Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.V. Buch/ Cap. III. §. 37. So nun etliche Personen aus fürgesetztem Muth und ver- §. 38. Kindermord aber geschieht nicht allein/ wann eine lebendi- L. 1. ff. ad L. Pompeji. L. 4. ff. de agnoscend. & alend. P. H. O. Art. 133. Nov. 153. c. 1. in fine. Exod. XXI. v. 22. §. 39. Bey Vatermord ist auch das Vorhaben zur nechsten Hand- Wasser
V. Buch/ Cap. III. §. 37. So nun etliche Perſonen aus fuͤrgeſetztem Muth und ver- §. 38. Kindermord aber geſchieht nicht allein/ wann eine lebendi- L. 1. ff. ad L. Pompeji. L. 4. ff. de agnoſcend. & alend. P. H. O. Art. 133. Nov. 153. c. 1. in fine. Exod. XXI. v. 22. §. 39. Bey Vatermord iſt auch das Vorhaben zur nechſten Hand- Waſſer
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V. Buch/ Cap. III.
§. 37. So nun etliche Perſonen aus fuͤrgeſetztem Muth und ver-
einigtem Willen/ jemanden boßhafft zu ermorden/ einander Huͤlff
und Beyſtand thun/ ſolche Thaͤter haben alle das Leben verwuͤrcket;
jedoch/ wann einige ohngefaͤhr und unverſehens oder ungeſchickt zum
Streit in Gefecht und Schlaͤgerey zuſammen gerathen/ einander
helffen/ daß jemand erſchlagen wuͤrde/ und man eigentlich weiß/ von
welchen Thaͤters Hand die Entleibung geſchehen iſt/ derſelbe ſoll mit
dem Schwerdt gerichtet werden; wofern auch der Entleibete durch
mehr als einen/ ſo man wuͤſte/ gefaͤhr- und toͤdtlicher Weiſe geſchlagen/
geworffen/ oder verwundet worden/ und man nicht beweiſen koͤnte/
von weſſen That inſonderheit er geſtorben/ ſo waͤren die Beſchaͤdiger
alle mit dem Tode/ die Helffer/ Urſacher und Beyſtaͤnder aber/ welche
den Entleibeten nicht toͤdtlich verletzet/ Umſtaͤnden gemaͤß/ unterſchied-
lich zu beſtraffen.
Thaͤter und
Wunden Viel-
heit Recht.
§. 38. Kindermord aber geſchieht nicht allein/ wann eine lebendi-
ge Frucht/ die zur Helffte und Bewegung gelanget/ ſondern auch ſo
bald nach der Empfaͤngniß/ ob ſchon noch unzeitig/ in Mutterleibe durch
ſtarcke Artzney getoͤdtet und abgetrieben wird/ welches nach deren
Aertzte Urtheil zu entſcheiden; Deßgleichen ſind Halßſtraffe wuͤrdig
ſolche Weiber/ die durch Leibes-Zwangs Bedruͤckung und andere aͤuſ-
ſerliche Mittel unzeitige Geburt verurſachen/ oder die ihren Kindern
in der Geburt gebuͤhrende Huͤlffe nicht leiſten/ oder ſie hernach muth-
willig im Koth und Unflath erſticken und verderben laſſen/ oder gar in
heimliches Gemach hinwerffen/ oder fruͤhzeitige Geburt/ ſo Menſchen
Geſtalt hat/ ertoͤdten/ es waͤre denn jemand melancholiſch/ oder bey
ſelbſtigen That ſpaͤte Reu entſtanden/ daß jedoch das Kind umkom-
men oder aus Geheiß/ Schrecken/ Angſt und Furcht derer Eltern/ da
ſie uͤbereilet/ Huͤlff und Rathloß geweſen/ ſo moͤchte ein Landes-Herr
ihre Straffe lindern; ja wer ſonſt ſeinen Kindern Nahrungs-Mittel
verweigert/ begehet Mordthat.
Kindermords
verſchiedene
Arten.
L. 1. ff. ad L. Pompeji. L. 4. ff. de agnoſcend. & alend. P. H. O. Art. 133. Nov. 153.
c. 1. in fine. Exod. XXI. v. 22.
§. 39. Bey Vatermord iſt auch das Vorhaben zur nechſten Hand-
lung vollenzogen/ die Halsſtraffe zu raͤdern und ſchleiffen; Ferner iſt
zu wiſſen/ wie oben erwehnt/ daß von Vater-Mutter-Bruder-Bluts-
Verwandten/ natuͤrlichen Kindern/ Enckel/ Uhr-Alt- und Groß- oder
Stieff-Eltern Mordthaten/ erſtere im Sack mit gifftigen Schlangen/
Hund/ Affen/ Hahn oder Katzen/ Ottern und dergleichen/ im nechſten
Waſſer
Eltern und
Verwandten
Mordſtraffe.
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