[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Gräfinn von G ** hen. Unsere Umstände forderten dieseTrennung. Caroline begleitete uns nach dem Haag. Sie erkundigte sich hier, ob sie nicht iemanden antreffen könnte, der ihr von ihrem Bruder, Andreas, Nach- richt geben könnte. Allein sie erfuhr nichts weiter, als was wir schon wußten, nämlich, daß er nach seiner Frauen To- de unglücklich in seiner Handlung gewor- den, und weil er sein Vermögen einge- büßet hätte, mit einem Schiffe nach Ost- indien gegangen wäre, sein Glück von neuem zu versuchen. Wir blieben noch etliche Tage in dem Haag, und nahmen unsere Reisegelder in Empfang. Und eben da wir fort wollten, so ließ uns der Kaufmann, der sie uns ausgezahlt hatte, sagen, daß in Amsterdam vor etlichen Tagen ein Ostindienfahrer, und auf die- sem Schiffe zugleich Herr Andreas, der Kaufmann, nach dem wir ehedem gefragt hätten, zurück gekommen, und heute bey ihm gewesen wäre. Diese Zeitung war zu F 4
Gräfinn von G ** hen. Unſere Umſtände forderten dieſeTrennung. Caroline begleitete uns nach dem Haag. Sie erkundigte ſich hier, ob ſie nicht iemanden antreffen könnte, der ihr von ihrem Bruder, Andreas, Nach- richt geben könnte. Allein ſie erfuhr nichts weiter, als was wir ſchon wußten, nämlich, daß er nach ſeiner Frauen To- de unglücklich in ſeiner Handlung gewor- den, und weil er ſein Vermögen einge- büßet hätte, mit einem Schiffe nach Oſt- indien gegangen wäre, ſein Glück von neuem zu verſuchen. Wir blieben noch etliche Tage in dem Haag, und nahmen unſere Reiſegelder in Empfang. Und eben da wir fort wollten, ſo ließ uns der Kaufmann, der ſie uns ausgezahlt hatte, ſagen, daß in Amſterdam vor etlichen Tagen ein Oſtindienfahrer, und auf die- ſem Schiffe zugleich Herr Andreas, der Kaufmann, nach dem wir ehedem gefragt hätten, zurück gekommen, und heute bey ihm geweſen wäre. Dieſe Zeitung war zu F 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gräfinn von G **</hi></fw><lb/> hen. Unſere Umſtände forderten dieſe<lb/> Trennung. Caroline begleitete uns nach<lb/> dem Haag. Sie erkundigte ſich hier, ob<lb/> ſie nicht iemanden antreffen könnte, der<lb/> ihr von ihrem Bruder, Andreas, Nach-<lb/> richt geben könnte. Allein ſie erfuhr<lb/> nichts weiter, als was wir ſchon wußten,<lb/> nämlich, daß er nach ſeiner Frauen To-<lb/> de unglücklich in ſeiner Handlung gewor-<lb/> den, und weil er ſein Vermögen einge-<lb/> büßet hätte, mit einem Schiffe nach Oſt-<lb/> indien gegangen wäre, ſein Glück von<lb/> neuem zu verſuchen. Wir blieben noch<lb/> etliche Tage in dem Haag, und nahmen<lb/> unſere Reiſegelder in Empfang. Und<lb/> eben da wir fort wollten, ſo ließ uns der<lb/> Kaufmann, der ſie uns ausgezahlt hatte,<lb/> ſagen, daß in Amſterdam vor etlichen<lb/> Tagen ein Oſtindienfahrer, und auf die-<lb/> ſem Schiffe zugleich Herr Andreas, der<lb/> Kaufmann, nach dem wir ehedem gefragt<lb/> hätten, zurück gekommen, und heute bey<lb/> ihm geweſen wäre. Dieſe Zeitung war<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0087]
Gräfinn von G **
hen. Unſere Umſtände forderten dieſe
Trennung. Caroline begleitete uns nach
dem Haag. Sie erkundigte ſich hier, ob
ſie nicht iemanden antreffen könnte, der
ihr von ihrem Bruder, Andreas, Nach-
richt geben könnte. Allein ſie erfuhr
nichts weiter, als was wir ſchon wußten,
nämlich, daß er nach ſeiner Frauen To-
de unglücklich in ſeiner Handlung gewor-
den, und weil er ſein Vermögen einge-
büßet hätte, mit einem Schiffe nach Oſt-
indien gegangen wäre, ſein Glück von
neuem zu verſuchen. Wir blieben noch
etliche Tage in dem Haag, und nahmen
unſere Reiſegelder in Empfang. Und
eben da wir fort wollten, ſo ließ uns der
Kaufmann, der ſie uns ausgezahlt hatte,
ſagen, daß in Amſterdam vor etlichen
Tagen ein Oſtindienfahrer, und auf die-
ſem Schiffe zugleich Herr Andreas, der
Kaufmann, nach dem wir ehedem gefragt
hätten, zurück gekommen, und heute bey
ihm geweſen wäre. Dieſe Zeitung war
zu
F 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |