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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Leben der Schwedischen
Feind, sondern an einer hitzigen Feld-
krankheit geblieben wäre. Caroline, ich
und mein Mann bedaureten ihn sehr; aber
wenn wir an seine Ehe dachten, so war
uns sein Tod eine erwünschte Nachricht.
Denn wer konnte die gefährliche Sache
besser schlichten, als der Tod? Die Aus-
sprüche der Geistlichen würden ganz ge-
wiß wider diese Ehe gewesen seyn. Und
Mariane und ihr Mann hätten entweder
einander nicht verlassen, oder ohne einan-
der das unglückseligste Leben geführet.
Gleichwohl war uns für Marianen noch
sehr bange. Sie hatte sich zwar dem End-
urtheile des Himmels ergeben; aber, wie
ich schon erinnert, in keiner andern Hoff-
nung, als daß es vortheilhaft für sie aus-
fallen würde. Wir sahen, daß Maria-
nens Verzweiflung von neuem wieder
aufwachen würde. Dennoch mußte sie
es erfahren. Wir ließen sie auf unser
Zimmer rufen, und mein Mann nahm es
über sich, ihr ihres Mannes Tod zu ent-

decken.

Leben der Schwediſchen
Feind, ſondern an einer hitzigen Feld-
krankheit geblieben wäre. Caroline, ich
und mein Mann bedaureten ihn ſehr; aber
wenn wir an ſeine Ehe dachten, ſo war
uns ſein Tod eine erwünſchte Nachricht.
Denn wer konnte die gefährliche Sache
beſſer ſchlichten, als der Tod? Die Aus-
ſprüche der Geiſtlichen würden ganz ge-
wiß wider dieſe Ehe geweſen ſeyn. Und
Mariane und ihr Mann hätten entweder
einander nicht verlaſſen, oder ohne einan-
der das unglückſeligſte Leben geführet.
Gleichwohl war uns für Marianen noch
ſehr bange. Sie hatte ſich zwar dem End-
urtheile des Himmels ergeben; aber, wie
ich ſchon erinnert, in keiner andern Hoff-
nung, als daß es vortheilhaft für ſie aus-
fallen würde. Wir ſahen, daß Maria-
nens Verzweiflung von neuem wieder
aufwachen würde. Dennoch mußte ſie
es erfahren. Wir ließen ſie auf unſer
Zimmer rufen, und mein Mann nahm es
über ſich, ihr ihres Mannes Tod zu ent-

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[106/0106] Leben der Schwediſchen Feind, ſondern an einer hitzigen Feld- krankheit geblieben wäre. Caroline, ich und mein Mann bedaureten ihn ſehr; aber wenn wir an ſeine Ehe dachten, ſo war uns ſein Tod eine erwünſchte Nachricht. Denn wer konnte die gefährliche Sache beſſer ſchlichten, als der Tod? Die Aus- ſprüche der Geiſtlichen würden ganz ge- wiß wider dieſe Ehe geweſen ſeyn. Und Mariane und ihr Mann hätten entweder einander nicht verlaſſen, oder ohne einan- der das unglückſeligſte Leben geführet. Gleichwohl war uns für Marianen noch ſehr bange. Sie hatte ſich zwar dem End- urtheile des Himmels ergeben; aber, wie ich ſchon erinnert, in keiner andern Hoff- nung, als daß es vortheilhaft für ſie aus- fallen würde. Wir ſahen, daß Maria- nens Verzweiflung von neuem wieder aufwachen würde. Dennoch mußte ſie es erfahren. Wir ließen ſie auf unſer Zimmer rufen, und mein Mann nahm es über ſich, ihr ihres Mannes Tod zu ent- decken.

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/106>, abgerufen am 22.11.2024.