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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. VII.
andern Provintzen sechs/ aus andern über Meer gelegenen Land-
schafften neun Monat/ eydlich zu verstatten/ daß der Auffenthalt
ohngefehr geschehen; Ein überwundener/ unehrlicher/ verbanne-
ter Lügner und Meineydiger Zeuge aber ist verworffen.

L. 1. C. de Fer. & Dilat. L. 13. 15. 20. 21. ff. de test. L. si quis major. C. de transact. C.
testimonium, c. ex parte, X. de testibus. L. Lucius, ff. de his, qui not. infam.
Zeugenn wann
peinlich zu
fragen.

§. 37. Wann nun Zeugen durch Anzeigen beschweret/ und gegen
ihre Aussage Lügen halber rechtlicher Argwohn streitet/ mag sie der
Richter mit peinlicher Frage bedrohen/ oder würckliche Schreckung
hinzufügen/ und endlich gar der Peinigung untergeben/ weilen gemei-
ner Nutz erfordert/ die Ubelthäter oder ihre Unschuld zu entdecken/
Wanckelhafften
Zeugen Recht.
wann sie nemlich der That beygewohnet/ auff Lügen betroffen oder
wanckelhafft/ und ausser Gericht anders gesprochen/ auch keine War-
heit anders zu bekommen/ noch Veränderungs Ursachen anzeigen kön-
nen/ darüber sie bey der Folter zu examiniren.

Arg. a contr. sens. ex L. 15. princ. ff. de quaest. L. 19. ff. de test. L. 18. §. 3. ff. de quaest.
Neuen Zeugen
Verhörs
Recht.

§. 38. Allwo nun Bestechungs Verdacht vorhanden/ mag man
scharff befragen/ wer sie dazu verführet und bestochen/ also auch über
neue Fragen/ wann neue Anzeigen vorgefunden/ so kan auch ein Rich-
ter über dieselbigen Fragstücke wohl neue Zeugen verhören/ massen
er Betrugs Argwohns befreyet. Wann dann der Proceß so weit ge-
führet/ daß es dienlich/ dem Beklagten die Warheit zu sagen/ und zu
überzeugen/ ihm das Zeugniß vorlesen zu lassen/ mag solches durch
den Gerichts-Schreiber geschehen/ vorhero aber kan Beklagter noch
befraget werden/ ob er gegen derer Zeugen Person etwas einzuwen-
den/ und aus was Ursachen.

C. 10. X. de fide instrum.
Frage Puncten
an Beklagten/
der Zeugen
verdächtig
hält.

§. 39. Wofern er alsdann einen oder andern Zeugen zu verwerf-
fen willens/ kan man ihn also zur Rede stellen und fragen: Ob und
wie lang er Zeugen kenne? Wann und wie sie in Kundschafft kom-
men? Ob sie als Cammeraden bey einer Compagnie nicht Freund-
schafft gehalten? Ob er ihn auch für einen wahrhafften Mann halte?
Ob er vermuthete/ daß ein Mensch deßwegen gar sein Heil und Selig-
keit verschweren solte? Ob er nicht lieber selbst die Warheit sagen
wolle? Ob er an benanntem Tage mit blossem Degen auff der Gassen
gangen? die Zeugen wären schon abgehöret; Ob er ihn nicht für seinen
Freund achte? Ob er ihm zu einer Haupt-Feindschafft Ursache gege-
ben? Ob er auch erweisen könne/ daß Zeuge ihm einige Feindselig-
keit erzeiget? Ob er mit jemand mehr in Feindschafft lebte?

§. 40. Wann

I. Buch/ Cap. VII.
andern Provintzen ſechs/ aus andern uͤber Meer gelegenen Land-
ſchafften neun Monat/ eydlich zu verſtatten/ daß der Auffenthalt
ohngefehr geſchehen; Ein uͤberwundener/ unehrlicher/ verbanne-
ter Luͤgner und Meineydiger Zeuge aber iſt verworffen.

L. 1. C. de Fer. & Dilat. L. 13. 15. 20. 21. ff. de teſt. L. ſi quis major. C. de transact. C.
teſtimonium, c. ex parte, X. de teſtibus. L. Lucius, ff. de his, qui not. infam.
Zeugeñ wann
peinlich zu
fragen.

§. 37. Wann nun Zeugen durch Anzeigen beſchweret/ und gegen
ihre Ausſage Luͤgen halber rechtlicher Argwohn ſtreitet/ mag ſie der
Richter mit peinlicher Frage bedrohen/ oder wuͤrckliche Schreckung
hinzufuͤgen/ und endlich gar der Peinigung untergeben/ weilen gemei-
ner Nutz erfordert/ die Ubelthaͤter oder ihre Unſchuld zu entdecken/
Wanckelhafftẽ
Zeugen Recht.
wann ſie nemlich der That beygewohnet/ auff Luͤgen betroffen oder
wanckelhafft/ und auſſer Gericht anders geſprochen/ auch keine War-
heit anders zu bekommen/ noch Veraͤnderungs Urſachen anzeigen koͤn-
nen/ daruͤber ſie bey der Folter zu examiniren.

Arg. à contr. ſenſ. ex L. 15. princ. ff. de quæſt. L. 19. ff. de teſt. L. 18. §. 3. ff. de quæſt.
Neuen Zeugen
Verhoͤrs
Recht.

