[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen und sie machen ihn schön. Jch dächte, sielegten heute keinen andern Staat an. Wenn ich ihnen gefalle, mein lieber Graf, versetzte ich: so bin ich schön genug angeputzt. Jch war also in meinem Brautstaate, ohne daß ichs selber gewust hatte. Wir redten den ganzen Morgen auf das zärtlichste mit einander. Jch trat endlich an das Clavecin, und spielte eine halbe Stunde, und sang auf Verlangen meines Grafen und meines eigenen Her- zens dazu. Auf diese Art kam der Mit- tag herbey. Der Vater meines Grafen (denn die Mutter war schon lange gestor- ben, und die einzige Schwester auch) kam nebst meinem Vetter zu uns. Sie statte- ten ihren Glückwunsch ab, und sagten, daß der Priester schon zugegen wäre. Wir giengen darauf herunter in das Ta- felzimmer. Die Trauung ward sehr bald vollzogen, und wir setzten uns zur Tafel, nämlich wir viere und der Priester. Die Tafel war etwan mit sechs oder acht Gerich-
Leben der Schwediſchen und ſie machen ihn ſchön. Jch dächte, ſielegten heute keinen andern Staat an. Wenn ich ihnen gefalle, mein lieber Graf, verſetzte ich: ſo bin ich ſchön genug angeputzt. Jch war alſo in meinem Brautſtaate, ohne daß ichs ſelber gewuſt hatte. Wir redten den ganzen Morgen auf das zärtlichſte mit einander. Jch trat endlich an das Clavecin, und ſpielte eine halbe Stunde, und ſang auf Verlangen meines Grafen und meines eigenen Her- zens dazu. Auf dieſe Art kam der Mit- tag herbey. Der Vater meines Grafen (denn die Mutter war ſchon lange geſtor- ben, und die einzige Schweſter auch) kam nebſt meinem Vetter zu uns. Sie ſtatte- ten ihren Glückwunſch ab, und ſagten, daß der Prieſter ſchon zugegen wäre. Wir giengen darauf herunter in das Ta- felzimmer. Die Trauung ward ſehr bald vollzogen, und wir ſetzten uns zur Tafel, nämlich wir viere und der Prieſter. Die Tafel war etwan mit ſechs oder acht Gerich-
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Leben der Schwediſchen
und ſie machen ihn ſchön. Jch dächte, ſie
legten heute keinen andern Staat an.
Wenn ich ihnen gefalle, mein lieber
Graf, verſetzte ich: ſo bin ich ſchön genug
angeputzt. Jch war alſo in meinem
Brautſtaate, ohne daß ichs ſelber gewuſt
hatte. Wir redten den ganzen Morgen
auf das zärtlichſte mit einander. Jch trat
endlich an das Clavecin, und ſpielte eine
halbe Stunde, und ſang auf Verlangen
meines Grafen und meines eigenen Her-
zens dazu. Auf dieſe Art kam der Mit-
tag herbey. Der Vater meines Grafen
(denn die Mutter war ſchon lange geſtor-
ben, und die einzige Schweſter auch) kam
nebſt meinem Vetter zu uns. Sie ſtatte-
ten ihren Glückwunſch ab, und ſagten,
daß der Prieſter ſchon zugegen wäre.
Wir giengen darauf herunter in das Ta-
felzimmer. Die Trauung ward ſehr
bald vollzogen, und wir ſetzten uns zur
Tafel, nämlich wir viere und der Prieſter.
Die Tafel war etwan mit ſechs oder acht
Gerich-
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