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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. I.
daß selbige Zauberey wegen verdächtig oder beschuldiget würde? Ob
sie nicht gesagt/ sie hätte von jener gelernt ein Stücklein/ daß man noch
eins so viel Butter als sonst machen könne? Ob nicht der Nachbarin
Bier etliche mahl umgeschlagen und in Bütten sauer worden? Wer
ihr solches berichtet/ ob sie nicht an dem Tage bey ihr gewesen? Ob sie
nicht gesagt/ sie wüste Mittel dagegen/ und was sie darunter meynete?
Ob sie nicht mit andern auff dem Felde von diesem Brauen geredet?
Was für Ursache sie zu solchen Reden gehabt? Ob sie von jener nicht
bestrafft/ daß sie sich des Schadens gefreuet? Wie sie denn sagen mö-
ge/ sie habe es beklagt? Ob sie mit niemanden in Feindschafft gelebet?
Ob sie niemanden gedrohet? Ob sie nicht selbst Schuld darann hätte?
Ob sie auch vermeynte/ daß solches von bösen Leuten herkäme? Ob sie
nicht wegen ihres Bierbrauens gefraget? Ob sie nicht gesagt/ sie hätte
es wohl vorher gedacht/ daß es jener mit Brauen also gehen würde?
Und ist hierbey zu vermahnen/ richtig mit ja oder nein zu antworten/ daß
sie es eydlich gestehe oder verläugne; insgemein aber ist zu betrachten/
ob das Verbrechen schwer oder geringe? bekandt oder geheim? offt
oder selten begangen? leicht zu erweisen oder nicht?

P. H. O. Art. 44.

§. 19. Hexerey Anzeigen sind ferner: Jemand das Zaubern
Hexerey An-
zeigen.
lehren wollen/ insonderheit Dräuung/ darauff wundersame unge-
wöhnliche Würckung erfolget; ja wann bey einem zauberische Bü-
cher/ Werckzeuge/ Gifft und andere abergläubische Dinge gefunden
werden; darum ein solcher wohl mag gefraget werden/ wie er dazu
komme? Womit/ wie und wenn solches geschehen? Mit was für Wor-
ten/ Gebehrden oder Wercken? Ob und wo sie irgend etwas begraben
oder verwahret; welches dann nachzusuchen/ und mag ein deßfalls
verdächtiges Weib auch wohl ihre Haußwohnung zu ändern genöthi-
get werden; weiter kan man forschen/ ob sie auch gegen mehr und was
für Personen solches gebraucht/ und was für Schaden damit gesche-
hen? Also geben auch endlich Verdacht unempfindliche Leibes Mahl-
zeichen und Brandmerckungen/ deren heutiges Tages grosser Miß-
brauch vorgeht.

P. H. O. Art. 52.
Zauberey Sa-
chen Acten
Recht.

§. 20. Endlich in Zauberey-Sachen/ allwo öffters die Anzeigen
nicht genung sind zur Peinigung/ auch Reinigungs Eyd gefährlich/ soll
man Beklagten zwar der Hafft erlassen/ jedoch die gerichtlichen Acta
wohl verwahren/ und auff dessen Leben und Wandel gute Achtung

geben/

V. Buch/ Cap. I.
daß ſelbige Zauberey wegen verdaͤchtig oder beſchuldiget wuͤrde? Ob
ſie nicht geſagt/ ſie haͤtte von jener gelernt ein Stuͤcklein/ daß man noch
eins ſo viel Butter als ſonſt machen koͤnne? Ob nicht der Nachbarin
Bier etliche mahl umgeſchlagen und in Buͤtten ſauer worden? Wer
ihr ſolches berichtet/ ob ſie nicht an dem Tage bey ihr geweſen? Ob ſie
nicht geſagt/ ſie wuͤſte Mittel dagegen/ und was ſie darunter meynete?
Ob ſie nicht mit andern auff dem Felde von dieſem Brauen geredet?
Was fuͤr Urſache ſie zu ſolchen Reden gehabt? Ob ſie von jener nicht
beſtrafft/ daß ſie ſich des Schadens gefreuet? Wie ſie denn ſagen moͤ-
ge/ ſie habe es beklagt? Ob ſie mit niemanden in Feindſchafft gelebet?
Ob ſie niemanden gedrohet? Ob ſie nicht ſelbſt Schuld darann haͤtte?
Ob ſie auch vermeynte/ daß ſolches von boͤſen Leuten herkaͤme? Ob ſie
nicht wegen ihres Bierbrauens gefraget? Ob ſie nicht geſagt/ ſie haͤtte
es wohl vorher gedacht/ daß es jener mit Brauen alſo gehen wuͤrde?
Und iſt hierbey zu vermahnen/ richtig mit ja oder nein zu antworten/ daß
ſie es eydlich geſtehe oder verlaͤugne; insgemein aber iſt zu betrachten/
ob das Verbrechen ſchwer oder geringe? bekandt oder geheim? offt
oder ſelten begangen? leicht zu erweiſen oder nicht?

