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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Leben der Schwedischen
danken hatte; vermuthlich der Religion.
Sie sah alles für ein Verhängniß an, des-
sen Ursachen sie nicht ergründen könnte.
Sie tröstete sich mit der Weisheit und Gü-
te des Schöpfers, und verherrlichte ihr
Unglück durch Standhaftigkeit. Es ist
gewiß, daß der Beystand der Religion
in Unglücksfällen eine unglaubliche Kraft
hat. Man nehme nur den Unglücklichen
die Hoffnung einer bessern Welt: so sehe
ich nicht, womit sie sich aufrichten sollen.

Unser Unglück schien nunmehr besänf-
tiget zu seyn. Wir schmeckten die Ruhe
eines stillen Lebens von neuem wieder.
Wir kehrten zu unsern Büchern zurück, und
die Liebe versüßte uns das Leben, und be-
nahm den traurigen Erinnerungen des
Vergangenen ihre Stärke. Mein Mann
schrieb um diese Zeit ein Buch: Der stand-
hafte Weise im Unglück. Etwan ein
Vierteljahr nach Marianens Tode starb
unser Wirth, und seine Frau hatte auch

bereits

Leben der Schwediſchen
danken hatte; vermuthlich der Religion.
Sie ſah alles für ein Verhängniß an, deſ-
ſen Urſachen ſie nicht ergründen könnte.
Sie tröſtete ſich mit der Weisheit und Gü-
te des Schöpfers, und verherrlichte ihr
Unglück durch Standhaftigkeit. Es iſt
gewiß, daß der Beyſtand der Religion
in Unglücksfällen eine unglaubliche Kraft
hat. Man nehme nur den Unglücklichen
die Hoffnung einer beſſern Welt: ſo ſehe
ich nicht, womit ſie ſich aufrichten ſollen.

Unſer Unglück ſchien nunmehr beſänf-
tiget zu ſeyn. Wir ſchmeckten die Ruhe
eines ſtillen Lebens von neuem wieder.
Wir kehrten zu unſern Büchern zurück, und
die Liebe verſüßte uns das Leben, und be-
nahm den traurigen Erinnerungen des
Vergangenen ihre Stärke. Mein Mann
ſchrieb um dieſe Zeit ein Buch: Der ſtand-
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Vierteljahr nach Marianens Tode ſtarb
unſer Wirth, und ſeine Frau hatte auch

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[126/0126] Leben der Schwediſchen danken hatte; vermuthlich der Religion. Sie ſah alles für ein Verhängniß an, deſ- ſen Urſachen ſie nicht ergründen könnte. Sie tröſtete ſich mit der Weisheit und Gü- te des Schöpfers, und verherrlichte ihr Unglück durch Standhaftigkeit. Es iſt gewiß, daß der Beyſtand der Religion in Unglücksfällen eine unglaubliche Kraft hat. Man nehme nur den Unglücklichen die Hoffnung einer beſſern Welt: ſo ſehe ich nicht, womit ſie ſich aufrichten ſollen. Unſer Unglück ſchien nunmehr beſänf- tiget zu ſeyn. Wir ſchmeckten die Ruhe eines ſtillen Lebens von neuem wieder. Wir kehrten zu unſern Büchern zurück, und die Liebe verſüßte uns das Leben, und be- nahm den traurigen Erinnerungen des Vergangenen ihre Stärke. Mein Mann ſchrieb um dieſe Zeit ein Buch: Der ſtand- hafte Weiſe im Unglück. Etwan ein Vierteljahr nach Marianens Tode ſtarb unſer Wirth, und ſeine Frau hatte auch bereits

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/126>, abgerufen am 25.11.2024.