤude ma-
chen, von dem ich mit euch geſprochen habe.
Jndem er dieſes noch ſagte, trat ein ſehr ſchoͤ-
nes-Frauenzimmer mit einer viel verſprechen-
den und großmuͤthigen Mine in das Zimmer.
Wartet, rief er mir zu. Hier, meine Gemah-
linn, fuhr er fort, iſt der ungluͤckliche Schwe-
de, von dem ich euch neulich geſagt habe.
Wenn es euch gefaͤllt, ſo koͤnnt ihr ſelbſt mit
ihm reden, und ihm etwas zu eſſen reichen laſ-
ſen. Jch will ein Paar Stunden auf die
Jagd reiſen. Er gieng fort, und ſeine Ge-
mahlinn redte auf eine ſehr liebreiche Art mit
mir, und ſagte, daß ſie Urſache haͤtte, an mei-

nem
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[40/0040] Leben der Schwediſchen traͤglicher machen. So lange ich lebe, ſoll euch alle Arbeit der Gefangnen erlaſſen ſeyn, ohne daß der Jude etwas weiter fuͤr euch be- zahlt. Seyd ihr damit zufrieden? Jch be- dankte mich ſehr ehrerbietig und ſah ihn beweg- lich an. Jhr koͤnnt leicht denken, warum ich ihn nunmehr bat. Jch nahm alle meine Be- redſamkeit zuſammen, um ihn zu bewegen, daß er einem Freunde von mir, der zugleich mit mir nach Siberien verwieſen worden, und Steeley hieſſe, eben die Großmuth erzeigen ſollte, die er mir erwieſen haͤtte. Jhr bittet mehr, fieng er an, als mir zu thun frey ſteht. Jch will mich entſchlieſſen. Jtzt koͤnnt ihr gehn und mir den Riß von dem Gebaͤude ma- chen, von dem ich mit euch geſprochen habe. Jndem er dieſes noch ſagte, trat ein ſehr ſchoͤ- nes-Frauenzimmer mit einer viel verſprechen- den und großmuͤthigen Mine in das Zimmer. Wartet, rief er mir zu. Hier, meine Gemah- linn, fuhr er fort, iſt der ungluͤckliche Schwe- de, von dem ich euch neulich geſagt habe. Wenn es euch gefaͤllt, ſo koͤnnt ihr ſelbſt mit ihm reden, und ihm etwas zu eſſen reichen laſ- ſen. Jch will ein Paar Stunden auf die Jagd reiſen. Er gieng fort, und ſeine Ge- mahlinn redte auf eine ſehr liebreiche Art mit mir, und ſagte, daß ſie Urſache haͤtte, an mei- nem

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/40>, abgerufen am 21.11.2024.