P. H. O. Art. 44.

§. 19. Hexerey Anzeigen ſind ferner: Jemand das Zaubern
Hexerey An-
zeigen.
lehren wollen/ inſonderheit Draͤuung/ darauff wunderſame unge-
woͤhnliche Wuͤrckung erfolget; ja wann bey einem zauberiſche Buͤ-
cher/ Werckzeuge/ Gifft und andere aberglaͤubiſche Dinge gefunden
werden; darum ein ſolcher wohl mag gefraget werden/ wie er dazu
komme? Womit/ wie und wenn ſolches geſchehen? Mit was fuͤr Wor-
ten/ Gebehrden oder Wercken? Ob und wo ſie irgend etwas begraben
oder verwahret; welches dann nachzuſuchen/ und mag ein deßfalls
verdaͤchtiges Weib auch wohl ihre Haußwohnung zu aͤndern genoͤthi-
get werden; weiter kan man forſchen/ ob ſie auch gegen mehr und was
fuͤr Perſonen ſolches gebraucht/ und was fuͤr Schaden damit geſche-
hen? Alſo geben auch endlich Verdacht unempfindliche Leibes Mahl-
zeichen und Brandmerckungen/ deren heutiges Tages groſſer Miß-
brauch vorgeht.

P. H. O. Art. 52.
Zauberey Sa-
chen Acten
Recht.

§. 20. Endlich in Zauberey-Sachen/ allwo oͤffters die Anzeigen
nicht genung ſind zur Peinigung/ auch Reinigungs Eyd gefaͤhrlich/ ſoll
man Beklagten zwar der Hafft erlaſſen/ jedoch die gerichtlichen Acta
wohl verwahren/ und auff deſſen Leben und Wandel gute Achtung

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[574/0581] V. Buch/ Cap. I. daß ſelbige Zauberey wegen verdaͤchtig oder beſchuldiget wuͤrde? Ob ſie nicht geſagt/ ſie haͤtte von jener gelernt ein Stuͤcklein/ daß man noch eins ſo viel Butter als ſonſt machen koͤnne? Ob nicht der Nachbarin Bier etliche mahl umgeſchlagen und in Buͤtten ſauer worden? Wer ihr ſolches berichtet/ ob ſie nicht an dem Tage bey ihr geweſen? Ob ſie nicht geſagt/ ſie wuͤſte Mittel dagegen/ und was ſie darunter meynete? Ob ſie nicht mit andern auff dem Felde von dieſem Brauen geredet? Was fuͤr Urſache ſie zu ſolchen Reden gehabt? Ob ſie von jener nicht beſtrafft/ daß ſie ſich des Schadens gefreuet? Wie ſie denn ſagen moͤ- ge/ ſie habe es beklagt? Ob ſie mit niemanden in Feindſchafft gelebet? Ob ſie niemanden gedrohet? Ob ſie nicht ſelbſt Schuld darann haͤtte? Ob ſie auch vermeynte/ daß ſolches von boͤſen Leuten herkaͤme? Ob ſie nicht wegen ihres Bierbrauens gefraget? Ob ſie nicht geſagt/ ſie haͤtte es wohl vorher gedacht/ daß es jener mit Brauen alſo gehen wuͤrde? Und iſt hierbey zu vermahnen/ richtig mit ja oder nein zu antworten/ daß ſie es eydlich geſtehe oder verlaͤugne; insgemein aber iſt zu betrachten/ ob das Verbrechen ſchwer oder geringe? bekandt oder geheim? offt oder ſelten begangen? leicht zu erweiſen oder nicht? P. H. O. Art. 44. §. 19. Hexerey Anzeigen ſind ferner: Jemand das Zaubern lehren wollen/ inſonderheit Draͤuung/ darauff wunderſame unge- woͤhnliche Wuͤrckung erfolget; ja wann bey einem zauberiſche Buͤ- cher/ Werckzeuge/ Gifft und andere aberglaͤubiſche Dinge gefunden werden; darum ein ſolcher wohl mag gefraget werden/ wie er dazu komme? Womit/ wie und wenn ſolches geſchehen? Mit was fuͤr Wor- ten/ Gebehrden oder Wercken? Ob und wo ſie irgend etwas begraben oder verwahret; welches dann nachzuſuchen/ und mag ein deßfalls verdaͤchtiges Weib auch wohl ihre Haußwohnung zu aͤndern genoͤthi- get werden; weiter kan man forſchen/ ob ſie auch gegen mehr und was fuͤr Perſonen ſolches gebraucht/ und was fuͤr Schaden damit geſche- hen? Alſo geben auch endlich Verdacht unempfindliche Leibes Mahl- zeichen und Brandmerckungen/ deren heutiges Tages groſſer Miß- brauch vorgeht. Hexerey An- zeigen. P. H. O. Art. 52. §. 20. Endlich in Zauberey-Sachen/ allwo oͤffters die Anzeigen nicht genung ſind zur Peinigung/ auch Reinigungs Eyd gefaͤhrlich/ ſoll man Beklagten zwar der Hafft erlaſſen/ jedoch die gerichtlichen Acta wohl verwahren/ und auff deſſen Leben und Wandel gute Achtung geben/

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/581>, abgerufen am 01.07.2024.