§. 38. Allwo nun Beſtechungs Verdacht vorhanden/ mag man
ſcharff befragen/ wer ſie dazu verfuͤhret und beſtochen/ alſo auch uͤber
neue Fragen/ wann neue Anzeigen vorgefunden/ ſo kan auch ein Rich-
ter uͤber dieſelbigen Fragſtuͤcke wohl neue Zeugen verhoͤren/ maſſen
er Betrugs Argwohns befreyet. Wann dann der Proceß ſo weit ge-
fuͤhret/ daß es dienlich/ dem Beklagten die Warheit zu ſagen/ und zu
uͤberzeugen/ ihm das Zeugniß vorleſen zu laſſen/ mag ſolches durch
den Gerichts-Schreiber geſchehen/ vorhero aber kan Beklagter noch
befraget werden/ ob er gegen derer Zeugen Perſon etwas einzuwen-
den/ und aus was Urſachen.

C. 10. X. de fide inſtrum.
Frage Punctẽ
an Beklagten/
der Zeugen
verdaͤchtig
haͤlt.

§. 39. Wofern er alsdann einen oder andern Zeugen zu verwerf-
fen willens/ kan man ihn alſo zur Rede ſtellen und fragen: Ob und
wie lang er Zeugen kenne? Wann und wie ſie in Kundſchafft kom-
men? Ob ſie als Cammeraden bey einer Compagnie nicht Freund-
ſchafft gehalten? Ob er ihn auch fuͤr einen wahrhafften Mann halte?
Ob er vermuthete/ daß ein Menſch deßwegen gar ſein Heil und Selig-
keit verſchweren ſolte? Ob er nicht lieber ſelbſt die Warheit ſagen
wolle? Ob er an benanntem Tage mit bloſſem Degen auff der Gaſſen
gangen? die Zeugen waͤren ſchon abgehoͤret; Ob er ihn nicht fuͤr ſeinen
Freund achte? Ob er ihm zu einer Haupt-Feindſchafft Urſache gege-
ben? Ob er auch erweiſen koͤnne/ daß Zeuge ihm einige Feindſelig-
keit erzeiget? Ob er mit jemand mehr in Feindſchafft lebte?

§. 40. Wann
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[58/0065] I. Buch/ Cap. VII. andern Provintzen ſechs/ aus andern uͤber Meer gelegenen Land- ſchafften neun Monat/ eydlich zu verſtatten/ daß der Auffenthalt ohngefehr geſchehen; Ein uͤberwundener/ unehrlicher/ verbanne- ter Luͤgner und Meineydiger Zeuge aber iſt verworffen. L. 1. C. de Fer. & Dilat. L. 13. 15. 20. 21. ff. de teſt. L. ſi quis major. C. de transact. C. teſtimonium, c. ex parte, X. de teſtibus. L. Lucius, ff. de his, qui not. infam. §. 37. Wann nun Zeugen durch Anzeigen beſchweret/ und gegen ihre Ausſage Luͤgen halber rechtlicher Argwohn ſtreitet/ mag ſie der Richter mit peinlicher Frage bedrohen/ oder wuͤrckliche Schreckung hinzufuͤgen/ und endlich gar der Peinigung untergeben/ weilen gemei- ner Nutz erfordert/ die Ubelthaͤter oder ihre Unſchuld zu entdecken/ wann ſie nemlich der That beygewohnet/ auff Luͤgen betroffen oder wanckelhafft/ und auſſer Gericht anders geſprochen/ auch keine War- heit anders zu bekommen/ noch Veraͤnderungs Urſachen anzeigen koͤn- nen/ daruͤber ſie bey der Folter zu examiniren. Wanckelhafftẽ Zeugen Recht. Arg. à contr. ſenſ. ex L. 15. princ. ff. de quæſt. L. 19. ff. de teſt. L. 18. §. 3. ff. de quæſt. §. 38. Allwo nun Beſtechungs Verdacht vorhanden/ mag man ſcharff befragen/ wer ſie dazu verfuͤhret und beſtochen/ alſo auch uͤber neue Fragen/ wann neue Anzeigen vorgefunden/ ſo kan auch ein Rich- ter uͤber dieſelbigen Fragſtuͤcke wohl neue Zeugen verhoͤren/ maſſen er Betrugs Argwohns befreyet. Wann dann der Proceß ſo weit ge- fuͤhret/ daß es dienlich/ dem Beklagten die Warheit zu ſagen/ und zu uͤberzeugen/ ihm das Zeugniß vorleſen zu laſſen/ mag ſolches durch den Gerichts-Schreiber geſchehen/ vorhero aber kan Beklagter noch befraget werden/ ob er gegen derer Zeugen Perſon etwas einzuwen- den/ und aus was Urſachen. C. 10. X. de fide inſtrum. §. 39. Wofern er alsdann einen oder andern Zeugen zu verwerf- fen willens/ kan man ihn alſo zur Rede ſtellen und fragen: Ob und wie lang er Zeugen kenne? Wann und wie ſie in Kundſchafft kom- men? Ob ſie als Cammeraden bey einer Compagnie nicht Freund- ſchafft gehalten? Ob er ihn auch fuͤr einen wahrhafften Mann halte? Ob er vermuthete/ daß ein Menſch deßwegen gar ſein Heil und Selig- keit verſchweren ſolte? Ob er nicht lieber ſelbſt die Warheit ſagen wolle? Ob er an benanntem Tage mit bloſſem Degen auff der Gaſſen gangen? die Zeugen waͤren ſchon abgehoͤret; Ob er ihn nicht fuͤr ſeinen Freund achte? Ob er ihm zu einer Haupt-Feindſchafft Urſache gege- ben? Ob er auch erweiſen koͤnne/ daß Zeuge ihm einige Feindſelig- keit erzeiget? Ob er mit jemand mehr in Feindſchafft lebte? §. 40. Wann

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/65>, abgerufen am 27.11.2024.